Alle betonen, wie wichtig die Booster-Impfung für die Pandemie-Bekämpfung ist. Doch nicht alle bekommen den Booster – noch nicht. Denn trotz hohen Infektionszahlen und Impfdurchbrüchen sollte die Schweiz nach Ansicht von Christoph Berger (59), Präsident der Eidgenössischen Impfkommission, an der Wartezeit von sechs Monaten für Booster-Impfungen festhalten.
Das Ziel der Booster-Impfung sei der Schutz vor einer schweren Erkrankung. Deshalb müssten zuerst jene mit dem höchsten Risiko geimpft werden, deren letzter Impftermin am weitesten zurückliege, sagte Berger in einem Interview mit den Zeitungen von CH Media.
Seien diese Impfungen erfolgt, könne man über eine Verkürzung der Frist diskutieren. Doch es gibt auch Experten, die es lieber sähen, wenn man die Booster-Impfung schneller verabreichen würde.
Ist es sinnvoll, sich erst nach sechs Monaten boostern zu lassen?
Ja, sagen die Eidgenössische Impfkommission (Ekif) und das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Wer geimpft ist, hat im Fall eines Impfdurchbruchs meist einen milden Verlauf. Der Intervall zwischen der zweiten und der dritten Impfung dürfe zudem nicht zu klein sein, weil sich sonst der Schutz verringere. «Unter vier Monate geht nicht», sagte Ekif-Präsident Christoph Berger im CH-Media-Interview.
Ein bisschen anders sieht das die Corona-Taskforce. Sie schreibt: «Eine massive Erhöhung der Impfgeschwindigkeit und ein Verkürzen des Abstands zwischen zweiter und dritter Impfung auf drei bis vier Monate würden erlauben, dass ein grösserer Teil der Geimpften ihre dritte Dosis erhalten könnte vor einer Ansteckung mit Omikron.»
Wie Tanja Stadler (40), Präsidentin der wissenschaftlichen Corona-Taskforce, an der Pressekonferenz vom Dienstag sagte, werde Omikron bis Anfang 2022 vorherrschend sein. Da eine dritte Impfung nach etwa vier Monaten einen kurzfristigen Schutz von 60 bis 85 Prozent bringt, wäre das schnelle Impfen zu begrüssen. «Es hätte kurzfristig eine sehr positive Wirkung», sagte Stadler. Der Booster müsste aber so schnell wie möglich verabreicht werden.
Soll ich mich überhaupt boostern lassen?
Boostern ist angesichts der drohenden Verbreitung von Omikron noch mal entscheidender geworden. Die dritte Impfung sei «essenziell wichtig», sagte Taskforce-Präsidentin Stadler an der Pressekonferenz des BAG. Wer sich eine dritte Impfung holen könne, der solle das jetzt unbedingt so schnell wie möglich tun, ergänzt Stadler.
Muss man sechs Monate warten?
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) empfiehlt seit neustem bereits nach drei Monaten eine Booster-Impfung. Auf eine Twitter-Frage, ob es denn ein gesundheitliches Risiko gebe, wenn man sich bereits nach fünf Monaten boostern lasse, antwortet Infektiologe Manuel Battegay (61): «Nein, gemäss EMA und auch allem, was immunologisch Sinn macht, nicht.»
Es würde darum auch Sinn machen, freie Impftermine möglichst schnell an Leute zu vergeben, die sich schon nach fünf Monaten boostern lassen möchten, schreibt Battegay weiter.
Doch wie Christoph Berger von der Impfkommission immer wieder betont, sei die Booster-Impfung zentral für den Schutz vor einer schweren Infektion – und das sei gegeben, wenn man sechs Monate nach vollständiger Impfung boostert. «Das tut die Schweiz», so Berger. Auch das BAG sprach an der Pressekonferenz stets von der 6-Monate-Frist.
Wo bekomme ich in meinem Kanton den Booster?
In Impfzentren, bei Ärzten oder auch in Apotheken. An den meisten Orten wird nur auf Termin geboostert. Blick hat die grosse Übersicht hier.
Gibt es einen Kanton, der schon vor Ablauf der sechs Monate impft?
Offiziell bis jetzt nur der Kanton St. Gallen. Seit dem 9. Dezember kann man sich dort bereits nach 5,5 Monaten für die Booster-Impfung anmelden.
Wie komme ich an die Impfung, wenn ich nicht sechs Monate warten will?
Durch eine sogenannte Off-Label-Impfung. Dabei unterschreiben Sie, dass Sie den Booster schon vor Ablauf der sechsmonatigen Wartefrist machen möchten. Fragen Sie Ihren Hausarzt, ob er Ihnen die Impfung verabreicht. Zudem bieten auch bereits viele Schweizer Firmen die Booster-Impfung für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an.
Kann ich zum Boostern auch ins Ausland gehen?
Kaum. In Frankreich kann sich nur boostern lassen, wer dort auch krankenversichert ist. In Deutschland, wer dort versichert ist oder in einer Einrichtung wie Pflege, Altersheim, Lebensmittelhandel, Verwaltung oder Kinderbetreuung arbeitet. Wien macht eine Ausnahme und boostert alle, die dort arbeiten, leben oder sich gerade in der Stadt aufhalten. Nur muss, wer nach Wien will, einen langen Anfahrtsweg in Kauf nehmen. Auch erwacht Österreich erst langsam aus dem Lockdown. Die Hotellerie in Wien bleibt bis zum 20. Dezember geschlossen.