Schweizer horten viel Geld. Vor allem zu Hause und auf ihren Bankkonti. Laut dem BfS lagen 2021 im Inland Kundeneinlagen von rund 1'247 Milliarden Franken auf den Konti. Dort ist das Geld stets verfügbar. Aber weil die Banken bei den Sparzinsen nach wie vor knausrig sind, vermehrt sich das Geld kaum. Das führt zur Frage, wie das Geld besser «arbeiten» kann.
«In meiner Bubble habe ich das Gefühl, die Leute wollen mehr aus ihrem Geld machen», versichert Finanzplaner und Podcaster Fabio Marchesin (35) aus Lenzburg AG. Das sei teils schon bei Personen der Fall, für die 15'000 Franken auf dem Konto viel sei. Und noch viel mehr bei Personen, die mindestens 100'000 Franken auf dem Konto haben müssen, um nachts ruhig zu schlafen.
Je nach Alter und verfügbarem Betrag gibt es unterschiedliche Strategien. Marchesin empfiehlt eine Abklärung in drei Schritten:
Schritt 1: Sicherheit geht vor
Zuerst den persönlichen Notgroschen festlegen. Dieser wird nicht investiert.
Schritt 2: Bevorstehende Ausgaben definieren
Überlegen, welche grösseren Ausgaben in nächster Zeit anstehen. Auch dafür sollte genügend Geld auf der Seite sein. Steuern nicht vergessen!
Schritt 3: Altersgerechte Anlageoption wählen
Mit dem übrigbleibenden Geld lässt sich arbeiten. Das eigene Alter ist wesentlich für die die Anlageoptionen und die Risikostrategie: «Mit 30 verkraftet man einen Börsencrash einiges besser als kurz vor der Pension», so Marchesin. Deshalb sollte man die Prioritäten aufteilen.
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3a: Bis 30 voll auf Aktien und ETFs
Im Alter um die 30 Jahre herum sei es ratsam, sich über Aktienanlagen in Form von passiven ETF – das sind börsengehandelte Investmentfonds – zu informieren und dort sein Geld anzulegen. Der Anlagehorizont dauert ein paar Jahrzehnte. «Die Renditen von Aktienanlagen sind ungeschlagen, das Risiko bei diesem Anlagehorizont sehr klein», so Marchesin. Dazu sammle man bereits Erfahrung an der Börse für den Tag, an dem Beträge aus der Säule 3a oder der Pensionskasse ausbezahlt werden. «Dieses Geld nur auf dem Konto liegenzulassen, wäre fatal, auch damit sollten Investitionen getätigt werden», so Marchesin.
3b: Ab 40 Wohneigentum anschaffen
Im Alter von 40 Jahren wird oft der Wunsch eines Eigenheims realisierbar. Dazu braucht es ein grösseres Eigenkapital und das verfügbare Geld ist schnell aufgebraucht. Wer diesen Wunsch nicht hegt, ist mit Investitionen in Aktien immer noch sehr gut bedient.
3c: Ab 50 an die Vorsorge denken
Ab 50 werden freiwillige Einkäufe in die Pensionskasse interessant. «Die risikolose Rendite durch Steuereinsparungen ist einfach zu gut, um dies nicht in Erwägung zu ziehen.» Jedoch sei zu beachten, wie hoch der Deckungsgrad der Pensionskasse ist, was mit den Einkäufen bei einem Todesfall vor der Pensionierung passiert und wann der letzte Einkauf stattfinden soll.
3d: Kostenfallen nach der Pension berücksichtigen
Mit 60 kann die Amortisation der Hypothek ein wichtiges Thema sein. Die Tragbarkeit nach der Pension ist ein oft unterschätztes Risiko. «Eine Teil-Tilgung der Hypothek kann da sehr dienlich sein», so Marchesin. Sollte kein Risiko bestehen, lohnt es sich, zu prüfen, was in kommenden Jahren renoviert werden muss. Solange man noch ein Erwerbseinkommen hat, ist die Steuerersparnis höher als mit einem Renteneinkommen.
Obligationen oder doch ETF?
Blick holt noch eine Zweitmeinung ein. Andreas Lichtensteiger (53), Geschäftsführer der Vermögens-Partner AG in Zürich, schlägt eine ähnliche Vorgehensweise vor. Wer etwas auf der hohen Kante hat, soll sich die Frage stellen, wie viel Geld in den nächsten 10 Jahren für den Lebensunterhalt oder Investitionen – etwa den Kauf einer Liegenschaft – benötigt werden. «Die dafür notwendigen Gelder sollten sicher angelegt werden, zum Beispiel in Kassenobligationen, Festgelder oder Franken-Obligationen.»
Gelder, die einen längeren Anlagehorizont aufweisen, seien in Aktien anzulegen. «Hier empfehlen sich insbesondere ETF oder Indexfonds.»