Staatsbetrieb muss 42 Millionen Franken sparen
Hunderte Jobs bei der Post in Gefahr!

Die Post haut 73 Millionen Franken für Bäume und Stars auf den Putz und muss sich gleichzeitig ein 42-Millionen-Sparprogramm verordnen. 300 Stellen im Konzern könnten gestrichen werden.
Publiziert: 07.09.2023 um 00:15 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2023 um 08:28 Uhr
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Roberto Cirillos Post kommt wegen ihrer Ausgabenpolitik nicht aus den Schlagzeilen.
Foto: Blick TV
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

70 Millionen Franken blättert die Post für den Zillbacher Forst in Deutschland hin. Dass der Staatskonzern mit dieser Investition auf dem Holzweg ist, kritisieren nicht bloss Experten für CO₂-Einsparungen. Auch in der Politik ist das Thema.

Dass es nicht rund läuft beim Staatskonzern, spüren jetzt die Angestellten: Die Post spart. Zusätzlich zu einem bereits bekannten Effizienzprogramm bei Logistik-Services und der Bündelung von Büroflächen sollen die Kosten nochmals um 42 Millionen Franken runter, wie Unterlagen zeigen, die Blick vorliegen. Der Post-Konzern bestätigt das Sparprogramm und dessen Umfang.

Kenner gehen von gegen 300 Mitarbeitenden aus, die deswegen ihre Stelle verlieren könnten. Die Post bezeichnet die Zahl als «spekulativ». Doch Sprecher Tobias Lang gibt zu: «Aber ja, bei einem Vorhaben in dieser Grössenordnung müssen wir mit Auswirkungen auf die Mitarbeitenden rechnen.» Allfällige negative Auswirkungen würde die Post per Sozialplan abfedern.

Wie kommt man auf die Zahl?

Post-intern ist das grosse Thema, wie viele Arbeitsplätze mit der Sparübung verloren gehen. Mangels anderweitiger Möglichkeiten müssten die Kosten fast ausschliesslich über Jobstreichungen gesenkt werden.

Geht man vom 42-Millionen-Sparauftrag aus und rechnet man, dass in der Postverwaltung Löhne inklusive Sozialleistungen von 150'000 Franken nicht abwegig sind, kommt man auf 280 Vollzeitstellen, die wegfallen könnten. Aufgrund von Teilzeitpensen dürfte die Zahl der Betroffenen etwas höher liegen. Auch wenn die eine oder andere Million sonst wo eingespart werden kann: Summa summarum sind 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefährdet.

Wer um seinen Job fürchten muss

Dass der Stellenabbau bislang kaum Wellen geworfen hat, ist nicht nur den schlechten Halbjahreszahlen geschuldet: Der Gewinn sank um 141 Millionen auf 118 Millionen Franken, allen ist klar, dass sich etwas ändern muss. Dass es keinen Aufschrei gibt, hat auch damit zu tun, dass für einmal nicht Briefträger und Päcklisortierer über die Klinge springen müssen.

Auch nicht die ganz oben natürlich: Beim Sparprogramm «Effizienz und Entwicklung Funktionen», das mit «EF» abgekürzt wird, sollen die Verwaltungsbereiche Finanzen, Personal, Kommunikation, Information/Technologie sowie der Stab von Konzernchef Roberto Cirillo (51) je zehn Prozent der Kosten einsparen. Bis Ende Jahr müssen sie aufzeigen, wie. Ab März 2024 werden die Sparmassnahmen umgesetzt, spätestens 2025 sollen sie wirksam sein.

Ticket-Nachfrage bescheiden

Im Hinblick auf das Sparprogramm steht nicht nur der neue Post-Wald in Deutschland schräg in der Landschaft. Sondern auch ein zweitägiges Festival mit Stars im Multipack. Zwar betont die Post, dass das Festival ein Dank an die Mitarbeitenden gewesen sei. Angesichts des nun folgenden Streichkonzerts ein leiser Trost.

Die Ticket-Nachfrage fürs Festival war verhalten. Es hätten doppelt so viele Mitarbeitende teilnehmen können. So durfte, wer wollte, statt nur an einem Tag gleich an beiden Tagen teilnehmen. Die Post produzierte gar Videoclips, um die Angestellten an den Anlass zu treiben. CEO Cirillo persönlich trommelte darin fürs Festival mit DJ Bobo und Co. Auf Blick-Nachfrage nach den Kosten des Events sagt der Bundesbetrieb, die finale Abrechnung stehe noch aus. Man verweist auf die Budget-Obergrenze von drei Millionen Franken.

Äpfel mit Birnen verglichen

Selbst der Post wird «gschmuch», wenn sie 70 Millionen für Bäume und bis zu drei Millionen für Stars auf den Putz haut und gleichzeitig Personal abbaut: In einem internen Video für die Mitarbeitenden erklärt Katrin Nussbaumer, die Co-Leiterin von Cirillos Stab, auf die Frage, wie das Sparprogramm zum Post-Festival oder zum Waldkauf passe, hier vergleiche man «Äpfel mit Birnen». Post-intern sorgt das für Spott: «Warum nicht?», wird gewitzelt. «Schliesslich wachsen beide an Bäumen und mit denen kennt sich die Post ja jetzt aus.»

Und Matthias Dietrich, mit dem sich Nussbaumer im «Topsharing» (nein, nicht Jobsharing) die Stelle teilt, erinnerte «zum Waaald» im Clip an die Klimaziele des Staatsbetriebs. Und «En bref», also kurz gesagt: Um fit zu sein, müsse die Post schon heute an ihrer Kostenstruktur arbeiten.

Warum mit dem Besitzerwechsel eines Waldstücks dem Klima geholfen sein soll, wird der Belegschaft aber vorenthalten. Vielleicht ist das ja Thema des nächsten Sparvideos.


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