Mittelstands-Familie unter finanziellem Druck
«Das Wasser steht uns bis zum Hals»

Steigende Preise machen auch der Mittelschicht zu schaffen. Das zeigt das Beispiel der Familie Roth aus dem Kanton Zürich, bei der Geld ein Dauerthema ist.
Publiziert: 14.03.2024 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 14.03.2024 um 18:08 Uhr
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Jeden Monat dieselben hohen Rechnungen: Die Fixkosten fressen bei Mittelstandsfamilie Roth einen Grossteil des Einkommens weg.
Foto: Thomas Meier
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Karen SchärerTeamlead Gesellschaft

Das Familienbarometer 2024 zeigt: Sehr viele Familien in der Schweiz stehen unter grossem finanziellem Druck. Doch offen darüber zu reden – das fällt schwer. Familie Roth, die hier von ihrer Situation erzählt, heisst in Wirklichkeit anders, auch andere Angaben zur Familie wurden geändert, um die gewünschte Anonymität zu gewährleisten. 

Sabine Roth (37) ist gelernte Laborantin und arbeitet 80 Prozent. Ihr Mann Mark (36) ist Elektrotechniker und zu 90 Prozent angestellt. Zusammen verdienen sie knapp 11’000 Franken brutto im Monat. Damit gehören sie zum Mittelstand.

Das meiste ist gleich wieder weg

Doch der grösste Teil des Einkommens geht gleich wieder weg; ihre monatlichen Fixkosten sind hoch. Und stiegen 2023 sogar noch an. Die grössten Posten: familienergänzende Betreuung, Miete, Krankenkasse. Über 2500 Franken im Monat kosten die Kita für Lou (3) und der Hort für Paula (8) in einer Stadt im Kanton Zürich. Seit diesem Monat bleibt Lou einen halben Tag mehr pro Woche zu Hause – das spart 350 Franken im Monat. 

Zweimal hat der Vermieter im letzten Jahr die Miete für die Viereinhalbzimmer-Wohnung erhöht. 2800 Franken zahlt die Familie nun, statt der 2500 Franken, die als Schmerzgrenze definiert waren. 

Als Sabine Roth erfuhr, dass ihre vierköpfige Familie im Jahr 2024 eine Prämienverbilligung erhält, war das für sie «fast wie ein Sechser im Lotto». Denn sie und ihr Mann konnten in den vergangenen Jahren nichts auf die Seite legen. «Uns steht das Wasser bis zum Hals», sagt Sabine Roth. Dank der Prämienverbilligung belastet die Krankenkasse das Familienbudget nur noch mit 700 statt fast 1100 Franken im Monat. 

Eine kleine Lohnanpassung und die Prämienverbilligung erlauben es dem Paar, erstmals seit Jahren wieder überhaupt ans Sparen zu denken. 

Knapp unter Vollzeit

Ihr Erwerbspensum empfindet Sabine Roth als passend. Sie möge ihre Arbeit, sagt sie, und sie wolle ihren Kindern vorleben, dass eine Frau sich nicht zwischen Familie und Beruf entscheiden müsse. Weder sie noch ihr Mann streben eine Vollzeitstelle an: «Uns geht es um die Beziehung zu den Kindern und darum, uns gegenseitig bei der Betreuung zu entlasten.» 

Wahrscheinlich könnten sie woanders eine günstigere Wohnung finden, meint sie. Aber für sie als Eltern sind neben der Miete auch andere Faktoren wichtig. Und die sind stimmig: Die Wohnung liegt in einer modernen Siedlung in Waldnähe. Die Kita für Lou ist in unmittelbarer Nähe, und Schulkind Paula konnte sich schon früh selbständig auf den Quartierstrassen bewegen.

Geld ist ein Konfliktthema in der Beziehung

Sabine Roth sagt: «Es nervt mich, dass das Geld ein Konfliktthema ist in unserer Beziehung.» Dass sie und ihr Mann immer wieder über finanzielle Dinge diskutieren müssen. Darüber, was drin liegt und was nicht. Auf teurere Ferienreisen zu verzichten, fällt ihr nicht schwer. Sie sagt: «Mir ist es wichtiger, im Alltag nicht ständig Geldsorgen haben zu müssen.» 

Der Blick in die Zukunft stimmt sie zuversichtlich: Wenn ihr jüngeres Kind in den Kindergarten kommt, werden die Betreuungskosten deutlich sinken. «Aber diese ersten vier Jahre, die sind heftig. Finanziell, emotional. Die muss man irgendwie überstehen. Als Paar und als Mensch.»

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