Oranger Riese macht Druck auf Lieferanten
Fallen jetzt bei der Migros die Preise?

Der Migros-Konzern konzentriert den Einkauf von drei wichtigen Tochterunternehmen. So will das Unternehmen günstigere Preise erzwingen. Davon sollen auch die Kunden profitieren.
Publiziert: 31.05.2024 um 11:54 Uhr
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Aktualisiert: 31.05.2024 um 13:34 Uhr
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Die Migros befindet sich mit ihrer Neuorganisation stark im Umbau.
Foto: Sven Thomann
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Andreas Güntert
Handelszeitung

Neuorganisation, Verschlankung, Stellenabbau: Einer staunenden Öffentlichkeit zeigt sich die Migros dieser Tage als Grossunternehmen, das harte Einschnitte vornimmt. Das soziale Kapital scheut nicht vor kapitalen Eingriffen ins eigene System zurück.

Doch der orange Riese reorganisiert nicht nur mit Wirkung im Innern, sondern auch mit einem starken Signal gegen aussen. Das milliardenschwere Beschaffungswesen der Migros soll konzentriert werden. Das zeigt ein internes Dokument, das der «Handelszeitung» vorliegt.

Artikel aus der «Handelszeitung»

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Was intern unter dem etwas generischen Titel «Zentralisierung von gruppenweiten Beschaffungsaktivitäten» annonciert wird, hat das Zeug, bei den Migros-Supermärkten sowie drei wichtigen MGB-Töchtern viel Geld einzusparen. Und Hunderte von Lieferanten ins Schwitzen zu bringen.

Denner, Migrolino und Migros Online kaufen gemeinsam ein

Konkret geht es bei dem Projekt darum, dass Migros, Denner, Migrolino und Migros Online ab 2025 Teile ihrer Beschaffung zentralisieren. Dafür wird in der Zentrale im Migros-Genossenschafts-Bund (MGB) eine gemeinsame «Gruppenbeschaffung» aufgebaut. Wenn die Migros-Gruppe beim Einkauf die einzelnen Silos aufgibt und stattdessen auf Zentralisierung setzt, kann sie ihre Einkaufsvolumina bündeln, mit mehr Preismacht auftreten und so zu tieferen Preisen kommen.

Wie hoch das gemeinsame Beschaffungsvolumen aktuell ist und welche Einsparungen mit der Zusammenlegung des Einkaufs realisiert werden können, will man bei der Migros nicht sagen. Aber es dürfte klar sein, dass der Konzern damit mächtiger auftreten und damit die Schraube anziehen kann.

Nur schon die Umsatzgrössen der einzelnen Einheiten zeigen, wie sehr sich hier in Zukunft Einkaufsmacht ballen wird. Die 3,9 Milliarden Franken von Denner, die 800 Millionen von Migrolino und die 350 Millionen von Migros Online sorgen für ein Plus von 40 Prozent gegenüber den bisherigen Umsätzen der Migros-Supermärkte.

Zusammenarbeit mit deutschem Supermarkt-Riesen verstärkt

«Warenaufwand senken» ist das Credo der Übung. Die Zusammenarbeit wird sich nicht nur auf Konsumgüter wie etwa Softdrinks, Snacks oder Markenartikel aller Art beschränken, sondern geht darüber hinaus: Migros und Denner etwa bauen ihre Zusammenarbeit mit dem grossen deutschen Detailhändler Edeka aus. Über die Einkaufsorganisation Everest Fresh soll das Volumen von importierten Früchten und von Gemüse erhöht werden. Denner und Migros wollen auch bei der Ausschreibung und Beschaffung für Eigenmarken enger zusammenarbeiten.

Auch hier mit dem klaren Ziel: Wer zusammen mehr einkauft, für den müssen bessere Preise herausspringen. Geballte Einkaufsmacht oder «Purchasing Power» nennt man das im internationalen Fachjargon. «Dadurch wird mittel- bis langfristig der Warenaufwand deutlich reduziert und als Preisabschläge direkt an die Kundschaft weitergegeben», lässt der orange Riese seine Mitarbeitenden wissen.

Migros sucht den Einkaufs-Superstar

Wer die operative Leitung der neuen Supereinkaufsstelle übernehmen wird, sei noch nicht bekannt, heisst es bei der Migros. Die Position sei noch vakant. Wenn der Einkaufs-Superstar gefunden ist, werde die Gruppenbeschaffung ihren Betrieb aufnehmen.

Wird es durch die Aufhebung der verschiedenen Einkaufssilos zu Entlassungen kommen? Mit dem Start der Gruppenbeschaffung sei «kein Stellenabbau» verbunden, meldet die Migros, «die Aufgaben und Verantwortlichkeiten der bereits bestehenden Bereiche bleiben vorläufig unverändert.» Mit Betonung auf «vorläufig», denn: «Durch die stärkere Zusammenarbeit der Vertriebsformate kann es jedoch zu Veränderungen der Aufgabenbereiche sowie der organisatorischen Strukturen kommen.»

Was klar ist: Gegenüber den Lieferanten wird die nun geballter auftretende Migros härtere Töne anschlagen. «Die Migros-Gruppe erwartet von sämtlichen Lieferanten unabhängig vom Vertriebskanal die besten Konditionen und wird künftig keine Unterschiede zwischen den jeweiligen Vertriebskanälen mehr akzeptieren», heisst es kampfeslustig in einem Papier. Und das Unternehmen richtet fast schon in Dutti-Manier einen Appell an die Konsumgüterriesen dieser Welt: «Die Migros-Gruppe erwartet zudem von den internationalen Lieferanten auch Konditionen auf internationalem Niveau.»

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