Über den Lohn spricht man nicht. Wer wie viel verdient und somit zu dieser oder jener Schicht gehört, ist ein besonderes Tabu in der Schweiz. Eine Studie der Bank Cler aus dem letzten Jahr bringt Licht ins Dunkle.* Sie analysiert die Reineinkommen für die Jahre 2007 bis 2019. Reineinkommen? Dabei handelt es sich um das Nettoeinkommen (Löhne, Renten, Alimente und Kapitaleinkommen) minus Abzüge wie Gesundheitskosten, gemeinnützige Zuwendungen oder Einzahlungen in die Säule 3a.
Wichtig zu wissen: Die Studie der Bank Cler setzt für ihre Analyse auf Nettolöhne. Im Gegensatz dazu legen die Familien, mit denen Blick im Zusammenhang mit dem neusten Familienbarometer gesprochen hat, ihre Bruttolöhne oder Haushaltseinkommen offen. So ist zu erklären, dass eben auch eine Familie mit einem Bruttohaushaltseinkommen von 11'000 Franken noch zur Mittelschicht gehört.
Die Studie der Bank Cler aus dem Jahr 2023 zeigt: Zur Mittelschicht gehört, wer pro Haushalt zwischen 37'000 und 80'000 Franken verdient. Wer weniger verdient, gehört zur Unterschicht. Haushalte mit mehr als 80'000 Franken Reineinkommen gehören zur Oberschicht. Es werden nicht die Einzelpersonen, sondern die Haushalte ausgewertet. Bei Doppelverdienern ist das Haushaltseinkommen das gemeinsam verdiente Geld.
Stabile Einkommensverteilung
In den 13 untersuchten Jahren gab es beinahe keine Veränderung in der Einkommensverteilung:
- 35 Prozent der Haushalte gehören der Unterschicht an,
- 37 Prozent der Mittelschicht,
- 28 Prozent der Oberschicht.
Eine Veränderung gab es dennoch, wie Samuel Meyer, CEO der Bank Cler, 2023 gegenüber Blick sagte: «Seit 2007 ist die Einkommensschwelle zur Mittelschicht um über 9 Prozent gestiegen.» Der Grund: Die Einkommen in der Schweiz sind zwischen 2007 und 2019 spürbar gestiegen. Darum haben sich auch die Schichten verschoben. Für die Zuteilung der Schicht ist der Medianlohn massgebend. Also der Lohn, bei dem die eine Hälfte mehr verdient, die andere weniger. 2019 betrug er pro Haushalt 53'600 Franken. Das sind 4500 Franken mehr als 2007. Wer zwischen 70 und 150 Prozent des Medianlohns verdient, gehört zur Mittelschicht, so die Definition der Bank.
Mehr Millionäre
2019 verfügen 350'000 Haushalte in der Schweiz über mindestens 1 Million Franken Vermögen. Das sind 63 Prozent mehr als 2007. Am meisten Millionäre gibt es im Kanton Zug (14,2 Prozent aller Haushalte), Schwyz (13,4 Prozent) und Appenzell-Innerrhoden (11,6 Prozent).
Die Studie wurde von der Bank Cler, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Basler Kantonalbank, zusammen mit dem Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Economics erarbeitet.
* Diesen Artikel hat Blick zum ersten Mal am 25. April 2023 veröffentlicht. Er wurde bei der Republikation in gewissen Passagen inhaltlich aktualisiert, ohne dass die Datengrundlage verändert worden wäre (15.3.2024).