Ihr grösster Luxus, sagt Jennifer Matzig (39), seien Waschmaschine und Tumbler in ihrer Wohnung. Die Mutter von Julian (1) und Gabriele (13) ist sich Verzicht gewöhnt. Seit der Kleine da ist, müssen sie und ihr Mann Carlo (38) noch stärker aufs Budget achten. «Wir leben äusserst sparsam», sagt Jennifer Matzig. Und trotzdem bleibt am Ende des Monats nichts übrig.
Gemäss Familienbarometer 2024 reicht das Einkommen für 52 Prozent der Familien in der Schweiz nur knapp oder gar nicht. Zu diesen Familien zählt auch diese Familie aus Jona SG. «Das Geld reicht hinten und vorne nicht», sagt Jennifer Matzig. Nicht nur Windeln und Co. belasten seit 2023 das Familienbudget stärker, sondern auch steigende Lebensmittelpreise und eine Mieterhöhung von 200 Franken.
Früher zurück ins Erwerbsleben als gewünscht
Gern wäre Jennifer Matzig nach der Geburt von Julian später ins Erwerbsleben zurückgekehrt. Doch die Familie braucht ein zweites Einkommen; Jennifer Matzigs Einnahmen aus dem Online-Verkauf von Babygeschenken über ihren Amarenas Bambinishop sind gering.
Als ihr Baby drei Monate alt war, fand sie eine Arbeit: An vier Abenden in der Woche verlässt sie das Haus, wenn ihr Mann nach Hause kommt. Sie fährt im Stundenlohn für ein Restaurant Essensbestellungen aus und trägt so etwa 500 Franken im Monat zum Familienbudget bei. Ist sie krank, wie vergangene Woche, entfällt ihr Lohn.
Für den älteren Sohn aus einer früheren Beziehung bekommt Jennifer Matzig monatlich 300 Franken Alimentenbevorschussung überwiesen. Ihr Mann arbeitet Vollzeit als Schreiner, verdient netto etwas über 5000 Franken.
Am stärksten belastet die Wohnungsmiete das Budget: 2400 Franken kostet die Viereinhalbzimmer-Wohnung mit Garagenplatz nach der Mietzinserhöhung im letzten Jahr. «Uns wurde angekündigt, dass die Miete im Mai erneut angehoben wird», sagt Jennifer Matzig.
Die Krankenkasse würde die Familie weitere 1000 Franken im Monat kosten; dank einer Prämienreduktion bezahlt sie noch 600 Franken.
Sparen bei den Lebensmitteln
Die Eltern sparen, wo sie können, kaufen fast nur noch Budget-Lebensmittel. «Früher lag es auch mal drin, Fleisch beim Metzger zu kaufen, jetzt essen wir kaum mehr Fleisch.» Jennifer Matzig hat mit Bekannten einen Verein gegründet, um Lebensmittel zu retten. Bei vier Geschäften in der Gemeinde können die Mitglieder nicht verkäufliche Ware abholen. Sie behalten etwas für sich und deponieren den Rest in einem öffentlich zugänglichen Kühlschrank.
Die Vorweihnachtszeit ist für die Familie eine besondere: Dann ist Jennifer Matzig am Weihnachtsmarkt präsent und verkauft gehäkelte Babyfinkli oder Nuggiketteli. «So verdiene ich einen rechten Batzen. Das ist jeweils unsere Reserve für das nächste Jahr.»
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