Blick macht den Pfannen-Päckli-Test
Haben wir wirklich die «beste Post der Welt?»

Die Schweizerische Post wurde zum sechsten Mal in Folge zur besten Post der Welt gewählt. Aber wer sich ein Päckli mit der Post liefern lassen muss, dem kommen Zweifel daran.
Publiziert: 06.05.2023 um 00:21 Uhr
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Wer ein Päckli von der Post erwartet, muss am besten frei nehmen.
Foto: Zamir Loshi
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Wir haben die beste Post der Welt – jedenfalls wirbt die Schweizerische Post mit diesem Titel, den sie vergangenen Herbst zum sechsten Mal in Folge vom Weltpostverband verliehen bekommen hat.

Der Staatsbetrieb will das Schweizer Vorzeigeunternehmen sein, das unser Land im digitalen Zeitalter voranbringt. Seltsam nur: In Zeiten, in denen jede Online-Kundin per Mausklick bestimmen kann, zu welcher Stunde ihr der Coop die Fertigpizza, den Brotaufstrich und die Zahnpasta nach Hause liefert, schafft das die Post noch immer nicht.

Wann kommt das Päckli?

Blick bestellte bei Galaxus am 30. April eine Pfanne mit Deckel, worauf sich der Online-Händler umgehend per Mail für die Bestellung bedankte. Es geht eine Mail der Post ein, das Paket werde am 4. oder 5. Mai geliefert.

Wann nun? Am Donnerstag, 4. Mai, könnte man es wohl einrichten – wüsste man, um welche Zeit das Päckli kommt. Am Freitag geht das aber nicht. Gut, man könnte das Paket an eine andere Adresse liefern lassen. Bei der privaten Konkurrenz funktioniert das problemlos und recht kurzfristig. Versenden Online-Händler ihre Päckli über diese, kann der Kunde sie beispielsweise in der Berner Innenstadt in der Papeterie abholen.

Man könnte – wie die Post auf Nachfrage vorschlägt – das Päckli auch bei der Nachbarschaft abgeben lassen. Dazu muss man wissen: Die Schweizerische Post feiert kommendes Jahr ihren 175. Geburtstag. Und vor 175 Jahren war es vermutlich so, dass die gute Frau Müller oder die liebe Frau Meier von nebenan Hausfrau und daheim war. Heute aber gehen beide einer bezahlten Arbeit nach.

Erst googeln, dann registrieren

Man könnte das Päckli auch mit der Post an eine andere Adresse liefern lassen. Nur: Bei der besten Post der Welt ist das nicht so einfach. Sie empfiehlt auf Anfrage, der Kunde könne das Paket beispielsweise an einen MyPost-24-Automaten oder eine PickPost-Stelle zustellen lassen. Dadurch wäre garantiert, dass der Kunde sein Paket abholen kann, wenn er Zeit hat – auch spät abends oder früh morgens.

Also googeln: Und tipptopp, am Berner Hauptbahnhof befindet sich ein solcher MyPost-24-Automat. Bloss: Man muss sich da registrieren. «Für My Post 24 anmelden: Erstellen Sie ein Kundenkonto, indem Sie sich im Kundenportal ‹Meine Post› auf www.post.ch registrieren. Sie erhalten innert drei Arbeitstagen einen Code, um Ihre Adresse und damit Ihr Konto zu verifizieren. Nun können Sie My Post 24 und PickPost vollständig nutzen.»

In drei Arbeitstagen? Das Päckli kommt aber schon morgen – oder halt übermorgen! Wer weiss!

Bei den Privaten gehts mit wenigen Klicks

Man könne das Paket auch auf dem Sitzplatz, im Gartenhaus oder in der Garage deponieren lassen, teilt die Post mit. Gesetzt den Fall, der Päckli-Pöstler ist kein Fassadenkletterer oder Einbrecher, kommt er da aber nicht hin. Und eben: Da muss man sich bei der Post registrieren, sich auf der Webseite durch zig Möglichkeiten klicken und doch findet man nicht, wie man den späteren Zustelltag wählen kann. Beispielsweise den 7. Mai, wie die Post vorschlägt.

Derweil hätte man das Päckli bei der privaten Konkurrenz längst mit wenigen Klicks in die Papeterie um die Ecke umgeleitet. Man würde am Sonntag schon mit der neuen Pfanne kochen. Stattdessen soll man sich auf den Post-Webseiten abmühen, um es dann vielleicht zu schaffen, die Pfanne erst am Montag in Empfang zu nehmen.

Kurz nach 16 Uhr geht am Mittwoch, 3. Mai, die nächste Post-Mail ein: Lieferung «voraussichtlich am 4.5.2023 zwischen 7.30 und 11.30 Uhr». Jetzt müsste man sich rasch entscheiden, ob man sich die Zeit einrichten kann oder nicht. Bis 10 Uhr ja, ab dann aber gehts nicht mehr. – Mist! Also bleiben lassen.

Päckli ist da, der Magen bleibt leer

Am Donnerstagmorgen informiert um 10.48 Uhr eine Mail, das Paket sei um 10.22 Uhr zugestellt worden. Weil es im Milchkästchen keinen Platz hatte, wurde es vor die Haustür gestellt – wo es zum Glück auch am Feierabend noch steht.

Nur: Kochen ist dennoch nicht. Im Riesenpäckli befindet sich bloss der Deckel, die Pfanne aber nicht (was allerdings nicht die Schuld der Post ist). Nächstes Mal ist es wohl trotzdem besser, einen Online-Händler zu wählen, der nur mit dem zweitbesten Päckli-Dienst der Welt zusammenarbeitet. Oder besser ins Warenhaus Loeb? Ganz neu kann man da die Pfanne einfach mitnehmen – ohne Registrierung!

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