So funktioniert das neue Plastik-Sammelsystem von Migros
3:40
Plastik-Abfall abgeben:So funktioniert das neue Sammelsystem von Migros

Die 12 wichtigsten Antworten zum Recyclingsystem für Plastik
So funktioniert das neue Sammelsystem von Migros

Der Berg mit Plastikabfall in der Schweiz ist riesig. Das meiste davon landet im Müll und wird verbrannt. Geht nicht, findet die Migros und lanciert ein neues Plastikrecycling. Das müssen Haushalte jetzt über Sammelsäcke und Abgabestationen wissen.
Publiziert: 17.06.2020 um 09:45 Uhr
|
Aktualisiert: 03.05.2021 um 10:49 Uhr
  • Migros bringt den Plastik-Sammelcontainer nach einem Jahr Verzögerung in die Läden
  • Haushalte können eigene Plastik-Sammelsäcke in drei Grössen kaufen
  • Pionier-Projekt will Plastikkreislauf schliessen
  • Einsatz von Plastik bei Verpackungen soll weiter reduziert werden
1/13
Kennen wir alle: Gerade Bio-Gemüse wird häufig in Plastik verpackt angeboten. Hier zum Beispiel in einer Migros-Filiale.
Foto: geisser
Ulrich Rotzinger und Franziska Scheven

Beim Recycling gehört die Schweiz zur Spitze. Beim Wiederverwerten von gebrauchten Plastikverpackungen schneiden die Nachbarländer aber besser ab. Dem will die Migros nun Gegensteuer geben. Es geht schweizweit um rund 200 000 Tonnen Plastikabfall pro Jahr. Zum Vergleich: 9000 Tonnen PET-Flaschen sammelt die Detailhändlerin jährlich ein.

Ab heute kann man seinen Plastik in 64 Migros-Filialen in den Kantonen Luzern, Zug, Ob-/Nidwalden, Uri und Schwyz abgeben. Später soll das Angebot auf die ganze Schweiz ausgeweitet werden. Migros’ Öko-Offensive sieht vor, dass Schweizer Haushalte künftig Plastikverpackungen gesondert sammeln. Nun stellen sich wichtige Fragen. BLICK gibt die Antworten.

Die Migros nimmt doch bereits Plastikverpackungen zurück. Was soll daran neu sein?

Das ist nur zum Teil richtig. Bei der Migros kann man zwar PET-Getränkeflaschen sowie Milch- und Shampoo-Packungen aus Kunststoff zurückgeben. Aber bislang keine Verpackungen etwa von Frischfleisch und Obst. Das ändert sich nun. Auch Plastiktragetaschen, Frischhaltefolie und Joghurtbecher sowie Plastikschalen können nun retourniert werden. Dazu gehören auch Kunststoff-Umverpackungen online versendeter Waren.

Darf man auch Plastik von Coop und Co. bei der Migros abgeben?

Ganz egal, ob der Kunststoff von Coop-, Spar- und Aldi-Verpackungen kommt, die Migros nimmt Plastik aller Hersteller bei sich zurück.

Müssen Haushalte den Plastik trennen?

Die Migros verkauft eigene Sammelsäcke für Plastik. Sie kosten je nach Grösse 90 Rappen bis 2.50 Franken pro Sack. Zum Beispiel: Die Rolle mit 10 Säcken à 17 Liter kostet 9 Franken, die 35-Liter-Variante 17 Franken. Auf den Sammelsäcken sind die Details zur Entsorgung aufgeführt. Erhältlich sind die Säcke an der Kasse oder Information in den Filialen. Wichtig: Sämtliches Plastik kann in die Säcke gesteckt werden.

Der Konsument zahlt bis zu 2.50 Franken pro Sack. Warum sollte man das tun, wenn man bereits einen Kehrichtsack im Haushalt hat, der ebenfalls Gebühren kostet?

Diese Frage dürfte viele beschäftigen. Laut bisherigen Erfahrungen in den Gemeinden können Haushalte mit der Plastiksack-Variante rund ein Drittel sparen, wenn sie die Plastik-Verpackungen in den Sammelsack stecken und abgeben. Laut Migros ist der Plastik-Sammelsack in der Mehrheit der Schweizer Gemeinden günstiger als der Gebührenkehrichtsack. Trennt man Plastik vom übrigen Kehricht, müssen für den Restmüll weniger Sammelsäcke, Wertmarken etc. gekauft werden. Die Migros gibt zu verstehen, dass sie den Preis für den Plastik-Sammelsack laufend überprüft und gegebenenfalls senkt.

