Erfolglos? Kein Problem! Sofern man Topmanager bei Boeing ist.
Der krisengeschüttelte Luftfahrt- und Rüstungskonzern hat kürzlich angekündigt, dass es zum zweiten Mal innert vier Jahren zu einem CEO-Wechsel kommt. CEO David Calhoun (66) schmeisst hin, weil Boeing wiederholt wegen Sicherheitsmängeln in der Kritik steht. Die US-Börsenaufsicht SEC, die Luftfahrtbehörde FAA und das US-Justizministerium ermitteln sogar gegen Boeing.
Finanzielle Konsequenzen gibt es für Calhoun nicht. Mehr noch: Er bleibt im Unternehmen. An der Aktionärssitzung wurde Calhoun wieder in den Boeing-Vorstand gewählt. Dazu stimmten die Aktionäre seinem Vergütungspaket 2023 in Höhe von 33 Millionen Dollar (30 Millionen Franken) zu. Dabei hatten mehrere Investoren-Beratungsunternehmen wie Glass Lewis oder ISS davor gewarnt, Calhoun wiederzuwählen. In seinen fünf Amtsjahren als CEO konnte er den Ruf von Boeing nicht verbessern und schlitterte zudem in neue Skandale.
Die Vergütung besteht aus 1,5 Millionen Dollar Lohn sowie einem Aktienpaket im Wert von über 30 Millionen Dollar.
Auch der Vorgänger profitierte
So gut erging es auch Calhouns Vorgänger. Ende 2019 trat CEO Dennis Muilenburg (60) zurück, nachdem der Ruf und das Ergebnis des Unternehmens durch zwei tödliche Unfälle mit Boeing 737 MAX schwer geschädigt wurden.
Sein Gehalt von 2 Millionen Dollar, weitere 2 Millionen in Form von anderen Vergütungen und Leistungen sowie langfristige Aktienprämien im Wert von rund 39 Millionen Dollar sackte er trotzdem ein. Dazu kam noch eine Rente in Höhe von 15 Millionen Dollar.
Bis zum 13. Juni muss Boeing dem US-Justizamt Antworten liefern. Weil es das Unternehmen versäumt hat, ein Compliance- und Ethikprogramm zur Aufdeckung von Verstössen gegen US-Betrugsgesetze einzurichten. Die FAA schaut sich die Produktion der Boeing 787 «Dreamliner» genauer an. Die SEC untersucht Aussagen des Flugzeugherstellers über dessen Sicherheitspraktiken. Nur die Cheflöhne, die schaut sich offenbar keiner an.