Personal will Untergang verhindern
Kommt für Jelmoli doch noch die Rettung?

Nach frustrierten Angestellten meldet sich nun auch die Gewerkschaft Unia mit Kritik an der Jelmoli-Führungsriege zu Wort. Grund für die Schliessung des Traditionshauses sei die Gier nach immer mehr Rendite auf dem Immobilienmarkt.
Publiziert: 15.02.2023 um 00:51 Uhr
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Aktualisiert: 15.02.2023 um 08:17 Uhr
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Jelmoli kündigte kürzlich die Schliessung für Ende 2024 an.
Foto: Pius Koller
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Sarah FrattaroliStv. Wirtschaftschefin

In seinem Engagement gegen die eigene Chefetage erhält das Jelmoli-Personal Schützenhilfe. Die Gewerkschaft Unia unterstützt die Angestellten, die vor dem Job-Aus stehen. «Diese Schliessung muss nicht sein», sagt Serge Gnos (50), Co-Leiter der Unia Zürich-Schaffhausen.

Aktuelle und ehemalige Jelmoli-Angestellte hatten im Blick Vorwürfe geäussert, wonach das Ende des Traditionswarenhauses wenig mit dem Onlinehandel und dem veränderten Konsumverhalten zu tun habe, sondern vielmehr mit einem Versagen der Führungsriege. So hätten die Abteilungen «untereinander Krieg geführt» und sich über Misserfolge von anderen gefreut, berichten Insider.

«Das Konsumverhalten hat sich verändert»
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Jelmoli schliesst die Türen:«Das Konsumverhalten hat sich verändert»

Buchhalterischer Trick

Gnos hat noch eine weitere Erklärung: «Es ist ein reiner Immobilien-Entscheid.» Die Swiss Prime Site (SPS), Besitzerin der verbleibenden Jelmoli-Warenhäuser sowie des Jelmoli-Hauses an der Bahnhofstrasse, argumentiert, dass das Warenhaus nicht mehr rentabel zu betreiben sei. «Das liegt nur daran, dass man die Miete in die Höhe geschraubt hat, um den Immobilienwert künstlich zu erhöhen», findet Gnos.

Ähnlich argumentierte jüngst auch der frühere Jelmoli-CEO Peter Leumann (71) in einem Interview mit der «SonntagsZeitung». Die Mietzinserhöhungen für das Jelmoli-Warenhaus an der Bahnhofstrasse seien «völlig ungerechtfertigt» und «nicht marktkonform» gewesen. «Man hat praktisch den ganzen Gewinn des Warenhausgeschäfts intern umgebucht als Miete. Der in den Vorjahren hart erarbeitete Gewinn des Warenhauses wurde diesem gestohlen und den Immobilien zugeschanzt», so Leumann zu der Zeitung. Der buchhalterische Wert der Immobilie sei dadurch über die Zeit künstlich aufgeblasen worden.

Ideen des Personals sind gefragt

Egal, ob eine angebliche Immobilien-Überbewertung, der Onlinehandel oder doch das Versagen der Führungsriege schuld ist am Jelmoli-Untergang: Leidtragende sind die Angestellten. Für sie läuft nun das Konsultationsverfahren. Noch bis Anfang März haben sie Zeit, der Jelmoli-Führung Alternativvorschläge zu machen, um den Untergang des Traditions-Warenhauses zu verhindern.

«Die Arbeitnehmerinnen-Kommission von Jelmoli hat unter anderem Sprechstunden eingerichtet, in denen alle Mitarbeitenden dazu eingeladen sind, Ideen einzubringen, welche die angekündigte Schliessung verhindern könnten», schreibt Jelmoli dazu auf Anfrage von Blick.

Zweiter Fall Novartis?

Gewerkschafter Gnos hat noch Hoffnung, dass dies zum Erfolg führt. «Solche Konsultationsverfahren sind mehr als eine Alibi-Übung», sagt er. 2011 etwa wollte Novartis in Nyon VD 320 Stellen abbauen. Dank des Konsultationsverfahrens wurden die Stellen nicht nur gerettet, sondern es wurde am Standort sogar zusätzlich investiert.

Das müsste auch bei Jelmoli möglich sein, ist Gnos überzeugt. Schliesslich habe die Besitzerin SPS – der grösste börsenkotierte Immobilienkonzern des Landes – im letzten Jahr 390 Millionen Franken Gewinn geschrieben. «Denen geht es hervorragend!»

Das Konsultationsverfahren läuft prinzipiell zwischen Personal und Unternehmen ab – die Gewerkschaft kann nur mitwirken, wenn sie vom Personal explizit beigezogen wird. So oder so profitieren davon nicht alle Angestellten, deren Job am Jelmoli-Warenhaus an der Bahnhofstrasse hängt: 850 Mitarbeitende zählt das Haus, nur 550 davon sind direkt bei Jelmoli angestellt. Die übrigen arbeiten für Firmen, die im Jelmoli-Haus eingemietet sind, etwa die Kleidermarke Zara.

«Wie es mit diesen Leuten weitergeht, ist noch total unklar», kritisiert Gnos. Ihr Vorteil: Auf dem Schweizer Arbeitsmarkt herrscht akuter Fachkräftemangel. Die Verkaufsbranche ist gemäss Adecco-Index davon besonders betroffen. «Das sind hochqualifizierte Leute», betont Gnos. Dennoch: Wenn sie Ende 2024 zeitgleich den Arbeitsmarkt schwemmen, wird es wohl schwierig, dass sie alle sofort eine neue Stelle finden.

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