Marcel S. dachte, er hätte den Jackpot gezogen – plötzlich waren 800 Franken weg
Instagram-Betrüger locken Blick-Leser in perfide Glücksspiel-Falle

Erst hiess es, er gewinne ein Handy und Geld, dann musste er plötzlich bezahlen: Blick-Leser Marcel S. ist auf einen Instagram-Betrüger hereingefallen. Der Geschäftsführer der echten Firma kennt die fiese Masche bereits.
Publiziert: 15.07.2023 um 01:15 Uhr
|
Aktualisiert: 15.07.2023 um 07:42 Uhr
1/8
Diese Instagram-Nachricht versetzte Marcel S. in Hochstimmung. Leider nur für kurze Zeit.
Foto: zVg
Aurelia Schmidt

Vor weniger als 24 Stunden machte Marcel S.*(48) noch Freudensprünge. Ein brandneues Handy und jede Menge Geld sollte er gewonnen haben. «Das Profil sah echt aus – es war sogar verifiziert. Ich konnte mein Glück kaum fassen», erzählt er. Doch inzwischen ist ihm das Lachen vergangen. Er fiel auf Betrüger herein – und verlor dabei sogar noch 800 Franken.

Am Donnerstagabend wurde S. vom vermeintlich grössten Geschenk-Onlineshop der Schweiz auf Instagram kontaktiert. «Herzlichen Glückwunsch, Sie wurden zufällig auf die Suchwand gewählt», steht in der Nachricht, die ihm vom angeblichen Account vom «Geschenkparadies» gesendet wurde. «Sie haben ein iPhone 13 Pro und 600 Franken gewonnen, an welche Farbe denken Sie?» Marcel S. freute sich. «Morgen um 14 Uhr erhalten Sie das Geschenk», versicherte ihm der Absender. Doch mit der Zeit wurde der Betrüger fordernd und liess Formalitäten – zum Beispiel wie das Siezen – weg: «Hast du eine Twint-App oder nicht?»

«
«Von da an wurde ich langsam misstrauisch.»
Marcel S. über den Betrugsfall
»

Plötzlich forderte der Absender eine Anzahlung, die angeblich sofort wieder rückerstattet werden sollte. «Von da an wurde ich langsam misstrauisch», sagt der Blick-Leser. Er forderte einen Beweis, dass er tatsächlich gewonnen hat. Daraufhin sendete der Fake-Account Bilder von anderen glücklichen Gewinnern. Und schrieb: «Ich mache keine Witze, das ist echt.» S. ignorierte sein mulmiges Bauchgefühl. Zu gross war die Neugierde: «Es hat mich gereizt – und dann bin ich eben in die Falle gelaufen.»

Es begann ein kompliziertes Hin und Her, immer wieder erhielt Marcel S. Twint-Codes, an die er verschiedene Summen überweisen sollte. «Und plötzlich war das Geld weg – insgesamt 800 Franken», sagt Marcel S. frustriert. Gegen 22 Uhr begann er verzweifelt damit, dem Absender mit der Polizei zu drohen. Doch eine Antwort blieb aus.

Betrugsfälle wie dieser sind Andreas Hink (43), dem Geschäftsführer vom richtigen Geschenkparadies.ch, leider nichts Neues: «Generell kennen wir das Problem, dass in unserem Namen Fake-Gewinnspiele durchgeführt werden», sagt er zu Blick. Hink weiss, wie perfide die Betrüger vorgehen. «Man erkennt die Fake-Accounts auf Instagram am Nutzernamen – unser offizieller Nutzername heisst geschenkparadies.ch. Betrüger erweitern diesen mit einer Zahl, einem Unterstrich oder bauen einen kleinen Rechtschreibfehler ein.» Laut Hink sucht und meldet die Firma regelmässig Fake-Accounts, allerdings entstehen immer wieder neue. «Es ist eine bekannte Betrugsmasche, die leider einfach immer wieder zieht», so der Geschäftsführer.

«
«Wir können nur zur Vorsicht mahnen.»
Andreas Hink, Geschäftsführer von Geschenkparadies.ch
»

«Wir arbeiten mit Wettbewerben, jedoch gibt es nie Geldpreise, sondern Sachpreise aus unserem eigenen Sortiment, wie zum Beispiel einen Erlebnisgutschein.» Deswegen sei insbesondere bei zwielichtigen Direkt-Nachrichten Vorsicht geboten. «Am besten immer einen verdächtigen Account melden, damit ein allfälliger Betrug auffliegen kann», rät Hink.

Und: «Wenn wir einen Wettbewerb machen, dann informieren wir unsere Nutzer über Instagram, fragen aber nie nach Bank- oder Kreditkartendaten oder fordern Vorleistungen», erklärt Hink. «Wir können nur zur Vorsicht mahnen.»

*Name geändert

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?