Will die Migros nur Gewinn mit dem Plastik-Sammelsack machen?

Hier widerspricht der Grossverteiler: «Die Migros will mit dem neuen Recyclingangebot keinen Gewinn erwirtschaften, sondern die Sammlung kostendeckend betreiben sowie den Plastikkreislauf schliessen und in diesen investieren.»

Rollenweise Sammelsäcke aus Plastik unter die Kunden zu bringen ist auch nicht grad ökologisch!

Irgendwie muss das Plastik ja zu den Abgabestationen in den Filialen gebracht werden können. Die Migros versichert, dass die Sammelsäcke zu 85 Prozent aus wiederverwerteten Rohstoffen bestehen.

Stoppt Migros nun die gesonderte Rücknahme von PET-Getränkeflaschen?

Nein, die PET-Verpackungen von Getränken werden weiterhin separat gesammelt und recykliert.

Wann kann ich die Sammelsäcke kaufen?

Mit etwas Vorlauf vor dem 29. Juni, das zunächst in der Innerschweiz. Dann lanciert die Migros Genossenschaft Luzern die Plastiksack-Rücknahme in ihren Filialen. Die Migros verspricht die schrittweise Ausweitung in andere Genossenschaften des orangen Riesen. Ende August folgen Genf, Neuenburg-Freiburg, Waadt und Wallis. Bis zum Frühjahr 2021 sollen sämtliche regionale Migros-Genossenschaften der Schweiz die neuen Sammelstellen anbieten.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Müssen die Plastikverpackungen gereinigt werden, bevor man sie in den Sack packt?

Laut Migros muss das Sammelgut in der Regel nicht ausgewaschen werden. «Löffelrein ist grundsätzlich ausreichend», heisst es. Aber: Rückstände in Joghurtbechern oder in Grillfleisch-Verpackungen fangen schnell an zu stinken. Entweder man reinigt solche Verpackungen doch kurz, oder man kauft kleinere Sammelsäcke und retourniert diese öfters. Stark verschmutze Verpackungen sollen nicht gesammelt werden, so die Migros.

Lanciert die Migros das Projekt lediglich, um ihre Nachhaltigkeitsversprechen der Generation M nicht brechen zu müssen?

Hier widerspricht die Migros. «Wir wollen den Anteil an neuem Plastikmaterial signifikant reduzieren und beitragen, die Umwelt zu schonen», heisst es. Plastik und Verpackungen seien ein grosses Thema bei Migros-Kunden. «Wo es sinnvoll ist, wird Plastik ersetzt.» Sinnvoll sei der Plastikeinsatz etwa aus Hygiene- oder Haltbarkeitsgründen. «Damit dieses Material nicht nur einmal verwendet und danach verbrannt werden muss, nimmt die Migros das Plastik nun zurück und baut eine Infrastruktur auf.»

Wie läuft das Recycling der Plastikverpackungen überhaupt?

Die Migros spannt hierfür mit einem führenden Kunststoffrecycler zusammen. Die in den Filialen gesammelten Plastiksäcke gelangen zur Firma InnoRecycling. Dort wird der Kunststoff sortiert. Anschliessend verarbeitet die Firma InnoPlastics das sortierte Material zu Regranulaten, die zukünftig wieder in der Migros-Industrie Verwendung finden. Zusammen mit den Partnern will die Migros Millionen-Investitionen in ein Sortierwerk in der Schweiz tätigen.

Was entsteht mit dem recyklierten Plastik?

Unter anderem werden zurzeit Sirup-Flaschen aus 100 Prozent rezykliertem PET hergestellt. Laut Migros so auch Reinigungsmittelverpackungen der Marken Potz oder Migros Plus.

Gar kein Plastik produzieren ist besser als recyclieren!

Das streitet die Migros nicht ab. Der Grossverteiler verspricht, den Einsatz von Plastik weiter zu reduzieren – dies, indem Verpackungen optimiert oder etwa Bio-Früchte und -Gemüse von Plastikverpackungen befreit werden.

Die Migros lanciert neues Recycling-System für Plastik in der Schweiz. Diese Container stehen bald in den Filialen.
Foto: Blick

Hand aufs Herz: Wer schleppt schon gern zu Fuss oder mit dem Velo den Plastiksack zur Migros-Filiale?

