Kontroverse um Israel-Flüge – Angst bei Piloten und Kabinenpersonal
Jetzt spricht Swiss-CEO Dieter Vranckx

Einige Kabinenmitarbeitende der Swiss fürchten sich vor Flügen nach Tel Aviv. Swiss pocht darauf, dass es keine «Zweiklassengesellschaft» bei der Zuteilung der Arbeitseinsätze geben darf. Die Chefin des Kabinenpersonalverbands reagiert empört.
Publiziert: 06.04.2024 um 10:19 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2024 um 09:01 Uhr
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Die Flüge der Swiss nach Tel Aviv sind intern umstritten.
Foto: picture alliance / Winfried Rothermel
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Ab dem 8. Mai wird Swiss zweimal täglich – statt wie bisher einmal – zwischen Zürich und der israelischen Metropole Tel Aviv fliegen. Das beunruhigt viele Kabinenmitarbeitende, wie «20 Minuten» zuerst berichtete.

Wer sich bislang dabei unwohl fühlte, in ein Kriegsgebiet zu fliegen, erhielt problemlos eine Dispensation. Dies auch recht kurzfristig. Was Swiss dazu brachte, die Rücktrittsklausel anzupassen: Das Dispensationsgesuch muss mindestens 7 Tage vor Arbeitsantritt erfolgen und sauber begründet sein.

Das bringt Sandrine Nikolic-Fuss (54), Geschäftsführerin des Verbands des Kabinenpersonals (Kapers), auf die Palme. Gegenüber Blick sagt sie: «Der Gesamtarbeitsvertrag ist sehr klar, was das Recht auf Rückzug betrifft: Ein Rückzug ist bis zum Zeitpunkt des Arbeitsantritts möglich, das Kabinenpersonal steht uneingeschränkt für andere Einsätze zur Verfügung.»

Swiss-CEO: «Das wird sich wieder legen»

Auf Anfrage von Blick entgegnet Swiss-CEO Dieter Vranckx (51): «Die angepasste Regelung passt in die Bestimmungen des Gesamtarbeitsvertrags. Wir kehren damit zum bisherigen Prozess zurück.» Es könne zudem nicht sein, dass einige Crewmitglieder dann sehr oft nach Tel Aviv fliegen müssen und andere gar nicht. «Wir möchten, dass für alle dieselben Regeln gelten und wir einen stabilen Flugbetrieb sicherstellen können», so Vranckx.

Warum fliegt Swiss trotz des Gaza-Konflikts überhaupt noch nach Tel Aviv? «Es gibt eine starke Marktnachfrage, insbesondere auch für Umsteigeverkehr ab Israel via Zürich zu Zielen in aller Welt», so Vranckx. Er betont, dass Swiss niemals nach Tel Aviv fliegen würde, wenn die Sicherheit nicht gewährleistet wäre: «Die Flüge nach Tel Aviv führen wir nach sorgfältiger Prüfung der Lage vor Ort durch.» Aktuelles Beispiel: Swiss stoppte in der Nacht zum Freitag einen Flug nach Beirut wegen zu schlechter Sicherheitslage im Libanon.

Viele Airlines bedienen Tel Aviv längst wieder, es gab lediglich beim Ausbruch des Konflikts zwischen Israel und der Hamas einen Unterbruch der Flüge.

Vranckx führt weiter aus, dass es auch mit den zusätzlichen Flügen nach Tel Aviv bei der Regelung bleiben wird, dass das Personal nicht vor Ort übernachten muss, sondern gleichentags wieder in die Schweiz zurückkehrt. Er geht davon aus, dass es nicht zum grösseren Konflikt mit dem Kabinenpersonal kommt. «Ich kann die Bedenken verstehen, aber ich glaube, das wird sich wieder legen.»

EDA rät von Reisen nach Israel ab

Nikolic-Fuss sieht das anders: «Die mit dem Beruf zusammenhängende Risikobereitschaft des Flugpersonals hat mit renitenten Passagieren oder betrieblichen Gefahren zu tun. Wir verpflichten uns aber nicht, in Kriegsgebieten zu arbeiten.»

Sie weist darauf hin, dass das EDA weiterhin von Reisen nach Israel abrät. Die Flüge nach Kiew und in russische Städte seien ebenfalls aufgegeben worden – warum nicht jene nach Israel?

Es sieht so aus, als ob sich Swiss und Kapers hinsichtlich GAV-Inhalten doch nochmals an einen Tisch setzen müssen.

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