Blick-Leserin Giulia H.* (40) will sich eigentlich nur hübsche Nike-Turnschuhe mit einem Gänsenblümchen darauf kaufen. Auf Facebook ist ihr eine Werbung ins Auge gesprungen. Der Onlineshop Paul Rosenbach, der die Werbung schaltete, verspricht auf der Website «Mode aus Zürich». Und schreibt sich Langlebigkeit und Nachhaltigkeit auf die Fahne.
Giula H. bestellt ihre Blümchen-Nikes und zusätzlich noch ein Paar weitere Turnschuhe und eine Hose – für 160 Franken. «Als die Bestellbestätigung nicht sofort per E-Mail kam, wurde ich das erste Mal misstrauisch», sagt sie. Eine E-Mail kam dann doch noch, sah laut H. aber seltsam aus.
10 Tage später kommt die Ware an: «Als ich das Paket sah, wusste ich sofort: Das war ein Fehlkauf.» Von Paket kann man dabei kaum sprechen: Die Ware wird in einem Plastiksack geliefert. Die Schuhe kommen ohne Schachtel. Die Lieferung sieht in etwa gleich aus, wie wenn man bei den chinesischen Billig-Anbietern Wish oder Aliexpress bestellt. «Es hatte auch keinen Brief im Päckli», erzählt Giulia H. Spätestens beim Googeln wird ihr klar: Sie hätte nicht bei Paul Rosenbach bestellen sollen!
Gefälschte Nike-Schuhe
Bei den Schuhen handelt es sich um eine billige Nike-Kopie. «Statt Nike steht hinten Fashion», beschreibt H. Auf der Seite der Sohle steht Air, wie beim beliebten Nike-Air-Modell üblich. Kaputt sind die Schuhe auch noch – der Leim löst sich bereits. Die Hose entspricht ebenfalls nicht dem Bild auf der Webseite und ist viel zu gross. Bei den zweiten Schuhen ist die Sohle steinhart. «Mit diesen kann man gar nicht laufen.»
Für die Leserin ist klar: Sie will die Hosen und Schuhe nicht behalten, sondern zurückschicken. «Online hiess es, ich müsse dafür eine Mail machen.» Antwort bekommt sie zwar. Ihr Wunsch nach einer Telefonnummer bleibt aber unerfüllt. «Zurzeit haben wir kein Callcenter-System, bitte schreiben Sie uns hier», kommt als Antwort lediglich zurück.
Geld zurück gibts nicht. Nur einen Gutschein. Der Grund: Die Ware ist reduziert. Der Witz an der Sache: Auf der Website sind alle Kleidungsstücke reduziert. «Für mich ist klar, dass ich dort nie mehr bestelle», sagt Giulia H. Einen Gutschein will sie deshalb nicht.
Zudem teilt der Onlineshop mit, dass die einzige Möglichkeit einer Rückerstattung darin bestehe, die Ware zurück an den Absender zu schicken. Nach Hongkong. Auf eigene Kosten. Gemäss Website der Post kostet das mindestens 50 Franken.
Giulia H. schickt die Ware deshalb nicht zurück. «Es war eine absolute Fehlinvestition. 160 Franken sind futsch.»
Unlauterer Wettbewerb
Beim Konsumentenschutz sind bereits einige Meldungen wegen des Onlineshops Paul Rosenbach eingegangen. «Dropshipping als solches ist bei uns immer wieder ein Thema», teilt die Stiftung mit. Das heisst, die Ware wird direkt vom Hersteller an den Endkunden versandt.
«Aus unserer Sicht handelt es sich hier klar um unlauteren Wettbewerb, weil das Unternehmen mit ‹Mode aus Zürich›, ‹umweltfreundlicher Produktion und fairen Arbeitsbedingungen› wirbt. Einen Zusammenhang mit Zürich – oder Berlin, das auch genannt wird – können wir aber nicht feststellen», sagt der Konsumentenschutz. Da das Unternehmen aber in China sitzt, hat der Verstoss faktisch keine Folgen. Der Onlineshop biete zum Teil genau die gleichen Produkte wie Alibaba an. Aber zu einem teureren Preis.
Impressum macht stutzig
Laut Impressum steckt hinter dem Onlineshop Paul Rosenbach ein Unternehmen namens «Acessoires & Designs Ltd.» mit Adresse in Hongkong. Ein Blick ins Schweizer Handelsregister ergibt denn auch weder für Paul Rosenbach noch die Acessoires & Designs Ltd. einen Treffer.
Der Konsumentenschutz teilt mit, dass die Hongkonger Firma mindestens einen weiteren Onlineshop betreibt, der den Eindruck erwecken soll, dass hochwertige Ware aus Europa verschickt wird: juweliermeier.com. Dort ist im Impressum als Repräsentant ein Max Mueller eingetragen, ein offensichtlicher Fake-Name. Bei Paul Rosenbach ist im Impressum ebenfalls kein voller Name zu finden, lediglich ein «Andreas H.»
Das Unternehmen lässt eine Anfrage von Blick unbeantwortet. Alles Anzeichen, welche die Alarmglocken vor einer Online-Bestellung schrillen lassen sollten. Im Fall von Giulia H. ist es dafür bereits zu spät. Deswegen erzählt sie im Blick von ihrem Fehler. «Ich möchte nicht, dass das auch anderen passiert.»
* Name geändert