Alles läuft gut, hier gibt es nichts zu sehen! Das war die Kommunikationsstrategie von Bitcoin Suisse im Dezember, als bereits wilde Gerüchte im Zuger Krypto-Valley die Runde machten. Einen Monat später ist plötzlich alles anders. Der Kryptodienstleister verschickte Ende Januar eine Medienmitteilung, CEO Dirk Klee spricht darin von einer «angemessenen Reduktion der Mitarbeiter».
Wie viele Angestellte genau entlassen worden sind, will Bitcoin Suisse auch auf Nachfrage nicht sagen. Die grosse Geheimniskrämerei im Zuger Krypto-Valley.
Laut Blick-Informationen sind mehrere Dutzend Personen von der jüngsten Entlassungsrunde betroffen. Ende 2021 hat Bitcoin Suisse 280 Angestellte beschäftigt. Die Chefs peilten sogar eine Joboffensive an, budgetierten für Ende 2022 mit 360 Angestellten. Doch so weit kam es nie. Schon im Frühling, als der Bitcoin stetig an Wert verlor, folgte ein Einstellungsstopp.
Jeder fünfte Mitarbeiter weg!
Nach der Entlassungsrunde im Januar beschäftigt Bitcoin Suisse laut eigenen Angaben nun noch «gut 200 Mitarbeitende». Wurde also 80 Personen gekündigt? Auf die abermalige Blick-Nachfrage korrigiert das Unternehmen die Zahl Tage später dann doch noch auf «circa 230 Angestellte».
Bedeutet: Bitcoin Suisse zählt heute 20 Prozent weniger Mitarbeitende als Anfang 2022, jeder fünfte Angestellte musste im vergangenen Jahr also wieder gehen. Die Entlassungen betreffen alle Standorte – in Zug, Liechtenstein und Dänemark.
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Warum diese Geheimniskrämerei? «Wir geben grundsätzlich über unsere Reportings an unsere Aktionärinnen und Aktionäre zur Generalversammlung Mitte des Jahres hinaus keine Details zu unseren Finanzzahlen bekannt. Dies schliesst auch den genauen Personalstand mit ein», sagt Sprecherin Verena Schwarz.
Widersprüchlichkeiten zum FTX-Skandal
Gegenüber Blick schwärmte CEO Dirk Klee im Dezember noch vom Geschäft. Bitcoin Suisse sei – anders als viele andere Kryptounternehmen – überhaupt nicht vom FTX-Skandal betroffen. Die Pleite der zweitgrössten Kryptobörse der Welt riss den Bitcoin und alle weiteren Digitalwährungen im Herbst in die Tiefe. Das Geschäft von Bitcoin Suisse aber – angeblich – nicht.
Jetzt zeigt sich: Das war nur die halbe Wahrheit. Es stimmt, dass Kundengelder bei Bitcoin Suisse vom FTX-Skandal nicht betroffen waren. Die Firma selbst aber schon. Bitcoin Suisse ist auf der vergangene Woche veröffentlichten Gläubigerliste von FTX aufgetaucht.
Trotzdem beharrt Sprecherin Verena Schwarz darauf, dass die Entlassungen nichts mit FTX zu tun hätten. «Die Stellen werden nicht wegen FTX, sondern wegen des anhaltend anspruchsvollen Umfelds reduziert. Der FTX-Skandal hatte keinerlei direkten Auswirkungen auf unser Geschäft.»
Die Entlassungen begründet Bitcoin Suisse dann aber trotzdem wieder mit dem «schwierigen und anspruchsvollem Umfeld». Nach knapp einem ganzen Jahr mit nachlassendem Handelsvolumen und deutlich tieferen Preisen seien die Entlassungen unausweichlich gewesen. Dazu hat die FTX-Pleite massgebend beigetragen.
Schwarz: «In 2022 ereignete sich nicht nur die Pleite von FTX, sondern weitere Entwicklungen trugen zu hoher Unsicherheit im Kryptomarkt bei.»
Fast alle Top-Manager sind weg
Während die Entlassungen auf Mitarbeiterebene neu sind, setzt sich der Aderlass in der Führungsriege von Bitcoin Suisse auch 2023 fort. Egal ob VR-Präsident, CEO, Rechts- oder Marketingchef – sie alle sind 2022 ersetzt worden. Nun wird bekannt: Auch der Finanzchef und der CEO von Bitcoin Suisse Liechtenstein haben genug. Beide nahmen im Januar den Hut.
Das meint Blick
Diese Änderungen wurden vom Kryptodienstleister zumindest teilweise forciert. Nachdem man sich im Jahr 2021 bei der Finanzmarktaufsicht (Finma) vergebens um eine Banklizenz bemühte, will man 2023 einen neuen Anlauf nehmen. Und dafür braucht es neue Chefs mit anderen Kompetenzen. Bitcoin Suisse hat die alten Manager – Kryptoexperten erster Stunde – durch erfahrene Banker ersetzt.
Weitere Änderungen auf Managementebene seien nicht mehr geplant, versichert Sprecherin Verena Schwarz. Es gebe zum aktuellen Zeitpunkt auch keine Pläne für einen weiteren Personalabbau.