Seit zehn Jahren zeigt sich Zug als Motor der Schweizer Blockchain-Szene. Mittlerweile hat sich das Crypto Valley in Zug in die gesamte Schweiz ausgebreitet und beherbergt insgesamt 1135 Firmen. Das vergangene Jahr war jedoch kein Zuckerschlecken: Viele in Zug ansässige Blockchain-Firmen schrumpften aufgrund der wirtschaftlichen Herausforderungen. Und der Konkurs der amerikanischen Kryptobörse FTX um Jungmilliardär Sam Bankman-Fried (31) im November 2022 sorgte auch in der Schweiz für ein Nachbeben. Auch wenn die betroffenen Unternehmen dies lange bestritten.
«Die Branche war damals für einen kurzen Moment etwas zu naiv», sagt etwa Mathias Ruch (47), Gründer und CEO der Zuger Risikokapitalgesellschaft CV VC, zu Blick. Sie gehört zu den Mitgründerinnen des Crypto Valleys. «Viele waren überzeugt, dass die FTX-Krise für uns unbedeutend sei.» Der Zusammenbruch des Kryptomarktes liess aber auch in Zug das Transaktionsvolumen schrumpfen.
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Jedoch spürten dies die Firmen erst einige Monate später. So musste Anfang 2023 beispielsweise das Fintech-Unternehmen Bitcoin Suisse auf einen Schlag 20 Prozent seiner Mitarbeitenden entlassen. Zudem sanken aufgrund der grossen Unsicherheiten auch die Firmengründungen.
Nicht nur warme Worte zum Jubiläum
Auch danach sorgten die Kryptowährungen eher für Negativschlagzeilen als Luftsprünge. Dass der Kurs der beiden wichtigsten Währungen, Bitcoin und Ethereum, weiterhin starken Schwankungen ausgesetzt ist und sich momentan gar auf dem absteigenden Ast zeigt, scheint die Zuger Blockchain-Branche nicht zu besorgen. «Uns betrifft dies nicht direkt», sagt Ruch. Den meisten Zuger Unternehmen gehe es vor allem darum, die Blockchain-Technologie weiterzuentwickeln. «Auch wenn die Märkte verrückt spielen – wir arbeiten im Stillen weiter.»
Zum Jubiläum gab es im Hauptsitz von CV VC beim Bahnhof Zug jedoch nicht nur warme Worte. Heinz Tännler (63), Zuger Finanzdirektor und Präsident der Swiss Blockchain Federation, störte sich vor allem an den Schweizer Finanzbehörden. «Die Finma wirkt unsicher, zögerlich, ja, sogar ängstlich, wenn es um Bewilligungen und Lizenzierungen geht.» Dennoch zeigt sich Tännler überzeugt, dass die Schweiz der beste Blockchain-Standort sei. Es würden nun jedoch aufgrund der Schweizer Regulierungshürden andere Standorte wie etwa London und Paris aufholen. Verliert die Schweiz also bald ihre Krypto-Vorreiterrolle?
Millionen-Projekt für die Blockchain
Vor allem ging es Tännler wohl darum, den Anwesenden das geplante Valley-Grossprojekt schmackhaft zu machen: 40 Millionen Franken soll der Kanton Zug als Projektträger in die Blockchain-Forschung stecken. Neben einem Institut an der Universität sowie der Hochschule Luzern sollen die beiden Standorte auch durch einen Hub zusammengeführt werden. «In den letzten Jahren wuchs die Branche rasant, aber ohne Kompass», sagt dazu Bernhard Rütsche (53), Rechtsprofessor und Prorektor für die Entwicklung der Uni Luzern.
Das Millionen-Projekt soll mithelfen, damit die Blockchain laut Rechtsanwalt Rütsche «Bürokratie abbauen, die Demokratie stärken und die politische Macht dezentralisieren» kann. Das sind grosse Worte. Bevor dies passiert, muss das Vorhaben aber erst mal durch das Zuger Parlament.