UBS sagt Zinswende voraus
Sinkt damit die Last für Mieter und Hypotheken-Besitzer?

Der Leitzins könnte laut UBS im nächsten Jahr wieder sinken. Aber was bedeutet die Zinswende für Mieten und Hypotheken? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 12.07.2023 um 12:53 Uhr
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Aktualisiert: 12.07.2023 um 20:11 Uhr
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Die UBS rechnet damit, dass sich der Leitzins langfristig bei 1 bis 1,25 Prozent einpendelt.
Foto: keystone-sda.ch
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Über ein Jahrzehnt lang konnten Privatpersonen und Firmen praktisch zum Nulltarif Hypotheken und Kredite aufnehmen. Hypothekarzinsen von unter einem Prozent verleiteten Immobilienkäufer dazu, lieber gleich die etwas grössere Wohnung zu kaufen. Das billige Geld hielt zudem Firmen am Leben, die eigentlich zu wenig einnahmen und in Zeiten ohne Negativzinsen längst von der Bildfläche verschwunden wären. Die Folgen sind bekannt: Steigenden Zinsen haben in der Schweizer Firmenlandschaft eine Konkurswelle ausgelöst. Und immer mehr Haushalte stöhnen ob der gestiegenen Hypothekarlast.

Viele hoffen deshalb darauf, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins wieder senkt und das Geld erneut günstiger wird. Das wird die SNB aber erst tun, wenn sie den Kampf gegen die Inflation als beendet betrachtet. Die UBS prognostiziert in ihrem neusten Ausblick, wann die Zinswende kommen dürfte und was dies bedeuten könnte. Blick liefert die wichtigsten Antworten.

Wann kommt die Zinswende?

Die Ökonomen der UBS rechnen damit, dass die SNB den Leitzins im 3. Quartal ein letztes Mal um 0,25 Prozentpunkte auf 2 Prozent erhöht. Eine erste Zinssenkung dürfte erst in der zweiten Jahreshälfte 2024 ein Thema werden. Vorausgesetzt, die SNB sieht die Inflationsgefahr bis dahin als nachhaltig gebannt an. Zudem müsse zuerst die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen senken, so die Einschätzung der UBS.

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Was bedeutet die Zinswende für die Mieten?

Die Mieten dürften in den nächsten zwei Jahren deutlich steigen. UBS-Ökonom Alessandro Bee rechnet damit, dass der Referenzzinssatz bis spätestens 2025 von 1,5 auf 2 Prozent angehoben wird. Eine Erhöhung um 0,25 Prozentpunkte hat eine Mietzinserhöhung von 3 Prozent zur Folge. Zumindest bei Mieten, die auf der Basis eines tieferen Referenzzinssatzes berechnet worden sind. Und so bald dürfte der Referenzzinssatz auch danach nicht sinken. Er basiert auf den Hypothekarzinsen – und auch bei diesen ist kaum eine Erholung zu erwarten.

Werden die Hypothekarzinsen wieder sinken?

Die erwartete Leitzins-Erhöhung ist bereits heute bei Hypotheken mit langer Laufzeit eingerechnet. Anders bei Saron-Hypotheken. Weil diese an den aktuellen Marktzins gebunden sind, werden die Zinsen hier weiter ansteigen. Obwohl der Leitzins wieder deutlich sinken sollte, dürfen Eigentümer auch mittelfristig kaum mit sinkenden Hypothekarzinsen rechnen. Im Gegenteil: Die Zürcher Kantonalbank rechnet damit, dass der Marktdurchschnitt für eine fünfjährige Festhypothek Ende 2023 bei 3,25 Prozent und für eine zehnjährige bei 3,3 Prozent liegen wird. Die Hypothekarzinsen dürften gar langfristig hoch bleiben. Denn sie orientieren sich stark an den Zinsen für Staatsanleihen, die sich laut UBS ebenfalls auf einem deutlich höheren Niveau einpendeln dürften.

Wo wird der Leitzins mittelfristig liegen?

Für die Periode ab 2025 bis 2030 rechnet die Grossbank mit einer durchschnittlichen Inflation von 1 bis 1,5 Prozent und einem Leitzins von 1 bis 1,25 Prozent – sofern das Basisszenario eintritt, welches die Ökonomen für am wahrscheinlichsten halten. Damit läge der Leitzins deutlich höher als zwischen 2008 und 2022. In dieser Negativzinsphase betrug er im Schnitt –0,3 Prozent. «Wir erwarten, dass sich der Leitzins wegen des höheren Inflationsdrucks auf einem etwas höheren Niveau einpendelt», sagt Bee.

Warum bleibt der Inflationsdruck hoch?

Das hat einerseits mit der Pensionierungswelle bei den Babyboomer-Jahrgängen zu tun. «Damit kann sich der Arbeitskräftemangel weiter verschärfen, was zu mehr Lohndruck führen kann», sagt Ökonom Bee. Zudem könnten auch die Lieferketten weiterhin ein Kostentreiber sein. Unter anderem wegen der anhaltenden Spannungen zwischen den USA und China. «Die Firmen werden versuchen, den Kostendruck an die Konsumenten weiterzugeben.»


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