Es tönt zu schön, um wahr zu sein: Die Schweizerische Post verkauft liegengebliebene Pakete für 1.95 Franken. In den Päckli könnte sich alles befinden. Jemand schwärmt auf der Website beispielsweise von einer nigelnagelneuen Apple Watch. Dabei handelt es sich aber nicht um ein Angebot der Post – sondern eine Betrugsmasche.
Blick-Leserreporter Benjamin R.* (65) ist auf die Betrüger reingefallen. Auf Facebook ist ihm das Angebot der «Post» aufgefallen. Das neue Post-Logo prangte zuoberst auf der Webseite der Betrüger. Der Facebook-Post sowie die Seite sind in sauberem Deutsch verfasst. «Die Betrüger sind mittlerweile richtig gut. Aber eigentlich sollte man nicht auf so etwas hereinfallen», so R.
Nachdem er zwei Pakete bestellt hatte, begann er sich über das Angebot zu wundern. «Schliesslich verkauft die Post ja gar keine liegengebliebenen Pakete.»
Weitere Betrugsmaschen
Nach kurzer Recherche war R. klar, dass er Opfer einer Betrugsmasche geworden war: «Ich habe sofort meine Kreditkarte sperren lassen, mit der ich bezahlt hatte.» Denn bei so tiefen Geldbeträgen wollen die Betrüger wohl nur an die Kreditkartendaten kommen. Die Bank habe ihm versichert, dass sonst nichts mit dem Konto passieren kann. Für die neue Karte muss er selber aufkommen.
Anzeige gegen unbekannt
Der Schweizerischen Post ist die Masche seit Oktober bekannt. «In solchen Fällen ist die Post – genauso wie die Betroffenen – selbst Opfer von Kriminellen», teilt eine Sprecherin auf Anfrage von Blick mit. Auf ihrer Website sowie über soziale Medien warnt die Post vor den Betrugsversuchen.
«Wir haben im vorliegenden Fall bei der Polizei eine Anzeige gegen unbekannt eingereicht. Auch haben wir den Facebook-Mutterkonzern Meta informiert, dass es sich bei diesem Inserat um eine Betrugsmasche handelt», so die Sprecherin weiter. Betroffenen Kundinnen und Kunden rät die Post, sich ebenfalls an die Polizei zu wenden.
Ein kleiner Teil der Postsendungen können tatsächlich nicht zugestellt werden. Diese werden aber nicht übers Internet verkauft – stattdessen wird der Empfänger mittels Detektivarbeit ermittelt. Klappt das nicht, wird die Ware für mindestens drei Monate aufbewahrt und danach über eine spezialisierte Partnerfirma verkauft.
Post nicht das erste bekannte Opfer
Im Oktober wurde der Flughafen Zürich Opfer einer ähnlichen Betrugsmasche. Anstatt Päckli gab es Koffer für 1.95 Franken. Weil die gefälschte Facebook-Seite von vielen Usern gemeldet wurde, ist diese in der Zwischenzeit gesperrt worden.
Vor der Bestellung lohnt sich ein Blick auf die URL. Dann wird schnell klar, dass es sich nicht um ein Angebot der Schweizerischen Post oder des Flughafens Zürich handeln kann. Wer hinter der Website steckt, steht im Impressum. Dieses muss eine Firmenadresse, eine E-Mail-Adresse sowie rechtliche Informationen wie etwa einen Handelsregistereintrag enthalten.
Wenn man von der Website zu einem Kaufabschluss gedrängt wird, ist das ebenfalls ein Warnsignal. Bei der gefälschten Website der Post ploppte beispielsweise ein Timer auf: Für den Kauf blieben angeblich nur noch 30 Minuten. Dann lieber die Finger vom Angebot lassen.
*Name geändert