Auf einen Blick
- Migros verkauft Micasa, Do it + Garden schliesst
- 625 Arbeitsplätze betroffen durch Verkauf und Schliessungen
- Auch bei Alnatura gibts Veränderungen
Plötzlich geht es schnell: 13 Monate lang mussten die Migros-Angestellten der Fachmärkte Micasa und Do it + Garden warten und bangen. Jetzt, wenige Wochen vor der grossen Migros-Jahrenbilanzkonferenz im März, hat der orange Riese die Katze aus dem Sack gelassen: Die Micasa-Möbelläden wurden endlich verkauft. Die Mehrheit der Do-it-Baumärkte muss schliessen. Kommt hinzu: Die Genossenschaft Migros Zürich lässt den Franchisevertrag mit den Alnatura-Filialen auslaufen. Insgesamt sind mindestens 625 Jobs betroffen. Es ist ein weiterer, einschneidender Schritt im grossen Umbau der Migros. Blick hat die Übersicht.
Baumärkte Do it + Garden: 31 Filialen schliessen
Hiobsbotschaft für die Angestellten, aber auch für die Kundinnen und Kunden der Do-it-Baumärkte: Die allermeisten Filialen werden bis spätestens Ende Juni 2025 für immer schliessen. Diesen Schritt wollte die Migros lange vermeiden. «Leider konnte für Do it + Garden trotz intensiver Bemühungen kein Käufer gefunden werden», so der Detailhändler. Zahlreiche Gespräche brachten nichts, «keiner sah das Potenzial, das Geschäft landesweit erfolgreich weiterzuführen».
Die Do-it-Filialen in Carouge GE und Nyon VD werden wie bereits bekannt an OBI übergehen. Für vereinzelte Do-it-Standorte laufen laut der Migros dezentral weiterhin Verhandlungen mit potenziellen Interessenten.
31 der 45 Baumärkte werden definitiv geschlossen. Davon betroffen sind laut dem orangen Riesen 466 Mitarbeitenden von Do it + Garden. Für sie würden «bestmögliche Anschlusslösungen innerhalb oder ausserhalb der Migros-Gruppe gesucht», so die Migros. Falls das nicht klappe, komme der Migros-Sozialplan zur Anwendung. Und weiter: «Sämtliche Lernenden von Do it + Garden können ihre Ausbildung innerhalb oder ausserhalb der Migros fortsetzen und abschliessen.»
An die Adresse der Kundschaft lässt die Migros verlauten, man werde weiterhin alle Garantie- und Serviceleistungen für die Produkte von Do it + Garden sicherstellen.
Micasa-Möbelmärkte werden dem Management verkauft
Auch die Kundschaft und die Hunderten Mitarbeitenden von Micasa warten schon lange auf Klarheit. Jetzt können sie aufatmen, denn der Inneneinrichter bleibt bestehen. Philipp Agustoni, der heutige CEO von Micasa, und Manuel Landolt, der COO der Migros Fachmarkt AG, übernehmen im Rahmen eines Management-Buy-outs 30 Micasa-Filialen.
Die neue Leitung übernimmt per 1. September 2025. «Gemeinsam mit Partner Rethink starten wir voller Energie in ein neues Kapitel für Micasa», lässt sich Agustoni in einer Mitteilung zitieren. «Gemeinsam werden wir die Zukunft des Wohnens in der Schweiz mitgestalten.»
Alle Mitarbeitenden und Lernenden in den Filialen werden weiterbeschäftigt. Und auch für die Kundinnen und Kunden gibt es gute Nachrichten: Die Garantie- und Serviceleistungen der Produkte bleiben bestehen. Kurzfristig gibt es für sie also keine spürbaren Änderungen.
Aber: Die Veräusserung von Micasa in Kombination mit der Schliessung von Do it + Garden hat auch Auswirkungen auf übergreifende Funktionen. Die Migros Fachmarkt AG wird bis Ende Januar 2026 ihre Aktivitäten einstellen. Davon sind 159 Mitarbeitende betroffen. Zusammen mit den 466 Stellen bei Do it + Garden macht das 625 Jobs, die vom Verkauf respektive von der Schliessung tangiert sind.
Alnatura-Vertrag wird nicht verlängert
Für die Biomärkte Alnatura gibt es dagegen keine guten Neuigkeiten, wie Blick bereits vor Tagen berichtete. Die Migros Genossenschaft Zürich wird den Betrieb der 25 Alnatura-Filialen in der Schweiz «mittelfristig» aufgeben. Der Franchisevertrag wird nicht verlängert.
Was mit den Filialen genau passiert, ist noch nicht klar. Alnatura will hierzu noch im ersten Halbjahr 2025 informieren. Für die Angestellten geht das Bibbern weiter. Für die Kundschaft ändert sich vorerst nichts, die Geschäfte bleiben weiterhin offen.
Grösster Umbau in der Migros-Geschichte
Mit diesen Fachmarkt-Verkäufen geht der grösste Umbau in der Geschichte der Migros Schlag auf Schlag weiter. Diesen hatte die Migros vor einem Jahr gestartet. Erst vor einem Monat hatte der Detailhändler den Verkauf aller OBI-Filialen an die deutsche OBI-Gruppe bekannt gegeben, die auch die beiden Do-it-Filialen in Carouge GE und Nyon VD übernimmt.
Zuvor hatte sich die Migros bereits vom Elektronikhändler Melectronics, dem Sportartikelverkäufer SportX und dem Velohändler Bike World getrennt. So übernahm etwa der Elektrohändler Mediamarkt 20 von 37 Melectronics-Filialen. Der Rest wurde geschlossen. Die Hälfte der SportX-Filialen ging an Ochsner Sport.
Vor zwei Wochen hatte die Migros noch den Verkaufsvertrag für den grössten Brocken, die Reisetochter Hotelplan, unterschrieben. Käuferin ist die deutsche Konkurrentin Dertour, die hierzulande mit der Marke Kuoni gross im Geschäft ist. Dertour übernimmt aber nicht die ganze Hotelplan-Gruppe: Die Hotelplan-Tochter Interhome geht an den Berliner Ferienwohnungsspezialisten Hometogo.
Mibelle-Gruppe der M-Industrie noch in Verhandlungen
Damit ist der Verkaufsreigen der Migros beinahe abgeschlossen: Zur Veräusserung steht noch die Kosmetik- und Hygienetochter Mibelle. In der Industrie-Gruppe der Migros wird zum Beispiel das Kultspülmittel Handy hergestellt.
Zur Gruppe zählen laut Website über 1600 Mitarbeitende in Betrieben und Werken in den USA, Grossbritannien, Frankreich und an zwei Standorten in der Schweiz. Wie lange steht Mibelle noch im Schaufenster?
Die Gruppe wird wohl in Teilen verkauft. Ob hier ein Verkaufsresultat bis zur Bilanzkonferenz der Migros Ende März vorliegt, ist abzuwarten.