Die Post lässt sich nicht lumpen. Ihre Mitarbeitenden können im August Party machen an einem Festival, das der Staatsbetrieb eigens für sie in Zofingen AG ausrichtet.
Doch weder die KantiBänd Zofigen noch Zofingens Gospel Family Chor treten auf. Es sind klingendere Namen, auf die der gelbe Riese setzt.
Dörfs es bitzeli meh si?
Und es sind ja auch nicht bloss ein oder zwei Stars, für die die Post ihre Konten räumt. Sie kann gar nicht genug kriegen, wie das Newsportal «Argovia Today» bekannt machte: Es treten unter anderem der algerische Sänger Soolking, der deutsche Musiker Gentleman und die Schweizer Acts Stefanie Heinzmann, DJ Bobo, Francine Jordi, Hecht sowie Stephan Eicher auf.
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Das Post-Festival wird bis zu 3 Millionen Franken kosten. Die Post geht zwar davon aus, dass es weniger sein wird. Aber: Pro Teilnehmer sollen Kosten von 125 Franken anfallen. Platz hat es maximal für 12'000 Menschen auf dem Areal, auf dem zuvor das Heitere Open Air stattfindet und dessen Infrastruktur die Post nutzt. Weil die Post ihr Festival am 19. und 20. August, also über zwei Tage, durchführt, könnten maximal 24'000 Personen teilnehmen. So könnte es pro Teilnehmer derart teuer werden.
Keine Sonderkonditionen
Die Post bestätigt das. Und sie betont, man zahle den Künstlern die marktüblichen Gagen. Man profitiere also nicht von Sonderkonditionen. «Das wäre gegenüber anderen Festivals auch nicht fair», sagt Sprecherin Silvana Grellmann. «Die Post nimmt hier für ihre Mitarbeitenden eine grössere Summe in die Hand, um ihrer Wertschätzung für die tägliche Arbeit ihrer Mitarbeitenden Ausdruck zu verleihen.» Man wolle Dankbarkeit für ihren Einsatz ausdrücken.
Zwar werfen auch andere Grossbetriebe ähnliche Beträge pro Angestellten auf, wenn sie Jubiläum feiern, doch die Vielzahl der Künstler überrascht – gerade weil der Staatskonzern doch 100 Millionen Franken sparen muss und ohne die nun erfolgte Erhöhung der Porto-Kosten schier am Verlumpen wäre, wie CEO Roberto Cirillo (52) der Öffentlichkeit eingeredet hat.
Ein Star für jeden Anlass
Eine schlechte Finanzlage droht dem Staatskoloss vielleicht auch, weil man die Mitarbeitenden gerne mit Stars verwöhnt. Wie Blick weiss, buchte man im November 2021 schon den Rapper Stress (40) für die jährliche Kaderkonferenz, die damals in Montreux VD war. Und bei der Präsentation der neuen Post-Uniformen liess der Staatsbetrieb einmal mehr Moderatorin Christa Rigozzi (40) aus dem Tessin holen. Auch die schicken neuen Kleider für die Belegschaft samt neuem Post-Logo dürften ein paar Franken gekostet haben.
Bei all der Ausgabenfreudigkeit muss man den Beschäftigten beim Festival zum 175-Jahr-Jubiläum – das der Konzern eigentlich erst nächstes Jahr feiern kann – wohl schon mehr bieten.
Dabei wurde die Party-Tochter verkauft
Nicht grösser wird das Verständnis fürs Mega-Festival, wenn man an die Luxusfeiern in Vietnam denkt, mit denen die Post Schlagzeilen machte. Die als Party-Girl verschriehene Konzerntochter Swiss Post Solutions (SPS) hat die Post zwar abgeschossen, doch gelernt hat sie daraus offenbar wenig.
Und verbessert hat es die Post-Finanzlage auch nicht, dass sie für Verfehlungen bei Postauto über 200 Millionen Franken an zu viel bezogenen Subventionen an die öffentliche Hand zurückzahlen musste. Seit dem Postauto-Skandal sorgt der gelbe Riese laufend für negative Schlagzeilen.