Mütter müssen ausweichen
Spital Einsiedeln schliesst Geburtenabteilung definitiv und verliert Leistungsauftrag

Am Regionalspital in Einsiedeln SZ rumort es seit Jahren. Nun wird Tatsache, was Angestellte und Anwohnerinnen befürchtet hatten: Die Geburtenabteilung wird definitiv geschlossen, das Spital verliert seinen entsprechenden Leistungsauftrag. Es kommt zu Entlassungen.
Publiziert: 13.06.2024 um 10:31 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2024 um 08:08 Uhr
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Das Spital Einsiedeln muss die Geburtenabteilung schliessen. (Archivbild)
Foto: Keystone
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

Seit letztem Herbst liegt die Geburtenabteilung im Spital Einsiedeln verwaist da. Das Spital musste den Gebärsaal damals «vorübergehend» schliessen, weil das Personal fehlte. Seither lief die Personalsuche auf Hochtouren – erfolglos.

Bis Ende Juni hatte das Spital Zeit, die Geburtenabteilung wiederzueröffnen. Der Kanton Schwyz hatte die beiden Leistungsaufträge in diesem Bereich nach den Turbulenzen um das Spital nur noch befristet ausgesprochen.

Mütter müssen nach Lachen oder Schwyz

Jetzt gesteht das Spital ein: Es gelang nicht, die Geburtenabteilung rechtzeitig wieder zum Laufen zu bringen. Die Abteilung bleibt langfristig dicht, der kantonale Leistungsauftrag verfällt. «Der spürbare Fachkräftemangel erschwert es deutlich, qualifiziertes Personal zu rekrutieren», schreibt die private Spitalbetreiberin Ameos zur Begründung.

Die verbleibenden Mitarbeitenden in der Geburtsabteilung haben die Kündigung erhalten. Betroffen sind laut Angaben des Spitals fünf Personen.

«Wir bedauern die Entwicklung sehr», wird Spitaldirektor Daniel Schroer (56) in der Mitteilung zur definitiven Schliessung zitiert. «Für werdende Eltern bieten wir bereits seit Ende letzten Jahres umfassende Unterstützung bei der Überweisung und Koordination mit anderen nahegelegenen Spitälern an, um weiterhin unseren Beitrag für eine sichere Gesundheitsversorgung für Einsiedeln und Umgebung zu leisten.»

Werdende Eltern aus der Region können für die Geburt innerhalb des Kantons nach Lachen oder Schwyz ausweichen. Anfahrtsweg aus Einsiedeln: Zwischen 20 und 30 Minuten.

Der Schwyzer Gesundheitsdirektor Damian Meier (49) bestätigt auf Blick-Anfrage, dass das Spital Einsiedeln sowohl den Leistungsauftrag für die Grundversorgung Geburtshilfe, als auch jenen für die Grundversorgung von Neugeborenen verliere. Die Schliessung komme für die kantonalen Behörden nicht überraschend. «Die nächsten Spitäler in Lachen und Schwyz konnten die Geburten, welche bereits seit letztem Herbst nicht mehr in Einsiedeln möglich waren, ohne nennenswerte Probleme übernehmen», lässt sich Meier zitieren. «Die Versorgung der Bevölkerung mit medizinischen Dienstleistungen ist weiterhin sehr gut.»

Private Spitalgruppe sorgt für Unmut

Noch im Dezember hatte das Spital sich optimistisch gezeigt, die Geburtenabteilung innert der vom Kanton gesetzten Frist wiedereröffnen zu können: «Wir sind zuversichtlich, dass wir die Geburtsabteilung bald wieder eröffnen können», sagte eine Ameos-Sprecherin damals gegenüber Blick.

Neben dem vom Spital als Begründung ins Feld geführte Fachkräftemangel spielen bei der schwierigen Personalsuche auch die Turbulenzen rund ums Spital Einsiedeln eine Rolle: Spital-Insider hatten letzten Herbst im Blick schwere Vorwürfe gegen die Spitalleitung erhoben. Die Rede war von hoher Personalfluktuation, lange Schichten und Sparmassnahmen an den falschen Ecken. Auch der Kanton Schwyz wurde aktiv, nahm das Spital mehrfach unter die Lupe. Die Spitalbetreiberin Ameos – eine private Spitalgruppe, die besonders in Deutschland tätig ist – wies sämtliche Vorwürfe zurück.

Während die Geburtenabteilung definitiv geschlossen wird, baut das Spital Einsiedeln stattdessen die Geriatrie (Altersmedizin) aus: Der Bedarf nach diesen Angeboten sei aufgrund des demografischen Wandels gestiegen, so das Spital.

Das Spital Einsiedeln blickt auf eine jahrhundertelange Geschichte zurück: Die Ursprünge des Spitals gehen aufs Mittelalter zurück. Nach einer gescheiterten Spitalschliessung und finanziellen Problemen stieg 2020 die private Spitalgruppe Ameos ein. Das Geschäftsmodell der privaten Spitalgruppe besteh darin, in Schieflage geratene Gesundheitseinrichtungen zu übernehmen und im Anschluss gesund zu sparen. Ameos betreibt laut eigenen Angaben mehr als 100 Einrichtungen an 60 Standorten und beschäftigt 18'000 Mitarbeitende. Neben Spitälern gehören auch Pflege-Einrichtungen, Reha-Kliniken und Gesundheitszentren zum Portfolio.

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