Gopfried Stutz!
Das sind ETF – und darum sind sie praktisch

ETF – Exchange Traded Funds: Über sie investieren Anleger gleichzeitig in Dutzende von Aktien, das mindert das Risiko. Aber Derivate-Abteilungen schaden dem guten Image dieser Anlagefonds.
Publiziert: 15.05.2017 um 00:22 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2021 um 15:33 Uhr
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Claude ChatelainKolumnist und Wirtschafts-Publizist
Claude Chatelain
Foto: Shane Wilkinson

Nie zuvor ist in börsenkotierten Indexfonds (ETF) so viel Geld geflossen wie in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Das erstaunt mich nicht. ETF sind etwas vom Besten, was die Finanzindustrie für Privatanleger entwickelt hat. Offiziell steht ETF für Exchange Traded Funds. Inoffiziell für Einfach-Transparent-Flexibel. Kein Wunder, dass immer mehr Anleger auf solche Vehikel setzen.

Mit Anteilen eines Aktienfonds hat man als Anleger in Dutzenden von Aktien investiert. Der grosse Vorteil liegt in der Streuung des Risikos. Stürzt der Kurs einer Aktie in die Tiefe, wirkt sich das nur wenig auf das gesamte Fondsvermögen und damit den Wert der Fondsanteile aus. Nun gibt es verschiedene Typen von Aktienfonds. Ich plädiere für ETF. Sie bilden einen Börsenindex ab, indem sie haargenau in jene Wertschriften investieren, die in einem Index vorkommen, stets mit der gleichen Gewichtung wie im Index. Man nennt dies passives Investieren. Dies im Gegensatz zu aktiven Fonds. Hier ist ein Heer von Analysten und Ökonomen damit beschäftigt, die Aktien herauszupicken, deren Kurse stärker steigen sollen als der Durchschnitt. Man nennt dies Stock-Picking.

Aktiv bewirtschaftete Anlagefonds haben höhere Gebühren. Das leuchtet ein. Ich nehme gern höhere Kosten für aktive Anlagefonds in Kauf, wenn ich dafür eine höhere Rendite bekomme. Dumm nur: Zig Studien belegen, dass es einem Fondsmanager nur selten gelingt, mit Stock-Picking über eine längere Zeit den Markt zu schlagen.

ETF sind also nicht nur günstiger als die konventionellen Fonds. Sie rentieren auch besser. So sind die drei Buchstaben zu einer Art Gütesiegel geworden. Leider ist das den Marketingstrategen in den Derivate-Abteilungen der Banken nicht entgangen: Es gibt mittlerweile Short-ETF, mit denen man auf fallende Preise wetten kann. Hebel-ETF, mit denen man die Rendite mit einem Faktor X multiplizieren kann. Oder Hedgefonds-ETF, die auch für Profis undurchsichtig sind.

Ich war kürzlich an einem Anlass von Vanguard, wo dieser Missbrauch des ETF-Labels kritisiert wurde. Andreas Zingg, der bei Vanguard für den europäischen Vertrieb solcher ETF zuständig ist, sprach von einer «Verschmutzung von ETF», wenn diese auf einem aktiven Ansatz basieren und dadurch höhere Gebühren verlangen.

Besonders in Mode sind derzeit die Smart-Beta-ETF. Beta ist eine Kennzahl, die die Sensitivität einer Aktie auf Kursänderungen des Gesamtmarktes misst. Bei einem Beta-Ansatz versucht der Fondsmanager, gezielt Aktien herauszupicken, um damit eine bessere Performance zu erzielen. Eben das, was nur den wenigsten gelingt.

Wenn schon, müsste es «Strategic» und nicht «Smart» heissen. Smart heisst intelligent. Es ist ziemlich anmassend, eine Strategie mit nachweislich unterdurchschnittlichen Erfolgsaussichten als intelligent zu bezeichnen.

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