Die Luft für Unternehmerinnen und Unternehmer in der Schweiz wird dünner. Immer öfters gar zu dünn. Die Firmenkonkurse zogen in den ersten drei Monaten des Jahres um 36 Prozent auf 1624 an. Dies, nachdem die Pleiten bereits im Vorjahr auf Rekordhöhe geklettert waren. Der Wirtschaftsinformationsdienst Dun & Bradstreet hat die Konkurse der im Handelsregister eingetragenen Unternehmen unter die Lupe genommen.
Am stärksten legten die Pleiten im Detailhandel zu: 95 Firmen mussten dauerhaft die Türen schliessen. Das sind mehr als doppelt so viele als vor einem Jahr! Ein prominenter Fall war die Pleite des Reformhauses Müller mit seinen 37 Filialen im Januar. Onlineshops, hohe Mieten oder auch der Homeoffice-Trend machen dem stationären Handel zu schaffen. «Die Besucherfrequenzen haben in diesem Frühjahr zwar wieder zugenommen, doch davon können nicht alle profitieren», sagt Dagmar T. Jenni (55), Direktorin der Swiss Retail Federation, zu Blick.
Verschärfter Preiskampf mit Folgen
Die Teuerung habe die Preise vermehrt in den Fokus gerückt, so Jenni. «Die Kundschaft achtet stärker auf Rabatte.» Die Folge sei ein aggressiverer Preiskampf. Und gerade hier seien kleine Unternehmen mit geringer Verhandlungsmacht gegenüber Lieferanten im Nachteil, so die Verbandsdirektorin.
Die Zahl der Firmenpleiten türmen sich in diesem Frühjahr immer mehr zu einer Welle auf: Das ist kein Zufall. In den Pandemiejahren 2020 und 2021 hat der Bund mit seinen Covid-Krediten auch erfolglose Unternehmen am Leben erhalten, die sonst von der Bildfläche verschwunden wären. Die aktuelle Pleitewelle stellt also zumindest teilweise eine Korrektur dar.
Bei Firmen, die gerade so über die Runden kommen, schenkt der jüngste Entscheid des Bundesrats ein: Dieser hat auf den 31. März die Zinsen auf die Covid-Kredite erhöht.
Während die Schweizer Wirtschaft derzeit gemäss Wirtschaftsauskunft Dun & Bradstreet (D&B) eine Pleitewelle trifft, müssen mehrere europäische Länder mit regelrechten Tsunamis rechnen. Das sagt eine gestern veröffentlichte Studie der Allianz voraus. Die Versicherung berechnet die Pleitenstatistik mit einer grösseren Datenbasis und berücksichtigt nicht bloss wie D&B Firmen, die im Handelsregister eingetragen sind.
Denn 60 Prozent von 410'000 Einzelfirmen sind nicht im Register. Dabei handelt es sich um kleine Firmen mit unter 100'000 Franken Umsatz. Gemäss D&B gingen 2022 in der Schweiz rekordhohe 4828 Firmen pleite. Laut Allianz waren es inklusive Kleinstbetrieben 6796 Firmen. Das ist ein Plus von 33 Prozent und ebenfalls Rekord.
Bei den Kleinstbetrieben scheint die Bereinigung durch zu sein. Die Allianz rechnet deshalb für 2023 nur noch mit einem Insolvenzanstieg von 4 Prozent. Im Vergleich dazu sollen die Insolvenzen in Spanien (+75 Prozent), in den Niederlanden (+52 Prozent) oder in Frankreich (+41 Prozent) deutlich stärker ansteigen. Im Durchschnitt der europäischen Länder sollen die Pleiten um 24 Prozent zulegen. Martin Schmidt
Während die Schweizer Wirtschaft derzeit gemäss Wirtschaftsauskunft Dun & Bradstreet (D&B) eine Pleitewelle trifft, müssen mehrere europäische Länder mit regelrechten Tsunamis rechnen. Das sagt eine gestern veröffentlichte Studie der Allianz voraus. Die Versicherung berechnet die Pleitenstatistik mit einer grösseren Datenbasis und berücksichtigt nicht bloss wie D&B Firmen, die im Handelsregister eingetragen sind.
Denn 60 Prozent von 410'000 Einzelfirmen sind nicht im Register. Dabei handelt es sich um kleine Firmen mit unter 100'000 Franken Umsatz. Gemäss D&B gingen 2022 in der Schweiz rekordhohe 4828 Firmen pleite. Laut Allianz waren es inklusive Kleinstbetrieben 6796 Firmen. Das ist ein Plus von 33 Prozent und ebenfalls Rekord.
Bei den Kleinstbetrieben scheint die Bereinigung durch zu sein. Die Allianz rechnet deshalb für 2023 nur noch mit einem Insolvenzanstieg von 4 Prozent. Im Vergleich dazu sollen die Insolvenzen in Spanien (+75 Prozent), in den Niederlanden (+52 Prozent) oder in Frankreich (+41 Prozent) deutlich stärker ansteigen. Im Durchschnitt der europäischen Länder sollen die Pleiten um 24 Prozent zulegen. Martin Schmidt
Zentralschweiz trifft es am härtesten
Doch die generelle Verschärfung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stellt auch fittere Firmen vor Probleme. Kredite bei Banken werden teurer, und auch die hohen Energiepreise und steigenden Löhne setzen Betrieben zu. Wegen des Fachkräftemangels können viele Leute bei Neueinstellungen deutlich höhere Löhne aushandeln.
Das bekommen gerade Branchen mit tieferen Gewinnmargen besonders schnell zu spüren: Im Baugewerbe ist die Zahl der Konkurse um 76 Prozent nach oben geschnellt. Im Autosektor legten sie um 62 Prozent zu. Garagen spüren seit Jahren, dass bei den dauerhafter gebauten Fahrzeugen weniger Reparaturen nötig sind. Für kleine Buden ist zudem der steigende Anteil an Elektrofahrzeugen eine Herausforderung. Ein hartes Pflaster ist bekanntermassen auch das Gastgewerbe, in dem die Konkurse um 46 Prozent nach oben gegangen sind.
Nicht nur zwischen den Branchen gibt es grosse Unterschiede. Auch je nach Region haben deutlich mehr Firmen den Kopf unter Wasser. So nahmen die Firmenpleiten in der Zentralschweiz mit 56 Prozent am stärksten zu. Gefolgt von der Südwestschweiz mit den Kantonen Wallis, Waadt und Genf mit einem Plus von 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr.