Swiss-Flugbegleiterin geht mit herziger Aktion viral
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Ganze Maschine freut sich:Swiss-Flugbegleiterin geht mit herziger Aktion viral

Turbulenzen in Swiss-Kabine
Flugbegleiter nerven sich über «Lotteriespiel» bei der Gewinnbeteiligung

Die Lufthansa-Tochter Swiss präsentierte jüngst glänzende Geschäftszahlen. Doch davon profitieren die eigenen Angestellten wenig. Ihre Erfolgsbeteiligung sei sehr bescheiden, monieren sie. Es brodelt in der Kabine – für CEO Jens Fehlinger die erste Bewährungsprobe.
Publiziert: 06:47 Uhr
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Aktualisiert: 16:05 Uhr
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Die Swiss liefert rund die Hälfte des Gewinns der Lufthansa-Gruppe.
Foto: Swiss Int. Air Lines

Darum gehts

  • Swiss-Personal unzufrieden mit Boni trotz Rekordgewinn der Airline
  • Erfolgsbeteiligungsmodell basiert auf Lufthansa-Group- und Swiss-Zielen
  • Kabinenpersonal erhielt 30 bis 70 Prozent eines 13. Monatslohns
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Es rumort gewaltig in der Swiss-Kabine: «Eine Faust ins Gesicht.» «Da nützen auch die Danksagungen des Vorstands nichts mehr.» «Unsere variable Vergütung sollte kein Lotteriespiel sein.»

Diese Sätze stammen aus einem internen Chat, dessen Inhalt Blick einsehen konnte. Vor allem Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter sind verärgert über ihre «Boni», deren Höhe sie nach der Präsentation der Swiss-Jahreszahlen Anfang März erfahren haben.

Ihr Zustupf fällt dieses Jahr bescheiden aus. Trotz zweitbestem Ergebnis der Swiss-Geschichte mit einem Gewinn von 684 Millionen Franken. Bescheidener auch als die Boni «der werten Pilotenkolleginnen», wie eine Maître de Cabine im Chat weiter kritisiert. «Das kann doch nicht sein!»

Swiss-Topresultat zahlt sich nicht aus

Grundlage ist bei allen Mitarbeitenden ein Erfolgsbeteiligungsmodell (EBM). Dieses setzt sich zu 70 Prozent aus Lufthansa-Group-Zielen und zu 30 Prozent aus Swiss-Zielen zusammen. Schon das stösst vielen sauer auf: «Eigentlich müsste das Swiss-Ergebnis zu 70 Prozent gewichtet werden», fordert einer im Chat. Dies, weil Swiss seit Jahren den Löwenanteil des Gruppengewinns der deutschen Lufthansa-Mutter einbringt – doch die guten Resultate werden im Gruppenmodell verwässert.

Die Piloten kommen etwas besser weg, weil sich ihr variabler Lohnbestandteil «Pilvarlo» allein an der Ebit-Marge der Swiss orientiert. Das Kabinenpersonal hat dies nicht, kann aber aus zwei Varianten des EBM wählen: «Sicherheit» garantiert, je nach Dienstalter, ein halbes oder ganzes Monatssalär als 13. Monatslohn. Bei «Chance» ist die Auszahlung an finanzielle Unternehmensziele gekoppelt. Im Idealfall winkt sogar ein 14. Monatslohn. Werden die Ziele nicht erreicht, sinkt die Beteiligung linear nach unten.

Wer das Modell «Chance» wählte, kam dieses Jahr auf 30 bis 70 Prozent eines vollen 13. Monatslohns. Das macht bei einem ungefähren Durchschnittslohn von 5500-6000 Franken für Kabinenangestellte also zwischen 1600 und 4200 Franken aus – deutlich weniger als ein voller Dreizehnter.

Gutes Resultat, tiefer Bonus

Sandrine Nikolic-Fuss (55), Chefin der Kabinenpersonal-Gewerkschaft Kapers, versteht den Missmut: «Wünschenswert wäre künftig ein Modell, das sich ausschliesslich an den Zahlen der Swiss orientiert, oder zumindest die Swiss-Zahlen verhältnismässig weit höher gewichtet als die der restlichen Gruppe.» Im Vorjahr hätten viele im Modell «Chance» profitiert. «Doch in Frankfurt (D) setzte man Ziele für dieses Jahr fest, die viel zu hoch angesetzt waren», sagt sie.

In diesem Punkt sind sich Piloten und Kabinenpersonal einig. Roman Boller (35), Vorstand beim Pilotenverband Aeropers: «Die Schere zwischen Geschäftsresultat und Erfolgsbeteiligung ist so weit auseinander wie nie.» Das führe zu Unmut quer durch alle Gruppen – Kabine, Piloten, Bodenpersonal, Technik. 

Die Swiss-Angestellten sind sich einig: Die Airline investiere vom vielen Geld zu wenig in das bestehende Personal. Zudem spiele individuelle Leistung im EBM keine Rolle. «Darunter leidet die persönliche Motivation», heisst es im Chat.

Swiss verteidigt ihr Modell

Die Swiss verteidigt ihr Erfolgsbeteiligungsmodell: «Swiss ist Teil der Lufthansa Group und profitiert finanziell von Synergien und Investitionen», sagt Mediensprecher Michael Pelzer. Ohne die Gruppe ginge es nicht: «Solidarität und Zusammenarbeit gehen in beide Richtungen.»

Pelzer ergänzt, dass alle Festangestellten der Swiss im Dezemberlohn eine Sonderprämie von 2000 Franken erhielten, «um für das ausserordentliche Engagement im Jahr 2024 zu danken».

Im Chat gibt es dennoch Forderungen nach weiteren ausserordentlichen Bonuszahlungen. Kapers-Chefin Nikolic-Fuss ihrerseits fordert, «dass sich unser Management in Frankfurt für die Anliegen des Personals in der Schweiz einsetzt.» Der neue Swiss-CEO Jens Fehlinger (44) steht vor seiner ersten Bewährungsprobe.


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