Ist die UBS die grosse Gewinnerin?
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Christian Kolbe zur Übernahme:Ist die UBS die grosse Gewinnerin?

Internationale Stimmen zum Zürcher Bankenbeben
«Qualitätsmerkmal Schweizer Bank? Das war einmal»

Die Zwangsehe der Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse solle eine globale Finanzkrise verhindern, lautet der Konsens internationaler Medien. Doch die überhastete Rettung komme zu einem hohen Preis für die Schweiz. Deren Finanzplatz sei massiv angeschlagen.
Publiziert: 20.03.2023 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2023 um 08:52 Uhr
Internationale Medien sind einer Meinung: Die Zwangsfusion der UBS und Credit Suisse wirft nicht nur den Finanzplatz der Schweiz zurück, sondern schadet auch dem Ansehen des Landes.
Foto: IMAGO/NurPhoto
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Internationale Stimmen scheinen sich einig: Die Notrettung der Credit Suisse durch die UBS und den Schweizer Staat habe erfolgen müssen, doch er komme zu einem hohen Preis. Die Schweiz selber sei der grösste Verlierer. Das Ansehen des Landes und des Finanzplatzes seien unwiederbringlich angeschlagen.

«Banken-Beben in der Schweiz», «Zwangsübernahme», Finanzhilfen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) über rund 110 Milliarden Franken an die UBS, berichtet Europas grösste Zeitung «Bild». «Die Credit Suisse zählt zu den weltweit grössten Vermögensverwaltern und gilt als eine von 30 global systemrelevanten Banken, deren Ausfall das gesamte Finanzsystem in Mitleidenschaft ziehen würde.» Entsprechend hätten «die Ereignisse in der Schweiz die Finanzwelt in Atem» gehalten.

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«Der grösste Verlierer: die Schweiz»

Die «Welt» titelt: «Qualitätsmerkmal Schweizer Bank? Das war einmal.» Eine unübersehbare Folge von Fehlentscheidungen und Skandalen der CS habe selbst die Eskapaden der Deutschen Bank in den Schatten gestellt. Die grössten Verlierer seien die Schweiz, so die Zeitung, und eine fünfstellige Zahl der zuletzt 50'000 Beschäftigten, die ihre Stelle verlieren wird.

«Knacks im Selbstbewusstsein»

«Mindestens zwei Tage haben sich ins kollektive Gedächtnis der Schweizerinnen und Schweizer eingegraben», schreibt die «Süddeutsche Zeitung». «Der 2. Oktober 2001, als die nationale Fluglinie Swissair am Boden bleiben musste, und der 16. Oktober 2008, als die Schweiz ihre Grossbank UBS vor der Zahlungsunfähigkeit rettete.»

In beiden Fällen seien Ikonen der Schweizer Wirtschaft am Ende gewesen. Nun warte auf die Schweizer Bevölkerung ein «weiteres Trauma». «Ziemlich sicher dürfte das Image des gesamten Finanzplatzes Schaden nehmen.» Das Blatt spricht von «einem Knacks im Selbstbewusstsein» der Schweiz. Zum Ruf des Landes gehörten «Gründlichkeit, Zuverlässigkeit, Solidität.» Der Skandal um die Credit Suisse lege nahe, dass die «wichtigen Finanzmarkt-Akteure, also neben der Finma auch die Nationalbank und das Finanzministerium, all diese Eigenschaften vermissen liessen».

Federer, der letzte noch stolzerfüllende Schweizer?

Der «Spiegel» spricht vom «Ende einer Ikone»: «Die abgewirtschaftete Grossbank Credit Suisse muss sich vom Schweizer Erzrivalen UBS retten lassen. Es ist der entwürdigende Schlusspunkt einer Talfahrt – und womöglich der Auftakt einer noch grösseren Krise.» Die Übernahme erfolge «für ein Trinkgeld und mit Sterbehilfe des Bundes».

Auch der «Spiegel» erinnert an die Swissair- und UBS-Traumata: «Wer weiss, ob nicht Roger Federer demnächst zusammen mit dem UBS-Logo ankommende Gäste auf dem Zürcher Flughafen begrüsst. Nach dem Swissair-Grounding 2001, der Staatshilfe für ebenjene UBS 2008 und dem Credit-Suisse-Desaster ist er jetzt vielleicht der letzte Schweizer, auf den die Eidgenossen noch voller Stolz und ohne Schmerz und Verlustängste schauen können.»

«Heirat unter vorgehaltener Waffe»

Die «Financial Times», Europas führende Wirtschaftszeitung, spricht von einer «Flintenhochzeit», die eine «Ansteckung verhindern» soll. «Dies ist eine chaotische, hässliche Übernahme, die niemand wirklich will – aber sie ist auch notwendig.»

Ob die «Hochzeit unter vorgehaltener Waffe» den Ansturm auf die europäischen Banken aufhalten werde, sei noch nicht abzusehen. Die neue Superbank wird auch gewarnt. Sie müsse sich «auf einen Sturm möglicher Rechtsstreitigkeiten einstellen. Es ist unklar, ob der Schweizer Staat die Kosten dafür übernimmt.»

Rentieren dürfte sich die forcierte Akquisition dagegen für UBS-Aktionäre, vermutet die Zeitung: «Selbst wenn man berücksichtigt, dass die UBS wahrscheinlich einige Vermögenswerte aus wettbewerbsrechtlichen verkaufen werden dürfte, wird diese Transaktion für die UBS-Aktionäre sehr wertsteigernd sein.»

«Selbst verschuldeter» Untergang

Die «New York Times» spricht von einem «eilig ausgehandelten Deal, der den globalen Finanzsektor nach einer Woche der Turbulenzen stützen sollte». Der tiefe Fall der alten Traditionsbank sei «die bisher folgenreichste Konsequenz aus den Turbulenzen, die sich durch die Implosion der Silicon Valley Bank ergeben haben.»

Doch die Schwierigkeiten der Credit Suisse seien weitgehend selbst verschuldet Sie sind auf jahrelange Skandale und finanzielle Fehltritte zurückzuführen, die das Unternehmen Milliarden von Dollar an Handelsverlusten und gesetzlichen Bussen gekostet haben.»

Rapider Vertrauensverlust beschleunigte Kollaps

Schliesslich habe ein rapider Vertrauensverlust den Kollaps der Bank beschleunigt, schreibt das «Wall Street Journal». Auslöser sei die Nachricht der saudischen Nationalbank gewesen, des grössten Aktionärs, keine neuen Mittel bereitzustellen. «Jahrelange Brandbekämpfung hatte das Vertrauen von Investoren und Kunden erschöpft, die letzte Woche zig Milliarden Dollar an Geldern abzogen.»

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