Der Einsiedler Landschreiber Patrick Schönbächler hat sich offensichtlich umentschieden: Letzte Woche sah er sich auf Anfrage von Blick noch «ausserstande», die Vorgänge am Spital Einsiedeln zu kommentieren. Jetzt vollzieht der Bezirk eine Kehrtwende, verschickt eine Mitteilung zum Thema – und verteilt damit eine Breitseite an das unzufriedene Spitalpersonal.
Eine anonyme Gruppe Mitarbeitende sorge «leider in steter Regelmässigkeit für Unruhe», schreibt der Bezirk. Das Vorgehen der Informantinnen und Informanten, die sich mit ihrer Geschichte letzte Woche im Blick an die Öffentlichkeit gewagt hatten, sei «feige» und «dumm», heisst es in der Mitteilung.
Bezirk interveniert nicht – Kanton schon
«Betriebsbezogene Kritik soll konstruktiv und intern erfolgen», schreiben die Behördenvertreter unter Patrick Schönbächler weiter und sprechen sich damit implizit dafür aus, die Öffentlichkeit über die Zustände am Spital Einsiedeln im Dunkeln zu lassen.
Für den Bezirk habe es bislang «keinen Anlass zu Interventionen» am Spital gegeben. Ganz anders seitens des Kantons Schwyz, der die Aufsicht über das Spital hat: Er führte im November 2022 eine erste ausführliche Inspektion durch, die in einem rund 130-seitigen Bericht mit konkreten Forderungen ans Spital mündete. Anfang November dieses Jahres fuhr der Kanton erneut im Spital ein, um die Fortschritte zu überprüfen. «Wenn wir von Missständen hören, sind wir gefordert», sagte der zuständige Schwyzer Gesundheitsdirektor Damian Meier (49) dazu im Blick-Interview – versicherte aber, die Patientensicherheit sei nicht gefährdet.
Viele Jobs und finanzielle Verstrickungen
Die Absichten des Bezirks sind klar: Mit über 350 Jobs ist das Spital Einsiedeln unter Leitung der privaten Spitalgruppe Ameos der grösste Arbeitgeber in der Region. Bezirk, Ameos und die Einsiedler Stiftung Krankenhaus Maria zum finstern Wald sind rund um den Spitalbetrieb auf komplexe Art und Weise miteinander verbandelt. Neben dem Erhalt der Arbeitsplätze hat der Bezirk denn auch ein direktes finanzielles Interesse am Überleben des Spitals: Bei einem Konkurs müsste er Darlehen sowie verbürgte Kredite in Millionenhöhe abschreiben.
Den Stein ins Rollen brachte ein Blick-Artikel von letzter Woche: Mehrere ranghohe (Ex-)Mitarbeitende des Spitals wandten sich darin mit schweren Vorwürfen an die Öffentlichkeit. Die Personalfluktuation am Spital sei dermassen hoch, dass sie bezweifeln, ob die Patientensicherheit noch gewährleistet ist. Die Spitalbetreiberin Ameos wehrte sich und wies sämtliche Vorwürfe zurück.
Unbestritten ist: Die Geburtsabteilung am Spital Einsiedeln ist aufgrund des Personalmangels monatelang dicht. Gemäss aktuellem Plan soll sie Anfang 2024 wiedereröffnet werden. Auffällig ist allerdings, dass am Spital Einsiedeln weiterhin eine Hebammenstelle ausgeschrieben ist – Stellenantritt «per sofort oder nach Vereinbarung». Ob es gelingt, innert eines Monats ausreichend Personal zu rekrutieren und einzuarbeiten, um die Geburtsabteilung wieder zu öffnen, wird sich erst noch zeigen müssen. Der Bezirk legt so lange die Hände in den Schoss: «Der Bezirksrat ruft zu Ruhe, Geduld und Solidarität mit unserem Spital auf», heisst es in der Mitteilung.