Wer seine Steuererklärung durch einen Berater erledigen lassen möchte, findet im Internet eine riesige Auswahl an Anbietern. Auch in die Briefkästen flattern gegenwärtig haufenweise Flyer mit dubiosen Angeboten herein. Doch wie weiss ich, ob ein Anbieter seriös ist? Und was taugen Angebote, die bei gerade mal 35 Franken starten? Blick hat beim Präsidenten der Schweizerischen Vereinigung diplomierter Steuerexperten nachgefragt. «Der Markt der Günstiganbieter ist heiss umkämpft», sagt Olivier Weber (56).
Weber stellt den Nutzen der Dienstleistung bei diesen voll automatisierten Anbietern infrage: «Viele Kantone bieten heute Online-Tools an, die das Gleiche können. Bei überschaubaren Verhältnissen kann man die Steuererklärungen genauso gut selbst ausfüllen. Ich sehe den Mehrwert dieser Angebote nicht.» Er selbst nutzt in Zürich das Tool der kantonalen Steuerverwaltung. So sehe er, wie gut es funktioniere. «Das Tool wurde sehr stark weiterentwickelt und ist einfach zu gebrauchen.»
Diese Gütesiegel können helfen
Bei reinen Onlineanbietern sei oft schwierig zu erkennen, wer dahinter steht. Steuerberater oder Treuhänder darf sich in der Schweiz jeder nennen. Wer punkto Qualität möglichst auf Nummer sicher gehen will, kann sich an Gütesiegeln in der Branche orientieren. An erster Stelle steht hier der diplomierte Steuerexperte, von der Ausbildung her auf einer Stufe mit dem Wirtschaftsprüfer. «Bei komplexen Fällen ist man hier sicher sehr gut aufgehoben», so Weber. Weitere Gütesiegel sind Mitgliedschaften bei Expertsuisse oder Treuhandsuisse.
Ab wann ein Steuerberater Sinn macht? «Bei komplizierten familiären Verhältnissen, als Unternehmer, hohen Krankheitskosten, Liegenschaften in anderen Kantonen oder im Ausland lohnt es sich sicher. Und natürlich bei hohen Einkommen oder grossen Vermögen. Dort besteht viel steuerliches Optimierungspotenzial», so Weber.
1000 Franken und mehr für nicht alltägliche Fälle
Auch bei grossen Veränderungen der persönlichen Situation, beispielsweise nach einem Hauskauf oder der Pensionierung, empfiehlt Weber einen Steuerexperten. «Bleiben die Verhältnisse in den Folgejahren stabil, kann man die Steuererklärung dann gut wieder selbst ausfüllen.» Viele Leute finden es schlicht bequemer, wenn sich ein Profi um ihre Steuern kümmert. Oder sie wollen das Risiko minimieren, unnötigerweise zu viel zu bezahlen. Auch bei sprachlichen Barrieren oder in hohem Alter bietet ein Experte die nötige Hilfe. In finanziell klamm aufgestellten Haushalten würden teilweise auch die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (Kesb) oder das Steueramt Hand bieten.
Weber weiss: «Bei nicht alltäglichen Verhältnissen kostet das Erstellen der Steuererklärung beim Profi rasch einmal 1000 Franken und mehr».