Boom sorgt für Engpässe
Warum Velos in der Schweiz Mangelware sind

Velos sind seit der Corona-Pandemie gefragter denn je. Nicht nur in der Schweiz. Aber wegen Lieferengpässen aus Asien, kommen kaum mehr neuen Fahrräder in der Schweiz an. Immerhin werden dort 90 Prozent aller Velos hergestellt.
Publiziert: 11.02.2021 um 13:39 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2021 um 10:09 Uhr
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Der Velo-Boom in der Schweiz macht auch vor dem Winter nicht Halt. Der Frühling wird die Nachfrage noch beschleunigen. Das Problem: Es gibt kaum neue Velo-Lieferungen aus Asien.
Foto: keystone-sda.ch
Franziska Scheven

Kaum vorstellbar bei diesen Temperaturen. Aber der Frühling wird sicher kommen. Das wissen auch die Velo-Verkäufer und stehen vor einem Problem. Der Schweiz gehen bald die Velos aus.

Der Grund: Die Schweizer stellen kaum noch Velos selber her. «Velos und Ersatzteile in der Schweiz stammen zu 90 Prozent aus Asien», bestätigt der Geschäftsführer vom Verband Velosuisse, Martin Platter (56). Und nicht nur das.

Verlockend billiger aus Asien

Weil der Transport aus Asien. die meisten Velos stammen aus China, in den letzten Jahren immer einfacher und günstiger wurde, verkleinerten Velo-Anbieter hierzulande auch noch ihre Lager.

«In den letzten Jahren ging man immer mehr dazu über, die Transportwege zum rollenden, schwimmenden, und fliegenden Warenlager umzufunktionieren», sagt Platter. «So hat man hierzulande Kosten gespart.»

«Corona wirkt wie ein Brandbeschleuniger»

Das rächt sich jetzt. Galt vor Corona noch eine Pünktlichkeitsrate im Containertransport auf dem Seeweg von 96 bis 98 Prozent, ist diese nun um 50 Prozent gesunken. Auch die Preise sind explodiert. «Der Containertransport zwischen Asien und Europa ist von 1600 Dollar auf bis zu 11'000 Dollar gestiegen», sagt Platter. «Es gibt bereits Transporteure, die per Lastwagen auf der Seidenstrasse die Waren von China nach Europa spedieren.»

Der derzeitige Engpass ist aber laut Platter nicht allein den Lieferschwierigkeiten aus Asien geschuldet. Auch die unerwartet hohe Nachfrage nach Velos – nicht nur in der Schweiz – stelle ein Problem dar. «Corona wirkt überall wie ein Brandbeschleuniger», sagt Platter.

Nicht nur Schweizer steigen aufs Velo um

Tatsächlich: Viele Länder haben während der Krise das Radfahren nicht nur mit zusätzlichen Fahrspuren und staatlichen Zuschüssen gefördert. In zahlreichen Ländern durften die Werkstätten trotz Lockdown offenbleiben, um die Mobilität der Bevölkerung sicherzustellen.

«Das hat die Nachfrage nach Fahrrädern natürlich enorm beflügelt», sagt Platter. Wie auch die Tatsache, dass das Reisen während der Ferienzeit stark eingeschränkt oder sogar verboten wurde, sagt er. «Da kann man nicht mehr viel machen ausser Wandern und Velofahren. Selbst im Winter, da viele Skigebiete in den Nachbarländern amtlich verordnet zubleiben mussten.»

Bei kleinen Herstellern suchen

Aber Platter kennt auch Lösungen aus dem momentanen Debakel. Der Kunde muss flexibel bleiben. «Versteife ich mich auf ein ganz bestimmtes Modell in einer ganz bestimmten Ausstattung, Farbe und Grösse, dann kann es tatsächlich unter Umständen länger dauern», sagt Platter.

Er rät, auch nach anderen Modellen Ausschau zu halten, die eventuell leichter zu beschaffen sind. Und: Ein kleiner Teil der Velos wird auch noch hierzulande produziert. Beispiele dafür sind die Marken Tour de Suisse aus Kreuzlingen TG oder Komenda aus St. Gallen. Deren Stunde schlägt jetzt. «Man sollte sich auch bei den kleineren Marken umzusehen, die die Velos noch selber aufbauen», rät Platter. «Die sind flexibel. Da sind die Wartezeiten moderat.»

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