Angst vor Crash in Europa wegen steigender Zinsen
Warum die Schweiz im Immobilienmarkt eine Ausnahme ist

Die Hypothekarzinsen steigen und machen den Hauskauf teurer. Trotzdem bleibt die Nachfrage nach Eigenheimen in der Schweiz hoch, die Preise stabil. Warum die Schweiz im Europa-Vergleich die Ausnahme ist.
Publiziert: 05.07.2023 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 05.07.2023 um 13:33 Uhr
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Preise für Wohnimmobilien bleiben in der Schweiz stabil.
Foto: imago/MIS
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Dorothea VollenweiderRedaktorin Wirtschaft

Unter der Teuerung leiden die Menschen in der Schweiz und weltweit. Um die Inflation in den Griff zu bekommen, heben Nationalbanken weltweit die Zinsen an. Seit Juni 2023 gilt für den Euroraum ein Zinssatz von 4 Prozent. In Grossbritannien liegt er bereits bei 5 Prozent, in den USA auf einem Zielband von 5 bis 5,25 Prozent.

Die Schweiz fällt mit einem Leitzins von 1,75 Prozent im Vergleich deutlich ab. «In vielen umliegenden Ländern bewegt sich die Inflation auf deutlich höherem Niveau», sagt Patrick Schnorf (48), Partner des Immo-Beratungsunternehmens Wüest Partner. Trotzdem hinterlassen die fünf Zinsschritte der Schweizerischen Nationalbank SNB auch in der Schweiz ihre Spuren. Die Geldpolitik hat einen Einfluss auf den Häusermarkt. Mit dem Leitzins steigen die Hypothekarzinsen, was den Hauskauf deutlich teurer macht.

Hypo-Zinsen von bis zu 7 Prozent

In der Schweiz müssen Hauskäufer für eine Hypothek aktuell rund 3 Prozent bezahlen. In anderen Ländern Europas sind es zwischen 4 und 5 Prozent, in Grossbritannien 5 Prozent, in den USA 7 Prozent. Die Schweiz hinkt also auch hier hinterher. Und doch hat die Verteuerung der Hausfinanzierung einen Effekt.

«Die gestiegenen Zinsen haben zu einer deutlichen Abkühlung der Immobiliennachfrage geführt», sagt Schnorf. Das Interesse übersteigt das hiesige Angebot jedoch nach wie vor. Gleichzeitig befinden sich so wenig neue Wohnungen im Bau wie schon lange nicht mehr.

Zins-Schock lässt Preise absacken

Während die Preise für Wohn- und Renditeimmobilien in anderen Ländern absacken, bleiben sie in der Schweiz deshalb recht stabil. «Es sind keine Preisrückgänge auf breiter Front zu beobachten oder zu erwarten», so Schnorf.

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Woran liegt das? Einerseits natürlich daran, dass der Effekt der Inflation in der Schweiz vergleichsweise moderat ausfällt. In den USA oder Grossbritannien wiegt der Zinsschock deutlich schwerer. In der Schweiz tragen weitere dämpfende Elemente dazu bei, dass der Immobilienmarkt wohl auf weichem Boden landet.

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Während die Preise für Wohnimmobilien in anderen Ländern absacken, bleiben sie in der Schweiz stabil: Eigenheime in der jurassischen Gemeinde Lajoux.
Foto: IMAGO/Andreas Haas

Dazu gehören Restriktionen bei der Kreditvergabe, wie zum Beispiel die Tragbarkeitsregel. Diese fehlt in anderen Ländern. Das hat dazu geführt, dass beispielsweise in Deutschland, aber auch in den USA die Preise von Immobilien bereits seit einiger Zeit im Sinkflug sind. Schlicht, weil sich viele die gestiegenen Zinsen nicht mehr leisten können.

Die Schweiz bleibt stabil

Gibt es die viel beschriebene Immobilienblase in der Schweiz überhaupt? Und wenn ja, was könnte sie zum Platzen bringen? «Unsere Wohnimmobilien befinden sich in einem überbewerteten Bereich, aber nicht in einer Blase», sagt Claudio Saputelli (53), Leiter Immobilien-Analyse der UBS.

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Die steigenden Hypo-Zinsen hätten die Preisanstiege bei den Eigenheimen zwar ausgebremst – das sei aber eine gesunde Entwicklung. «Man muss sehen, von wo wir kamen», so Saputelli. Während der Pandemie gingen die Immobilienpreise durch die Decke. «Es sind nun zwar Bremsspuren sichtbar, doch eine grössere Korrektur ist nicht in Sicht.»

Ist das Schlimmste überstanden?

Daran werden weitere Zinsschritte der SNB laut der UBS auch nichts ändern. «Im Eigenheimmarkt erwarten wir keine grossen Korrekturen», sagt Saputelli. Aktuell rechnet die Bank ab der zweiten Hälfte 2024 bereits wieder mit Zinssenkungen der SNB. «Das Ganze ist nur vorübergehend, der Druck der Inflation ist weg.»

Das sind gute Nachrichten für Eigenheimbesitzer. Die Hypotheken sollten demnach eher wieder sinken. Die UBS erwartet, dass sie in den nächsten zwölf Monaten wieder unter 3 Prozent fallen.

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