Längst nicht nur in der Migros
Auch hier kann man ohne Verpackung einkaufen

Plastik verbrauchen die Schweizer in Rekordmengen. Um den zu reduzieren, bieten einige Supermärkte das verpackungsfreie Einkaufen an. Die Migros zieht dieser Tage nach.
Publiziert: 06.11.2020 um 19:56 Uhr
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Aktualisiert: 02.05.2021 um 16:22 Uhr
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Im Spätsommer startete die Migros in zwei Pilotfilialen einen Test mit Abfüllstationen für Spülmittel.
Foto: Zvg
Franziska Scheven

Einkaufen ohne Abfall? Das eigene Gefäss mitbringen? Das soll funktionieren. In Deutschland und Italien liegt verpackungsfreies Einkaufen von Lebensmitteln bereits schwer im Trend.

Nun hat das auch die Schweiz erkannt. In jeder grösseren Stadt gibt es mittlerweile einen Supermarkt, in dem man Gemüse, Pasta und dergleichen in seine mitgebrachte Verpackung abfüllen kann. An der Kasse wird dann gewogen und bezahlt. Damit will man der Umwelt etwas Gutes tun und auf kleine Verpackungen aus Plastik verzichten.

Den eigenen Behälter mitbringen

Jüngst ist auch die Migros eingestiegen. In der Filiale in Baden AG startete der erste Verkauf von 70 Lebensmitteln ohne Verpackung. Der orange Riese kann sich damit in die Reihe von rund 50 Geschäften einreihen, die bereits Lebensmittel unverpackt anbieten.

Im Laden-Café Olive in Zürich kann der Kunde etwa in eigene Behältern Waschmittel, Reis, Nüsse und weitere Lebensmittel füllen. Es gibt sogar schon kleine «Unverpackt»-Franchise-Nehmer. «Chez Mamie» startete in Sitten im Jahr 2016 und ist mittlerweile mit zwölf Geschäften in der ganzen Schweiz vertreten. Im Angebot: biologische und regionale Nahrungsmittel sowie Putzmittel.

Gesamtkonzept der Nachhaltigkeit

Die meisten dieser Läden verfolgen eine Philosophie der Nachhaltigkeit. Dabei geht es nicht nur darum, Abfall einzusparen, sondern auch andere Prinzipien des Umweltschutzes zu berücksichtigen.

Demnach finden die Kunden hier vorwiegend regionale und saisonale Lebensmittel. Damit will man die Emissionen beim Transport von Lebensmittel von weither vorbeugen. Oft stammen die Produkte aus der Biolandwirtschaft. Die Erzeuger verpflichten sich, mit ihren Mitarbeitern fair umzugehen.

Fast alles geht auch unverpackt

Zu kaufen gibt es vor allem unverderbliche Trockenprodukte: Hülsenfrüchte, Müsli, Mehl, Gewürze, Tee und Kaffee sowie Gemüse, Obst und Brot können hier in der eigens mitgebracht Verpackung verstaut werden. Aber auch Öle oder Butter sind teilweise im Angebot sowie Hunde- und Katzenfutter. Im Bioladen Cherry-Green in Pfäffikon ZH findet man sogar unverpackte Kosmetikprodukte.

Der Kunde hat vor Ort oft die Möglichkeit, wiederverwertbare Verpackungen wie Behälter oder Taschen zu kaufen. Bei Frischprodukten ist das Thema unverpackt meist schwieriger. Nur wenige Läden bieten zum Beispiel Käse und Milchprodukte unverpackt an.

Ein kleiner Quartier-Laden

Supermärkte mit unverpackten Lebensmitteln gleichen oft kleinen Quartier-Läden. Sie bieten auch oft noch Kuchen und Café oder ein Mittagsmenu an. Die Schweiz gilt als einer der grössten Abfallproduzenten Europas. Laut dem Bundesamt für Umwet (Bafu) werden hier jährlich etwa eine Million Tonnen Kunststoffe verbraucht – das sind 125 Kilogramm pro Kopf. Tendenz steigend.

Der Offenverkauf lohnt sich auch oft finanziell: Durch den Wegfall der Verpackungen können die Händler den Angebotspreis zwischen 10 und 40 Prozent senken. Es gibt aber auch Bedenken. Der Offenverkauf zieht oft Motten oder andere Schädlinge an. Deshalb gaben in der Vergangenheit gerade die grossen Supermarktketten an, einen solchen Verkauf aus Hygienegründen nicht durchziehen zu wollen.

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