Auf einen Blick
- Die Krypto-Branche pumpte bereits 119 Millionen Dollar in den Wahlkampf
- Ehemaliger Bitcoin-Skeptiker Donald Trump lanciert eigene Krypto-Währung
- Konkurrentin Kamala Harris will Krypto-Startups mit Steuerbonus ködern
Vizepräsidentin Kamala Harris (59) und Ex-Präsident Donald Trump (78) buhlen im Wahlkampf um die Gunst der Krypto-Industrie. Kein Wunder: Zwar nutzten 2023 nur sieben Prozent der Menschen in den USA Kryptowährungen, wie eine Erhebung der Federal Reserve zeigt.
Doch bis im August pumpte die Branche bereits 119 Millionen Dollar in den Wahlkampf, um wohlgesinnte Kandidatinnen und Kandidaten zu unterstützen. Parallel zur Präsidentschaftswahl werden in den USA im November auch das Repräsentantenhaus und 33 von 100 Sitzen im Senat neu gewählt.
USA schuldenfrei dank Bitcoin?
Trump scheint für die Krypto-Fans auf den ersten Blick die bessere Wahl zu sein: So will der Kandidat der Republikaner als erster Krypto-Präsident in die Geschichte eingehen. Der frühere US-Präsident hat damit eine Kehrtwende um 180 Grad hingelegt. Noch vor drei Jahren hatte er die älteste Kryptowährung kritisiert: «Bitcoin scheint ein Betrug zu sein», sagte Trump damals. «Ich mag ihn nicht, weil es eine weitere Währung ist, die mit dem Dollar konkurriert.»
Doch diese Aussagen sind längst vergessen. Heute buhlt Trump um die Gunst der Krypto-Fans. So trat er im Sommer auf einer Krypto-Konferenz auf und versprach am ersten Tag seiner zweiten Präsidentschaft den Chef der Börsenaufsicht SEC Gary Gensler (66) zu entlassen. Dieser steht Kryptowährungen skeptisch gegenüber und versucht, der Branche engere Grenzen zu setzen.
USA schuldenfrei dank Bitcoin?
Doch Trump will nicht nur die Bitcoin-Jünger auf seine Seite ziehen. Im September gründete er eine eigene Krypto-Handelsplattform namens World Liberty Financial, die von seinen Söhnen Don Jr. (46), Eric (40) und Barron (18) geführt wird. Barrons Jobtitel in der Firma: «Visionär». Bei der dazugehörigen Kryptowährung sind 20 Prozent der Gesamtmenge für das Gründerteam und damit die Familie Trump reserviert, wie die Fachplattform Coindesk schreibt.
Die Klausel schürt den Verdacht, dass Trumps Interesse für Krypto stark vom Wunsch getrieben ist, sich selbst die Taschen zu füllen, heisst es in einem Kommentar auf Coindesk. Und auch sonst sind die Krypto-Pläne des Präsidentschaftskandidaten nicht immer ausgegoren. So sagte Trump, dass die US-Staatsschulden von 35 Billionen Dollar mit Bitcoin beglichen werden könnten.
Die Idee dahinter: Das US-Finanzministerium soll in den nächsten fünf Jahren eine Million Bitcoin (etwa fünf Prozent des Gesamtvolumens der Kryptowährung) kaufen. Aktueller Preis: rund 65 Milliarden Dollar. Wegen der erwarteten Wertsteigerung wären die USA nach zwanzig Jahren schuldenfrei, erklärte die republikanische Senatorin Cynthia Lummis (70), eine treue Trump-Anhängerin, auf der Bitcoin-Konferenz.
Experten warnen vor diesem Plan: Die darin vorgesehene Wertsteigerung der Kryptowährung sei völlig illusorisch. Zum Vergleich: Heute sind alle existierenden Bitcoins rund 1,3 Billionen Dollar wert. Das US-Defizit betrug alleine für das Jahr 2023 1,7 Billionen Dollar.
Harte Linie gegen Krypto-Firmen
Dass die Krypto-Fans dennoch auf Trump hoffen, liegt daran, dass die Regierung von Joe Biden (81) mit Vizepräsidentin Harris (59) eine harte Linie gegen Krypto-Firmen fährt.
Im März wurde Sam Bankman-Fried (32), der Gründer und Chef der Krypto-Handelsplattform FTX, wegen Betrugs zu 25 Jahren Haft verurteilt, nachdem er Kunden auf der ganzen Welt Milliarden von Dollar gestohlen hatte. Und im April wurde der Gründer der weltgrössten Kryptobörse Binance, Changpeng Zhao (47), zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Seine Firma musste zudem eine Geldstrafe in Höhe von 4,3 Milliarden Dollar zahlen, weil die Plattform nichts gegen Geldwäscherei und Terrorfinanzierung unternahm.
Harris versucht den Spagat
Ein Sieg von Harris bei der Wahl im November könnte aber auch positiv für Bitcoin und Co. sein. So erreichte der Bitcoin trotz der «Krypto-feindlichen» Politik der aktuellen Regierung in diesem Jahr sein Allzeithoch. Zudem könnte die stärkere Regulierung helfen, dass die Branche von ihrem schlechten Image wegkommt.
Wie bei vielen anderen Themen bleibt Harris auch beim Thema Krypto vage. Auf diese Weise versucht sie, Krypto-Skeptiker und -Fans gleichermassen bei Laune zu halten. Sie wolle neue Technologien wie digitale Vermögenswerte «fördern» und gleichzeitig Verbraucher und Investoren schützen, sagte die Kandidatin der Demokraten. Die USA sollen «dominant im Bereich der Blockchain sein», so Harris an einer Veranstaltung Ende September.
Gut für die Branche ist Harris' Plan, Kleinunternehmen mit einem 50'000 Dollar Start-up-Steuerbonus zu unterstützen. Diese Politik käme Blockchain-Unternehmern direkt zugute, wenn sie in der Gründungsphase viel Kapital benötigen.
Dazu kommen die Verbindungen von Harris ins Silicon Valley. Ihr Schwager, Tony West (59), ist Chefjurist bei Uber. Und viele Big-Tech-Leute aus Kalifornien gehören zu den grössten Unterstützern der Demokratin. So etwa die ehemalige Facebook-Topmanagerin Sheryl Sandberg (55) und Laurene Powell Jobs (60), die Witwe von Apple Mitgründer Steve Jobs (1955–2011).