Oranger Riese schrumpft
Migros streicht weitere 515 Stellen

Die Reorganisation beim Migros-Genossenschafts-Bund schreitet voran. Insgesamt werden 515 Stellen gestrichen – ein Grossteil davon in der Industrie. Zudem verkauft die Migros Melectronics an Media Markt. Weitere Töchter sollen folgen.
Publiziert: 18.06.2024 um 10:26 Uhr
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Aktualisiert: 18.06.2024 um 18:20 Uhr
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Der Migros-Genossenschafts-Bund befindet sich im Umbau.
Foto: imago images/Geisser

Bei der Migros erfolgt der zweite Einschnitt. Vor rund drei Wochen sprach die Detailhändlerin die Entlassung von 150 Angestellten bei der Supermarkt AG aus. Jetzt trifft es die Migros-Industrie – also den Supertanker des orangen Riesens, der für die Gruppe die Eigenprodukte verantwortet und herstellt.

Laut Mitteilung konzentriert sich die Migros Industrie künftig auf ihre Rolle als Produzent für die Migros-Gruppe in der Schweiz und auf die Produktion von Eigenmarken für Dritte. Die Migros spricht in der Folge von einem Total von rund 415 Stellen, die verloren gingen – davon 50 bei der Fachmarkt AG, 255 bei Delica, 45 bei Elsa und 65 bei der Organisation der Migros-Industrie.

Media Markt übernimmt Melectronics

Zudem hat die Migros einen Käufer für Melectronics gefunden: Sie verkauft 20 der 37 Elektronik-Fachmärkte an Mediamarkt. Alle 200 Mitarbeitenden und Lernenden der übernommenen Standorte wechseln zu Media Markt. Der Elektronikhändler übernehme auch weitere 18 Lernende aus anderen Filialen. Bereits im April haben sich Vertreter Filialen in Bern angesehen, wie Blick berichtete.

«Das Ziel dieser Übernahme ist es, das Standortnetz um bisher unerschlossene Orte zu erweitern und mit dem wachsenden Online-Geschäft noch stärker zu vernetzen», erklärt Media Markt in ihrer publizierten Mitteilung. Der erfolgreiche Abschluss der Übernahme ist abhängig von der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden und wird voraussichtlich im Herbst 2024 stattfinden.

50 Stellen der Fachmarkt AG gestrichen

Die restlichen 17 Melectronics-Filialen werden bis im November 2024 geschlossen. Den rund 100 von den Filialschliessungen betroffenen Mitarbeitenden werden nach Möglichkeit andere Stellen innerhalb oder ausserhalb der Migros-Gruppe angeboten, so die Mitteilung. Insgesamt wären wir damit 515 Stellen aus den Lohnbüchern der Migros

Der Verkauf von Melectronics zieht aber die Servicegesellschaft Migros Fachmarkt AG in Mitleidenschaft. Sie ist für die strategische Ausrichtung der Fachmärkte verantwortlich. Die 50 Stellen von Mitarbeitenden, die direkt für Melectronics tätig sind, werden aufgehoben.

Weitere Töchter sollen folgen

Die Migros weitet indes ihre Verkaufspläne aus. Für die Fachmärkte Micasa, Bike World und Do it + Garden soll ein neuer Eigentümer gefunden werden. Die im Februar lancierte Veräusserungsprozesse für SportX ist noch im Gang. Zudem sucht die Migros bekanntlich noch neue Besitzer für ihre Reisetochter Hotelplan Group sowie für die Kosmetik- und Hygienetochter Mibelle.

Bereits Anfang Juni hatte die Migros den Verkauf der erst 2020 gegründeten Tochtergesellschaft Misenso, in welcher das Geschäft mit Hörgeräten und Augenoptik gebündelt ist, an die österreichische Neuroth-Gruppe verkündet.

Noch unklar ist derweil die Zukunft von OBI. Die Migros betreibt als Franchisenehmerin zehn Standorte der Baumarktkette in der Schweiz. Eine Projektgruppe unter der Leitung der Migros-Genossenschaft Basel erarbeitet derzeit mögliche Zukunftsoptionen für den Franchisebetrieb.

Sozialplan stehe bereit

Um die Auswirkungen abzufedern, gibt es laut Migros einen Sozialplan. Vom Stellenabbau betroffene Mitarbeitende in der Schweiz erhielten individuelle Leistungen, die unter anderem abhängig vom Dienstalter und vom Lebensalter seien.

Bei der Gewerkschaft Unia sorgte der angekündigte Abbau trotzdem für Protest. Die Migros solle lieber mehr in ihre Angestellten investieren, statt Millionen für die Unternehmensberater von McKinsey zu verschwenden, schrieb die Gewerkschaft in einer Mitteilung. Unia-Mitglieder fänden bei der Migros-Leitung kein Gehör. «Die Stimmung ist miserabel», zitiert die Gewerkschaft.

Hintergrund des Abbaus ist, dass die Migros unter ihrem neuen Konzernchef Mario Irminger (59) sparen will nach einem markanten Gewinneinbruch im Jahr 2023. Dafür beauftragte die Migros den Unternehmensberater McKinsey. Der Detailhändler hatte bereits im Februar bekannt gegeben, dass im Zuge der Neustrukturierung rund 1500 Stellen im Konzern abgebaut würden.

Hinweis: In einer ersten Version dieses Textes schrieben wir von einem Abbau von 415 Stellen. So schreibt es auch die Migros in ihrer Medienmitteilung. Da aber auch 100 Mitarbeitende von Melelectronics durch Filialschliessungen ihre bisherigen Jobs verlieren, geht die Redaktion jetzt von 515 gestrichenen Stellen aus.

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