Seit Dienstag ist klar, wie sich die Migros aus dem Elektronikfachhandel zurückzieht: Für 37 alleinstehende Filialen gibt es einschneidende Änderungen. 20 davon übernimmt Media Markt, 17 werden geschlossen.
«Das Hauptkriterium war, solche Standorte zu übernehmen, die komplementär zu unserem bestehenden Filialnetz sind», sagt Media-Markt-Sprecherin Juliana Herriger-Bon gegenüber Blick.
Für die Heimelektronikkette ein guter Schachzug: Die landesweite Präsenz erhöht sich schlagartig von 25 auf neu 45 Standorte. Media Markt wird erstmals in den Kantonen Zug, Schwyz, Nidwalden, Thurgau, Schaffhausen und Jura mit stationären Verkaufsstellen vertreten sein. Dazu kann der Elektronikriese sein Filialangebot in Städten wie Zürich, Basel, Bern, Winterthur, St. Gallen und Genf ausbauen.
Hier gibt es neue Media Markt-Filialen
Die 20 Melectronics-Filialen, die zum Media Markt mutieren, sind die Folgenden (in Klammern die Einkaufszentren, sofern dort eingebettet):
- Amriswil TG
- Basel (Dreispitz) BS
- Buchs (Wynecenter) AG
- Bülach ZH
- Delémont JU
- Füllinsdorf BL
- Glis, Simplon-Center VS
- Herblingen SH
- Genf (La Praille) GE
- Martigny (Quartz-Center) VS
- Mels (Pizolpark) SG
- Stans (Länderpark) NW
- Schönbühl (Shoppyland) BE
- Schwyz (Mythencenter) SZ
- St. Gallen (Neumarkt) SG
- Steinhausen (Zugerland) ZG
- Sursee (Surseepark) LU
- Winterthur (Neuwiesen) ZH
- Zürich (City) ZH
- Zürich (Limmatplatz) ZH
Blick berichtete bereits im April, dass sich Media Markt Melectronics-Filialen anschaue. Begutachtet wurden damals die Standorte in Bern. Doch diese wurden letztlich nicht berücksichtigt. Die Migros kommuniziert gegenüber Blick folgende Filialschliessungen:
- Abtwil (Säntispark) SG
- Basel (Claramarkt) BS
- Basel (Paradies) BL
- Bern (Marktgasse) BE
- Bern (Wankdorf) BE
- Crissier VD
- Egerkingen (Gäupark) SO
- Frauenfeld TG
- Lenzburg AG
- Münsingen BE
- Olten (Sälipark) SO
- Rapperswil SG
- St. Gallen (St. Fiden) SG
- Thun (Oberland-Center) BE
- Wetzikon ZH
- Wil SG
- Winterthur (Grüzepark) ZH
Die Schliessungen und das Rebranding sollen bis im November umgesetzt sein. Warum die letztgenannten Filialen nicht übernommen wurden, begründet Media Markt nicht im Detail. Entweder sie trugen nichts zum Standortnetz bei oder waren wirtschaftlich uninteressant. Die Filialen schweizweit will Media Markt nun «noch stärker mit dem wachsenden Online-Geschäft vernetzen», so Herriger-Bon.
Die Marke Melectronics verschwindet
Ein Blick in den Filialfinder von Melectronics zeigt übrigens: Schweizweit gibt es 82 Melectronics-Standorte – anfangs April waren es noch 89, mehrere Filialen wurden bereits geschlossen.
Insgesamt 45 Standorte gelten folglich nicht als «Stand-alone», sondern als «Shop-in-Shop». Sprich, sie sind in Migros-Verkaufsflächen integriert.
Mehr zum Ende von Melectronics
Dort wird in naher Zukunft der Melectronics-Schriftzug verschwinden. «Diese Marke wird es künftig nicht mehr geben», heisst es aus dem Migros-Umfeld. Zahnbürsteli, Mixer und andere Elektronikartikel bleiben in der Migros erhältlich – aber nicht mehr unter einer separaten Marke.
Was hat Media Markt genau gekauft?
Bleibt die Frage, was Media Markt genau gekauft hat. Denn Melectronics ist keine Firma. Über den Veräusserungsprozess und die Veräusserungskonditionen gibt es von der Migros keine Angaben.
Bekannt ist nur, dass Media Markt die Standorte inklusive Mitarbeitenden und Lernenden übernimmt. Und zwar nur jene Standorte, die ausgewählt wurden. «Es handelt sich nicht um einen ‹Buy & Kill›», versichert Herriger-Bon. Bei einem solchen hätte Media Markt auch jene Standorte übernommen, die schliessen müssen, und so den Markt bereinigt.
Will heissen: Für die 17 geschlossenen Filialen gab es offenbar keinen anderen Käufer. Deshalb die Schliessungen. Für die 100 betroffenen Melectronics-Mitarbeitenden folgt eine Zeit des Bangens: Ihnen werden «nach Möglichkeit» andere Stellen «innerhalb oder ausserhalb» der Migros-Gruppe angeboten, schreibt die Migros in ihrer Medienmitteilung.
Für Media Markt ist die Übernahme von «pfannenfertigen» Filialen im Cherry-Picking-Verfahren ein Coup. Die Migros entledigt sich eines Geschäftszweigs, der als nicht mehr zentral gilt – und überlässt das Heimelektronikfeld damit vermehrt der Konkurrenz.