Die Zürcher wollten eigentlich nur ein Experiment wagen: Plastik kann neu rezykliert werden. Dafür hat die Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ) 17 Sammelstellen in den Quartieren Höngg und Schwamendingen aufgestellt.
Und dann das: Die Sammelstellen waren in Kürze überfüllt. Die Stadt hat über 10 Tonnen Kunststoffabfall gesammelt. «Die Bewohnerinnen und Bewohner in Höngg und Schwamendingen beteiligen sich rege am Versuch und sammeln ihren Kunststoff», bestätigt ein ERZ-Sprecher dem «Tages-Anzeiger».
Migros mit Plastik-Aktion ausgebremst
Dabei ist die ERZ nicht allein. Auch private Anbieter wollten den Hype um das Plastik-Sammeln abgreifen. Migros kündigte im Juni eine Plastik-Sammel-Aktion an. Danach aber der Rückzug: Der Detailhändler hatte vergessen, die entsprechende Genehmigung einzuholen.
Plastik-Sammeln in der Schweiz ist nämlich Gemeinde-Sache. Private dürfen nicht einfach zum Sammeln aufrufen. «Die Migros ist immer noch fokussiert auf die nationale Einführung der Plastiksammelstellen», so Migros-Sprecher Patrick Stöpper gegenüber BLICK. «Einen Zeithorizont kann ich leider nicht geben.»
Lieber Recycling als Verzichten
Plastik schon beim Einkauf zu vermeiden, ist eine Herausforderung für den Kunden – und die Migros. Einige Initiativen laufen zwar, wie Teile des Bio-Gemüses und –Obst in Zukunft frei von Plastikverpackung anzubieten.
Bisher aber mit mässigem Erfolg. «Ohne Plastik geht es nicht», so die Nachhaltigkeitschefin der Migros, Christine Wiederkehr-Luther, gegenüber BLICK. Der Plastik-Anteil in Migros-Geschäften ist in den letzten zehn Jahren im Schnitt um gerade mal ein Prozent pro Jahr verringert worden.
Die Behälter werden dreimal pro Tag entleert
Dabei zeigt die ERZ-Sammel-Aktion, dass Konsumenten die umweltschädlichen Eigenschaften von Plastik auf dem Schirm haben. Die Anzahl der Tonnen wurden mittlerweile erhöht, um der Nachfrage gerecht zu werden. Besonders nach dem Wochenende ist es voll: Berge von Flaschen, Säcken, Einwegbesteck und Kunststofftuben aus Plastik sind neben den überfüllten Tonnen auf dem Boden zu sehen.
Und das, obwohl die Behälter dreimal pro Tag entleert werden. Ob das Experiment auf die ganze Stadt ausgeweitet werden soll, ist noch unklar. Die Aktion in den beiden Quartieren wird noch bis zum 10. Dezember weiterlaufen.