Björn Hofer (40), Geschäftsführer von Imgrüth Velos in der Stadt Luzern, ist ausser sich. Wegen Änderungen im Postzustelldienst kann er sein Service-Versprechen nicht mehr einhalten. «Bisher konnte ich Velo-Ersatzteile bei meinen Grosshändlern bis zu einem bestimmten Zeitpunkt bestellen und hatte die Teile dann am Folgetag etwa um 9 Uhr bei mir im Laden», holt Hofer aus.
Doch vor einer Woche kommt die Hiobsbotschaft: Der für seinen Laden zuständige Pöstler informiert Hofer mündlich über eine «Systemumstellung». Er könne seine Auslieferungsroute nicht mehr selber bestimmen, sondern müsse nun entlang täglich neu vorgegebenen Routen zustellen. Deshalb kommen die Pakete im Veloladen seit einigen Tagen «irgendwann zwischen 9 und 17 Uhr» an, so Hofer. Vernünftig planen lässt sich damit nicht: «So haben wir keine Chance, unseren 24-Stunden-Veloservice aufrechterhalten zu können», wettert Hofer unisono mit Geschäftsinhaberin Iris Hansmann (45).
30 Franken für zeitbestimmte Zustellung
Hofer versucht, sich an die Post zu wenden. Telefonisch steckt er zunächst 30 Minuten in einer Warteschlaufe. Dann erhält er Bescheid, dass er sich online registrieren soll, um ein gewünschtes Zeitfenster zu definieren. Erst danach erfährt er, dass er als Firmenkunde online eine Offerte für einen bestimmten Auslieferungszeitpunkt einholen kann. Das kostet «als Basispreis» um die 30 Franken – pro Lieferung, wohlverstanden!
Für ein KMU viel zu viel. Kunden, die ihr Velo gerne am selben Tag geflickt zurückhaben möchten, muss Hofer warnen: Dafür gibt es keine Gewähr mehr. Das älteste Velogeschäft in Luzern – der Familienbetrieb ist 71 Jahre alt – muss wegen der Postumstellung Abstriche beim Service machen.
Hofer ist nicht der Einzige, der mit diesen Problemen kämpft. Auch bei Rösch Schliesstechnik um die Ecke ärgert man sich über die unregelmässigen Lieferzeiten. «Wir wären für eine saubere Anlagenmontage darauf angewiesen, dass die Paketlieferungen regelmässig zugestellt werden», sagt Geschäftsführer Philipp Rösch (27). Es sind also mehrere KMU betroffen.
Mehr zur Schweizerischen Post
Die Post stellt ihre Paketzustellung um
Auf Anfrage von Blick bestätigt Post-Sprecherin Silvana Grellmann, dass die Post ihre Paketzustellung neu organisiert. «Aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs im Onlinehandel verändern sich die Anforderungen an die Post in der Paketzustellung», argumentiert sie.
Bereits Anfang 2022 hat die Post deshalb eine «dynamische Laufroutenplanung», kurz «Dyla», lanciert. Diese führt sie etappenweise bis Ende 2023 schweizweit ein. Nun war Luzern an der Reihe.
Dyla führt den Pöstler per App von Stopp zu Stopp und plant die optimale Reihenfolge der Pakettour tagesaktuell, ausgehend von tatsächlichen Paketmengen sowie verfügbaren Mitarbeitenden. Der Vorteil: Die Post kann flexibler auf Mengenschwankungen oder Verkehrseinschränkungen reagieren und Paketboten mit wenig Gebietskenntnissen besser leiten. Der Nachteil: Die Pakete kommen zu unterschiedlichsten Zeiten an.
Frühe Zustellung erfolgte freiwillig
Grellmann hält fest, dass die Post die Paketzustellung vor 10 Uhr bislang «auf freiwilliger Basis» umsetzte. Dies sei aber nicht im Dienstleistungsangebot festgehalten. Geschäftskunden mit durchschnittlich 15 oder mehr Paketsendungen pro Woche erhalten ihre Pakete immer noch bis spätestens 10 Uhr.
Hofer bleibt damit wohl nichts anderes übrig, als sein Service-Versprechen zu begraben.