Vorne, Mitte oder hinten?
Wo es im Flugzeug am sichersten ist

Bei den jüngsten Abstürzen in Korea und in Kasachstan sassen die Überlebenden zuhinterst im Flugzeug. Ist das Zufall? Oder fliegt man auf den hinteren Plätzen tatsächlich sicherer? ETH-Experte Peter Wild ordnet für Blick ein.
Publiziert: 06.01.2025 um 15:37 Uhr
|
Aktualisiert: 07.01.2025 um 14:59 Uhr
1/5
179 Menschen starben am 29. Dezember in Südkorea, als ein Passagierflugzeug nach einer Bauchlandung gegen eine Mauer prallte. Nur zwei Crewmitglieder ganz hinten im Flieger überlebten.
Foto: AFP

Auf einen Blick

  • Flugzeugabstürze: Hintere Sitze sicherer? Experte erklärt Vor- und Nachteile verschiedener Plätze
  • Jeder Unfall ist anders, dutzende Szenarien sind denkbar
  • Tödliche Abstürze selten: 103'239 Jahre täglich fliegen für einen Unfall
  • Unfälle sind meist überlebbar: Bei der Evakuierung zählt jede Sekunde
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_1108.JPG
Gabriel KnupferRedaktor Wirtschaft

Zwei Flugzeugabstürze schockierten die Welt in der Altjahrswoche. Erst verunglückte der Azerbaijan-Airlines-Flug 8243, 38 von 67 Menschen an Bord starben. Dann prallte der Jeju-Air-Flug 2216 nach einer Bauchlandung in eine Mauer. Von den 181 Passagieren und Besatzungsmitgliedern überlebten einzig ein Flugbegleiter und eine Flugbegleiterin.

Obwohl die Umstände der beiden Unfälle völlig anders waren, gibt es eine Parallele: Die Überlebenden in beiden Crashs sassen im hinteren Teil des Flugzeuges. Sind also die hintersten Plätze im Flieger im Fall eines Absturzes die sichersten Plätze?

Studie zeigte geringste Sterblichkeit hinten

Eine Studie für das Nachrichtenmagazin «Time» aus dem Jahr 2015 scheint die Theorie zu bestätigen: Die Analyse ergab, dass die Sitze im hinteren Drittel des Flugzeugs bei Abstürzen mit Toten und Überlebenden eine Sterblichkeitsrate von 32 Prozent aufwiesen, verglichen mit 39 Prozent im mittleren Drittel und 38 Prozent im vorderen Drittel.

Doch das Ergebnis hat einen Haken: Verglichen wurden gerade einmal 17 Unfälle aus den Jahren 1985 bis 2000. Die Daten sind also alt und die Stichprobe ist klein.

Jeder Unfall ist anders

«Die vorderen Sitze haben sicher eher das Risiko, dass sie in Konflikt mit einem Hindernis stehen», sagt Experte Peter Wild (56), der an der ETH Zürich zum Thema Luftfahrt lehrt.

Aber jeder Unfall sei anders. «So könnte man auch sagen, dass Sitze über dem Flügel sicherer sind, denn dort hat man die stärkste Flugzeugstruktur unter sich», gibt Wild zu bedenken. «Es gäbe Dutzende Szenarien, die man sich überlegen könnte oder abwägen könnte.»

So zum Beispiel bei einem Platz nahe bei einem Notausgang. «Sitze bei einem Ausgang erhöhen die Chancen, dass man schneller draussen ist. Aber sie bergen auch die Gefahr, dass man bei einer Evakuierung eher überrannt wird», so Wild.

Die meisten Unfälle sind überlebbar

Dabei ist klar: Tödliche Flugzeugabstürze sind sehr selten und die meisten Unfälle sind überlebbar. «Eine Person müsste im Durchschnitt 103'239 Jahre lang jeden Tag mit dem Flugzeug reisen, um einen tödlichen Unfall zu erleiden», so Wild. «Das Gefährlichste ist wohl der Weg an den Flughafen und von dort wieder nach Hause.»

Viel häufiger sind Evakuationen, bei denen die Passagiere den Flieger über die Notausgänge verlassen müssen. Dabei zählt jede Sekunde, wie sich nach der Flugzeugkollision in Tokio-Haneda vor einem Jahr zeigte: Alle 379 Passagiere und Crewmitglieder des beteiligten Airbus konnten das brennende Flugzeug verlassen, bevor es innert Minuten komplett ausbrannte.

Entscheidend ist dabei, dass die Passagiere ihr Handgepäck zurücklassen und die Evakuierung nicht durch Filmen mit dem Handy oder Diskussionen mit der Crew behindern.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.