Während alle anderen Ferien machen, befindet sich die Schweizerische Post auf Einkaufstour. Stimmt die Wettbewerbskommission (Weko) dem Deal zu, schluckt der Staatskonzern demnächst die Logistikunternehmen Quickmail und Quickpac – und baut damit seine Monopolstellung aus.
Für Thomas Meier (47), CEO des Lehner Versands, sind das schlechte Neuigkeiten: «Für uns bedeutete das eine Preiserhöhung, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.» Seit es Quickmail gibt, lässt das Luzerner Versandhaus seine Kataloge durch den Post-Konkurrenten verteilen. Wer bestellt, bekommt seine Heimtextilien von Quickpac geliefert. «Gibt es keine Konkurrenz mehr, kann die Post künftig die Portopreise nach Belieben festlegen», glaubt der FDP-Kantonsrat und Nationalratskandidat.
Schwere Jahre für Logistikfirmen
Dass es überhaupt so weit kommen konnte, hat mit der ungünstigen Marktentwicklung zu tun. «Eine eigenständige Zukunft ist nicht mehr möglich», lässt sich Marc Erni, der Verwaltungsratspräsident der Quickmail Holding AG, in einer Mitteilung zitieren. Grund dafür seien die rückläufigen Briefmengen, der intensive Wettbewerb im Schweizer Paketmarkt und die «sehr hohen Betriebskosten». Dank der Übernahme durch die Post könne man die gewohnten Dienstleistungen mit einer starken Partnerin für alle Kunden fortsetzen.
Für Logistikunternehmen waren die letzten Jahre tatsächlich schwierig. Die weltweite Corona-Krise und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine verteuerten Strom und Papier. Viele Firmen schrumpften ihre Auflagen für gedruckte Werbematerialien. Statt dicker Kataloge gab es nur noch dünne Flyer. Für Post-Konkurrenten eine fatale Entwicklung. Und das wiederum hat mit der Monopolstellung des gelben Riesen zu tun: Sämtliche Sendungen mit einem Gewicht bis zu 50 Gramm darf hierzulande nur die Post verteilen.
So viel Verständnis Lehner-Versand-CEO Thomas Meier für Quickmail hat, so gross ist sein Ärger über die Politik. Diese habe es in der Vergangenheit versäumt, die Vormachtstellung der Schweizerischen Post zu brechen. In einem Bericht empfahl eine Expertengruppe um die frühere Ständerätin Christine Egerszegi (FDP, 75) im letzten Jahr, das Restmonopol für Briefe unter 50 Gramm abzuschaffen – bislang ohne Erfolg. Die Post argumentiert, dass diese Einnahmen zentral seien, etwa für die Finanzierung defizitärer Dienstleistungen in Randregionen.
Ikea will ökologische Partner
Neben dem Lehner Versand setzen auch Ikea, Betty Bossi oder Brack auf Quickmail und Quickpac, deren Fahrzeugflotte zu 100 Prozent aus Elektroautos besteht. Bei Brack geht man davon aus, dass man die Dienstleistungen auch in Zukunft werde nutzen können. Zu welchen Bedingungen? «Die Preisentwicklung kann aktuell nicht eingeschätzt werden, wird aber sicherlich Bestandteil der kommenden Gespräche sein», sagt Sprecher Lukas Keller.
Da der Entscheid der Weko noch ausstehe, will sich Betty Bossi zum jetzigen Zeitpunkt nicht zur Übernahme äussern. Und Ikea lässt gegenüber SonntagsBlick verlauten: «Ikea Schweiz will bis Ende 2025 alle Bestellungen in der ganzen Schweiz emissionsfrei ausliefern und bis 2030 klimapositiv werden. Zur Erreichung unserer Ziele sind wir auf ökologisch innovative Partner angewiesen.»