Der Plastiksammelsack hat zwar ein geringes Gewicht, dennoch läuft man nicht gern damit auf dem Rücken durch die Gegend. Die Migros setzt offenbar auf Haushalte, die einmal in der Woche einen Grosseinkauf mit dem Auto tätigen und dann den Sammelsack mit zum Einkauf nehmen. Oder Konsumenten, die sich für die kleinste Sackgrösse von 17 Litern entscheiden. Die Migros sagt auch: «Die ersten Erfahrungen und Kundenrückmeldungen werden uns aufzeigen, wie wir die Plastik-Sammlung noch besser machen können.»

Schön und gut. Auf lokaler Ebene gibt es unzählige Plastiksack-Sammler. Braucht es jetzt wirklich die Migros, die hier mitmischt?

Jein. Auf lokaler Ebene gibt es über 500 Gemeinden und kleinere Städte, die seit Jahren bereits einen Sammelplastiksack bereitstellen. Allerdings kam es bislang nicht zum Durchbruch in den grossen Städten und Zentren. Hier hat die Migros mit ihrem grossen, nationalen Filialnetz (1133 Standorte) natürlich Gewicht. Und kann dem Plastikrecycling neuen Schwung verleihen. Zudem gibt es noch niemanden, der bei der Kreislaufschliessung von Plastik fast überall selbst die Stellschrauben dreht und in Zukunft alles aus einer Hand bieten kann. Das will die Migros möglich machen.

Plant die Migros, externe Sammelstellen für diese Säcke aufzubauen, etwa in Gemeinden auf öffentlichem Grund?

Aktuell plant die Migros nicht damit, Rücknahmestellen ausserhalb von Migros-Filialen aufzustellen. Eine Zusammenarbeit auf Gemeindeebene ist jedoch für die Zukunft nicht ausgeschlossen, heisst es. Eine solche Zusammenarbeit gibt es beispielsweise schon bei Plastikflaschen. Grundsätzlich ausgeschlossen sind externe Sammelstellen mittel- bis langfristig nicht.

So reduziert Volg Plastikabfall

Anstatt Plastikverpackungen wieder verwerten wie die Migros will Volg diese reduzieren. Gemäss dem Motto: Ressourcen schonen, Abfall vermeiden. Die Fleischverpackungen des Tierwohllabels Agri Natura der Dorfladenkette enthalten neu bis zu 70 Prozent weniger Kunststoff. Pro Jahr entspricht das einer Einsparung von 40 Tonnen Kunststoff, heisst es bei Volg. Zum Vergleich: Die Plastikeinsparung entspricht etwa dem Bedarf für die Herstellung von 1,3 Millionen PET-Flaschen. Für die Umsetzung der ökologischeren Verpackungen arbeitet Volg mit der Ernst Sutter AG zusammen. Diese gehört wie die 600 Dorfläden ebenfalls zur Bauerngenossenschaft Fenaco. Ernst Sutter versorgt Volg, den laut GfK fünftgrössten Lebensmittelverkäufer der Schweiz, mit Fleischprodukten. Levin Stamm

Die neue Verpackung bei Label-Fleisch und -Wurst von Volg kommt mit bis zu 70 Prozent weniger Kunststoff aus.
Volg

Anstatt Plastikverpackungen wieder verwerten wie die Migros will Volg diese reduzieren. Gemäss dem Motto: Ressourcen schonen, Abfall vermeiden. Die Fleischverpackungen des Tierwohllabels Agri Natura der Dorfladenkette enthalten neu bis zu 70 Prozent weniger Kunststoff. Pro Jahr entspricht das einer Einsparung von 40 Tonnen Kunststoff, heisst es bei Volg. Zum Vergleich: Die Plastikeinsparung entspricht etwa dem Bedarf für die Herstellung von 1,3 Millionen PET-Flaschen. Für die Umsetzung der ökologischeren Verpackungen arbeitet Volg mit der Ernst Sutter AG zusammen. Diese gehört wie die 600 Dorfläden ebenfalls zur Bauerngenossenschaft Fenaco. Ernst Sutter versorgt Volg, den laut GfK fünftgrössten Lebensmittelverkäufer der Schweiz, mit Fleischprodukten. Levin Stamm

PK Migros Plastik


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.