Lauthals angekündigt, wenige Tage später kurz vor Start kleinlaut auf Eis gelegt: das nationale Recyclingsystem für Plastik der Migros. Seit letztem Juli schweigt sich der orange Riese zu den Details des Projektstopps aus. Die Öko-Offensive der Migros sieht vor, dass Schweizer Haushalte künftig Plastikverpackungen gesondert sammeln. Dazu gehört der Aufbau von Plastiksammelstellen in den Migrossupermärkten und der Verkauf kostenpflichtiger Sammelsäcke an der Kasse und am Infodesk – und das in allen Regionen der Schweiz.
Das Megaprojekt ist allerdings nicht gescheitert, wie die «NZZ am Sonntag» Anfang März 2021 noch spekulierte. Blick-Recherchen zeigen, dass die Migros schon in dieser Woche einen neuen Anlauf nimmt. Als Startdatum gilt bereits der heutige 3. Mai als gesichert, wie von einem Projektbeteiligten zu erfahren ist.
Los geht es in der Zentralschweiz. Federführend ist die Genossenschaft Migros Luzern. Diese ist in den Kantonen Luzern, Zug, Ob-/Nidwalden, Uri und Schwyz tätig. Zunächst werden 64 Filialen Sammelsäcke anbieten. Die gefüllten Säcke kommen in Sammelcontainer, die ebenfalls in Filialen aufgestellt werden. Migros-Sprecher Patrick Stöpper bestätigt diese Informationen.
Warum ging das alles jetzt so lange?
War die Öko-Offensive ein Schnellschuss? Blick weiss: Vor dem privatwirtschaftlichen Projektstart fehlte grünes Licht der lokalen Abfallwirtschaft. Nachdem die Migros das Projekt aufgeschoben hatte, trafen sich die Verantwortlichen zu einer Aussprache mit dem Gemeindeverband REAL der Region Luzern.
Die Detailhändlerin hatte die betreffenden Kantone und Gemeinden der Innerschweiz, die Inhaber des Abfallmonopols sind, vor dem Projektstart offenbar zu kurzfristig informiert. «Es fehlte eine aktive Zusage», heisst es Migros-intern. Die Kurzfristigkeit der Kommunikation an die Abfallverbände sei aus Gründen der Vertraulichkeit geschehen, rechtfertigt ein Migros-Insider.
Offensichtlich wollte der Dutti-Konzern vermeiden, dass dem Projekt, das von einer grossen Marketing-Offensive begleitet wird, vor Information der Öffentlichkeit der Wind aus den Segeln genommen wird.
Abfallverbände kooperieren nun mit Migros
Im vergangenen Jahr folgten dann über Monate intensive Gespräche mit REAL, der schliesslich die Koordination des Plastiksammelprojekts mit allen acht Zentralschweizer Abfallverbänden übernahm. Der Chef des Gemeindeverbands, Martin Zumstein, will die Informationen nicht kommentieren und hält sich zum Deal mit der Migros bedeckt.
Nach wie vor will die Migros den Plastiksammelsack in weiteren Regionen der Schweiz einführen. Sondierungsgespräche laufen bereits punktuell, ist zu hören. Wie schnell es damit vorangeht, hängt nun vor allem davon ab, ob und wie sehr die Migros ihre Kundinnen und Kunden fürs Plastiksammeln begeistern kann. Die Retourenquote wird in den nächsten Monaten zeigen, ob die orange Öko-Offensive Anklang findet.
Beim Recycling gehört die Schweiz zur Spitze. Beim Wiederverwerten von gebrauchten Plastikverpackungen schneiden die Nachbarländer aber besser ab. Das will die Migros mit ihrer nationalen Öko-Offensive ändern. Jetzt gilt es ernst. Noch einen Fehlstart kann sich die Migros nicht leisten. Für das Projekt ist sie mit Innoplastics und Innorecycling – zwei Spezialfirmen im Bereich Kunststoffverwertung – eine langfristige Partnerschaft eingegangen. Diese verwerten die gesammelten Plastiktragetaschen, Frischhaltefolien und Joghurtbecher, aber auch Kunststoffverpackungen online versendeter Waren. Sogar den Plastikabfall anderer Detailhändler wie Coop nimmt die Migros zurück.
Rein kommt der Kunststoff in einen Migros-eigenen Sammelsack. Er kostet je nach Grösse 90 Rappen bis 2.50 Franken. Zum Beispiel: Die Rolle mit 10 Säcken à 17 Liter kostet 9 Franken, die 35-Liter-Variante 17 Franken. Diese Säcke bestehen zu 85 Prozent aus wiederverwerteten Rohstoffen. Deponiert werden können diese künftig in neuen Plastik-Sammelcontainern in Filialen der Genossenschaft Migros Luzern. Ulrich Rotzinger
Beim Recycling gehört die Schweiz zur Spitze. Beim Wiederverwerten von gebrauchten Plastikverpackungen schneiden die Nachbarländer aber besser ab. Das will die Migros mit ihrer nationalen Öko-Offensive ändern. Jetzt gilt es ernst. Noch einen Fehlstart kann sich die Migros nicht leisten. Für das Projekt ist sie mit Innoplastics und Innorecycling – zwei Spezialfirmen im Bereich Kunststoffverwertung – eine langfristige Partnerschaft eingegangen. Diese verwerten die gesammelten Plastiktragetaschen, Frischhaltefolien und Joghurtbecher, aber auch Kunststoffverpackungen online versendeter Waren. Sogar den Plastikabfall anderer Detailhändler wie Coop nimmt die Migros zurück.
Rein kommt der Kunststoff in einen Migros-eigenen Sammelsack. Er kostet je nach Grösse 90 Rappen bis 2.50 Franken. Zum Beispiel: Die Rolle mit 10 Säcken à 17 Liter kostet 9 Franken, die 35-Liter-Variante 17 Franken. Diese Säcke bestehen zu 85 Prozent aus wiederverwerteten Rohstoffen. Deponiert werden können diese künftig in neuen Plastik-Sammelcontainern in Filialen der Genossenschaft Migros Luzern. Ulrich Rotzinger