Seit es Zinsen gibt, bringen sie ihr Geld wieder auf die Bank
Schweizer haben zu Hause 10 Milliarden gehortet!

10 Milliarden Franken Bargeld. Diese stolze Summe haben die Schweizer Sparer während der Zeit der Negativzinsen unter der Matratze oder in Tresoren gehortet. Geld, das nun wieder auf die Bankkonten fliesst.
Publiziert: 16.12.2022 um 00:22 Uhr
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Aktualisiert: 16.12.2022 um 07:15 Uhr
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Zehn Milliarden Franken haben die Schweizer ...
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Das Geld liegt in der Schweiz auch unter der Matratze – oder lag zumindest bis vor kurzem dort. Und nun bringen es die Sparerinnen und Sparer wieder zurück aufs Bankkonto. Das zeigen die neuesten Zahlen der Schweizerischen Nationalbank. Von Juni bis Oktober hat sich der Notenumlauf um rund zehn Milliarden Franken reduziert. Das sind zehn Prozent des gesamten Bargeldes, das in Schweizer Portemonnaies, Kassen, Sparschweinen und auch Hosentaschen steckt – oder eben zwecks Wertaufbewahrung in Tresoren und unter der sprichwörtlichen Matratze gehortet wurde.

Was besonders auffällt: Es sind vor allem die grossen Stückelungen, also Zweihunderter- und Tausendernoten, die verschwinden, die kleinen Noten bleiben weiter im Umlauf. Besonders der Tausender war zwecks Wertaufbewahrung beliebt und wird jetzt umgetauscht.

Umgehung der Negativzinsen

Im Juni hatte die Nationalbank zum ersten Mal seit über sieben Jahren die Zinsen wieder angehoben und damit das Ende der Negativzinsen eingeleitet – und eben auch die Flucht aus dem Bargeld, wie sich aus der Grafik der SNB ablesen lässt.

Seit der Einführung der Negativzinsen wurde immer wieder darüber spekuliert, wie sich Bankkunden gegen die Negativzinsen wehren. Den Finanzinstituten wäre es am liebsten gewesen, sie hätten ihr Geld in Aktien oder andere Wertschriften investiert. Nun zeigt sich, dass zumindest nicht alle diesem Ratschlag gefolgt sind.

Das muss selbst SNB-Präsident Thomas Jordan (59) eingestehen: «Es gab sicher ein paar Personen oder Firmen, die mit Tausendernoten probiert haben, den Negativzinsen ein Schnippchen zu schlagen beziehungsweise diese zu umgehen. Aber im Grossen und Ganzen hat sich das in Grenzen gehalten.» Grundsätzlich gilt: «Die Nachfrage nach Bargeld steigt immer dann, wenn die Zinsen tief sind. Wenn die Zinsen dagegen hoch sind, ist es attraktiver, das Geld auf dem Spar- oder Lohnkonto zu deponieren, dann bekommt man noch etwas dafür», ergänzt Jordan.

Banken erhöhen Zinsen

Stimmt. Die ersten Banken haben postwendend auf den Zinsentscheid der SNB reagiert. So hat etwa die Zürcher Kantonalbank (ZKB) die Zinssätze für Spar- und Vorsorgekonten bereits auf Anfang 2023 erhöht. Auch Valiant und die Bank Cler zahlen ihren Kunden ab 1. Januar höhere Zinsen fürs Ersparte. Die Zuger Kantonalbank erhöht zwar auch, allerdings müssen sich die Kunden noch bis Anfang Februar gedulden.

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Gut möglich, dass der Bargeldrücklauf noch eine Weile anhält und weitere grosse Scheine bei der SNB landen. Denn die Banken halten nur so viel Bargeld, wie sie für das Füllen der Bancomaten oder für die Geschäfte am Bankschalter wirklich brauchen. Der Rest wird an die Nationalbank zurückgeschoben. Und dort dürften die Zweihunderter- und Tausendernoten im Tresor landen. Im Gegensatz zu den kleinen Noten ist die Lebensdauer der grossen um einiges länger. Deshalb werden diese meist nicht vernichtet, sondern für den nächsten Bargeldschub aufbewahrt.

Notenumlauf hat sich verdoppelt

Solche Schübe sind gar nicht so selten. Denn nicht nur die Negativzinsen haben die Nachfrage erhöht. Ganz generell gilt in Zeiten der Unsicherheit offenbar: Nur Bares ist Wahres. Denn in der Finanzkrise 2008 ist der Bedarf an Bargeld in grossen Noten ebenso angestiegen wie während der Euro-Schuldenkrise oder der Corona-Pandemie.

Und von wegen Ende des Bargelds: Von Mitte 2008 bis Mitte 2022 hat sich der Wert aller Noten im Umlauf mehr als verdoppelt – von 41 auf 92 Milliarden Franken.

Hier bekommen Sie wichtige Antworten, was der Zinsentscheid für Sparerinnen und Hausbesitzer bedeutet

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