Über 600 Verkaufs- und Annahmestellen
Das Plastik-Sammelsystem der Migros gibts auf lokaler Ebene bereits

Bereits seit 2013 wird in der Schweiz Kunststoff separat gesammelt und wiederverwertet. Nimmt die Migros nun bestehenden Anbietern das Geschäft weg?
Publiziert: 17.06.2020 um 19:26 Uhr
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Aktualisiert: 02.05.2021 um 16:22 Uhr
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So sollen die neuen Plastik-Sammelsäcke der Migros aussehen.
Foto: Zvg
Levin Stamm

Was die Migros als Pionierleistung verkauft, wird in der Schweiz bereits seit Jahren im Kleinen angestrebt. Bereits seit 2013 versucht der Verein Schweizer Plastic Recycler, bestehend aus 22 Unternehmen und Zweckverbänden, das Recycling aller Kunststoffabfälle in der Schweiz zu vereinheitlichen.

Der Verein hat 2013 in Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen das Konzept «Green Plastics» ausgearbeitet. Mit der Hilfe von über 600 Sammel- und Verkaufsstellen kann Kunststoff so bereits rezykliert werden.

Müssen Sammelstellen um ihre Existenz bangen?

Amlikon-Bissegg TG war vor über sieben Jahren Pilotgemeinde des Projekts. Seither haben über 500 Städte und Gemeinden im ganzen Land den Sammelsack für Kunststoffabfälle eingeführt. Beispiele sind Winterthur ZH, Solothurn oder Olten SO.

Da Kunststoff einen erheblichen Teil des Kehrichts ausmacht, kann dieser mit dem Sammelsack reduziert und Gebühren so gespart werden. Ein Kunststoff-Sammelsack kostet in Amlikon-Bissegg zwei Franken. In abgelegenen Regionen sind die Kosten pro Sack höher – trotzdem soll sich das Plastik-Recycling für Privathaushalte auch dort lohnen.

Das Angebot der Migros sehen Branchenkenner positiv, da es Leute in Gemeinden ohne Kunststoff-Sammlungen anspornen würde, Plastik ebenfalls separat zu sammeln. Dass Schweizer Sammelstellen nun um ihre Existenz bangen müssen, glauben sie hingegen nicht. Bei vielen seien Kunststoff-Sammlungen nur ein kleiner Teil ihrer Tätigkeit.

Luzerner verbrennen ihren Plastik lieber

Markus Tonner (50) ist mit der Verbreitung von «Green Plastics» noch nicht zufrieden. So sei man zwar im Mittelland gut vernetzt, «in der Westschweiz oder der Region Luzern gibt es aber noch Luft nach oben», sagt der Präsident der Schweizer Plastic Recycler.

Die Gründe dafür sind laut Tonner unterschiedlich. Während in der Westschweiz die Sprachbarriere für Probleme sorgt, will die Politik in Luzern von Kunststoff-Recycling nichts wissen und stattdessen Plastikabfälle weiterhin verbrennen. Zudem gestalte sich die Einführung des Projekts vor allem in Ballungszentren wie Zürich oder Basel als schwierig. Kann die Migros bei diesen Knackpunkten in die Bresche springen? Das bleibt abzuwarten.

«Ökologisches Potenzial ist enorm»

Tonner will die Schweiz zur Kreislaufgesellschaft transformieren – das ökologische Potenzial sei enorm, sagt er. Durch die Wiederverwertung von 248'000 Tonnen Kunststoffabfall – so hoch schätzt der Verein das noch vorhandene Potenzial für die Schweiz ein – sollen 124 Millionen Liter Erdöl eingespart und der CO2-Ausstoss um 694'000 Tonnen gesenkt werden.

PET-Recycling gehört seit Jahren zum Schweizer Alltag. Bei der separaten Sammlung von gemischten Kunststoffabfällen scheiden sich aber die Geister. Selbst das Bundesamt für Umwelt (Bafu) steht ihr skeptisch gegenüber. Begründung: Der stofflich hochwertig verwertbare Anteil sei zu tief. Man wolle die Entwicklung technischer Innovationen abwarten, bevor man eine Neubeurteilung vornehme.

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