Sie zementiert einige Klischees zu Salären in der Schweiz, fördert aber auch Überraschungen zutage: Die Lohnstudie 2023 von FH Schweiz, dem Dachverband der Fachhochschul-Absolventinnen und -Absolventen. Blick hatte exklusiven Zugang zu den Daten der Studie, für welche 13'463 Personen in allen Schweizer Sprachregionen – allesamt mit FH-Abschluss, jedoch mit unterschiedlichen akademischen Graden – befragt wurden.
Die Löhne steigen wieder
Erste Erkenntnis: Die Bruttolöhne der FH-Absolventinnen und -Absolventen sind gegenüber der letzten Studie aus dem Jahr 2021 merklich gestiegen. 104'000 Franken beträgt aktuell der Medianlohn. Vor zwei Jahren lag dieser Wert noch bei knapp 100'000 Franken.
Wichtig: Der Medianlohn definiert sich dadurch, dass 50 Prozent der Befragten einen Lohn über diesem Wert haben, und 50 Prozent darunter. Im Gegensatz zum Durchschnitt verzerren hier einzelne Ausreisser nach oben oder unten das Bild nicht.
Dass die Löhne gegenüber der letzten Befragung deutlich steigen, hat laut FH Schweiz mit der Erholung der Wirtschaft und dem erhöhten Personalbedarf zu tun. Zudem konnten viele Arbeitnehmende bei Jahresgesprächen mindestens einen Teuerungsausgleich aushandeln. Laut der Umfrage erhielten 70 Prozent der Befragten auf dieses Jahr hin eine Lohnerhöhung. Über 50 Prozent erzielten eine Lohnerhöhung im Bereich bis 5 Prozent. Jener Anteil, bei denen sich salärtechnisch gar nichts tat, ist merklich kleiner als noch vor einem Jahr.
Klassische Resultate bei den Branchen
Die Medianlöhne, aufgeteilt nach Branche betrachtet – hier fällt auf: Finanzen, Versicherungen, Pharma, Informatik und öffentliche Verwaltung haben wie üblich die Nase klar vorn. Im Finanz- und Versicherungswesen liegt der Medianlohn bei 120'000 Franken. Am anderen Ende der Skala liegt der Bereich Kunst/Kultur/Unterhaltung mit einem Medianlohn von nur noch 69'271 Franken. Praktisch die Hälfte!
Den deutlichsten Lohnanstieg verzeichnet die Sparte Architektur und Ingenieurwesen. Hier beträgt der Median fast 95'000 Franken, gegenüber 87'100 Franken vor zwei Jahren.
Für die Höhe es Lohns ist der Arbeitsstandort relevant. In der Deutschschweiz sind die Saläre meist höher als in der Romandie und im Tessin. Bei den Kantonen liegt Zürich klar an der Spitze, mit einem Median von gut 111'000 Franken pro Jahr. Am meisten zugelegt haben aber die Ostschweizer Kantone: Innert zwei Jahren wuchs der Medianlohn von 100'000 auf 106'000 Franken.
Man könnte vermuten, dass die hohen Löhne mit dem Alter der Befragten zusammenhängen. Fast 70 Prozent der Studienteilnehmenden sind aber unter 40 Jahre alt. Darüber hinaus haben niedrigere Lohnstufen überproportional zugelegt: Die unteren Kader haben seit der letzten Studie mit einem Medianlohn von neu 106'000 Franken (zuvor: 101'000 Franken) deutlich aufgeholt.
Die hohen Medianlöhne haben mehr mit dem Dienstgrad zu tun. Fast 60 Prozent der Befragten sind in Kaderpositionen tätig, 13 Prozent im oberen Kader. «Die Studie bestätigt, dass Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen in der Gesellschaft und Wirtschaft eine tragende Rolle spielen», sagt Toni Schmid (59), Geschäftsführer von FH Schweiz zu Blick.
Frauenlöhne sind immer noch tiefer
Die Studie fördert auch zutage, dass die Medianlöhne bei Frauen tiefer sind als bei Männern. Gesamtschweizerisch zeigt sich ein happiger Unterschied: 113'000 Franken Medianlohn bei Männern, 92'000 Franken bei Frauen. Die Differenz ist in der Deutschschweiz besonders ausgeprägt.
Zwar sind die Zahlen mit Vorsicht zu geniessen, weil Geschlecht, Kaderposition, Alter und weitere Kriterien hier durchmischt und nicht spezifisch berücksichtigt sind. Doch die Anzahl der Befragten und die Aktualität der Referenzlöhne lassen den Schluss zu, dass die Löhne der Frauen und/oder der Anteil der Frauen in hohen Kaderpositionen tiefer sind – was die Ergebnisse einer Studie des Gewerkschaftsbundes untermauert.
Ein Blick in die Ergebnisse zeigt weiter, dass der Weiterbildungswille bei Frauen grösser ist als bei Männern. So geben nur 37 Prozent der Frauen an, keine Weiterbildung zu planen, während es bei den Männern gut 42 Prozent sind. Allgemein ist aber das Interesse an Weiterbildungen gross. So planen 60 Prozent der Befragten in absehbarer Zukunft eine solche.