«Es ist ein historischer und trauriger Tag für die CS»
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Stimmen der Pressekonferenz:«Es ist ein historischer und trauriger Tag für die CS»

Als das Ausland den Bundesrat zu einer Lösung drängte, ging plötzlich alles ganz schnell
Das Ende der Credit Suisse

Die Schweiz stellt für die Rettung der Credit Suisse 209 Milliarden Franken bereit. «Ich habe selbst ein Konto bei der Credit Suisse», verteidigte sich Finanzministerin Karin Keller-Sutter (59) vor den Medien.
Publiziert: 19.03.2023 um 23:01 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2023 um 08:56 Uhr
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Historischer Gang: Karin Keller-Sutter (Mitte) zusammen mit SNB-Präsident Thomas Jordan (links) und Alain Berset auf dem Weg zur Pressekonferenz.
Foto: STEFAN BOHRER

Die UBS kauft die Credit Suisse für 3 Milliarden Franken. Ein Butterbrot. Und alle nicken den Deal ab, obwohl die CS unter dem Präsidium von Axel Lehmann (64) am Freitag an der Börse noch über 7 Milliarden wert war. Doch die Angst vor einem weltweiten Dominoeffekt nach dem Zusammenbruch der einst stolzen Zürcher Bank lässt die Kritiker verstummen.

Im Gegenteil: Wie Insider aus Bankenkreisen berichten, wuchs der Druck aus dem Ausland auf die Schweizer Regierung zum Wochenende hin zunehmend. Der Bundesrat sah offenbar keinen Ausweg mehr, als zum Notrecht zu greifen und der UBS zu ermöglichen, die CS zum einmaligen Spottpreis von 76 Rappen pro Aktie plus Garantien zu kaufen.

Sollten aus dem Deal Verluste entstehen, müsste die UBS für die ersten 5 Milliarden Franken selbst geradestehen, an zweiter Stelle kommt jedoch der Bund zum Zug. Er gewährt der UBS Garantien von bis zu 9 Milliarden Franken. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) und der Bund haben CS und UBS zudem ausserordentliche Liquiditätshilfen von total 200 Milliarden Franken gewährt. Die Schweiz stellt damit für die CS-Rettung 209 Milliarden Franken bereit.

«Habe selbst ein CS-Konto»

Trotz der Milliardenhilfe für die Übernahme will der Bund kein Boni-Verbot aussprechen. Grund: Bei der Liquiditätshilfe der SNB handle es sich nicht um eine Staatsrettung.

«Ich habe selbst ein Konto bei der Credit Suisse», verteidigte sich die Finanzministerin Karin Keller-Sutter (59) vor den Medien. Sie sei als Kundin froh, dass die CS nicht in Konkurs gehe. Viele andere Kunden, private wie Geschäftskunden, und die zahlreichen Angestellten der Bank, dürften das ähnlich sehen. Dennoch sprach der oft versteinerte Gesichtsausdruck der FDP-Bundesrätin Bände. Enttäuschung und Scham darüber, dass eine Schweizer Bank gerettet werden muss, standen ihr ins Gesicht geschrieben.

«Ich habe auch Konti bei der Credit Suisse»
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Karin Keller-Sutter offenbart:«Ich habe auch Konti bei der Credit Suisse»

Turbo-Gesetzesänderung

Auch wenn die CS-Lösung nicht perfekt scheint – und es in solchen Situation wohl nie perfekte Lösungen gibt –, könnte die Bundesrätin auch etwas stolz darüber sein, dass es gelang, die Grossbank vor dem Konkurs zu retten. Schliesslich blieben nur wenige Tage Zeit für die Rettung. Wenn am Montag die Börsen öffnen, musste die Übernahme unter Dach und Fach sein.

Die Ereignisse hatten sich in den letzten Tagen überschlagen. Ab Mittwochabend war klar: Bei der Credit Suisse brennt es lichterloh. Sie fragte bei der SNB um eine Liquiditätsspritze an. Die Landesregierung traf sich dann am Donnerstagmittag zur ausserordentlichen Bundesratssitzung. Schon damals, sagen bundesratsnahe Kreise, hätten die SNB und die Finanzmarktaufsicht (Finma) nicht bloss über die dramatische Lage bei der CS berichtet, die wegen eines riesigen Mittelabflusses in akute Liquiditätsprobleme geraten war.

Deal am Donnerstag aufgegleist

Schon an der Donnerstagssitzung wurde laut Blick-Informationen angetönt, dass die Liquiditätsspritze von 50 Milliarden Franken wohl nicht ausreiche, um das Vertrauen in die Credit Suisse wiederherzustellen. So wurde bei der Sitzung am Donnerstag auch eine Übernahme durch die UBS Thema.

Am Freitag dann traf sich der Bundesrat zu seiner ordentlichen Sitzung. Dort war die CS auch wieder Thema. Schon am Samstagabend traf sich der Bundesrat erneut zur Krisensitzung. Im Bernerhof drängte die Landesregierung auf die Übernahme der CS durch die UBS. Bundesratssprecher André Simonazzi (55) bestätigte am späteren Abend zwar das Treffen, schwieg jedoch zum Inhalt. Und wie Blick berichtet hatte, traf sich der Bundesrat am Sonntag erneut, mit dem Ziel, die Übernahme in trockene Tücher zu bringen, bevor am Montag um 1 Uhr morgens in Tokio die Börse öffnet.

Die UBS unter der Leitung des Präsidenten Colm Kelleher (65) hatte schon im Verlauf der Woche klargemacht, dass ihr Interesse an einer Übernahme gering sei. Das dürfte den Bundesrat veranlasst haben, der Grossbank mit Garantiezusagen entgegenzukommen.

Basar via Wirtschaftsmedien

Über die britische Wirtschaftszeitung «Financial Times» und den US-Witschaftsdienst Bloomberg sickerten immer wieder Details aus den Verhandlungen an die Öffentlichkeit. Es ist naheliegend, dass die beiden Grossbanken versuchten, Einfluss auf den Verlauf der Verhandlungen zu nehmen.

Gleichzeitig verdeutlicht das grosse Interesse der angelsächsischen Medien, wie gross die Bedeutung der beiden Bankhäuser international ist. Andererseits zeigt dies auch, wie wenig die Grossbanken in der Schweiz verhaftet sind. So hatte die CS am Donnerstag einen halben Tag gebraucht, bis die Ad-hoc-Mitteilung über die Milliarden-Spritze auch auf Deutsch und nicht bloss auf Englisch vorlag. Für manche Parlamentarier unterstrich dies, wie wenig Gewicht die Grossbanken der Schweiz zumessen.

Schon vor diesem Wochenende wurde in der Schweiz die Kritik laut, dass am Ende der Steuerzahler für die Kapriolen der Grossbanken geradesteht. Und dies, obwohl die «Too big to fail»-Regeln für systemrelevante Banken anderes vorsehen.

«Herr Lehmann, wer ist verantwortlich für dieses Desaster?»
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Pressekonferenz CS-Übernahme:«Herr Lehmann, wer ist verantwortlich für dieses Desaster?»

Warum wieder die Steuerzahler?

Doch rasch hatten Spitzenparlamentarier Zweifel geäussert, ob die Sandkastenspiele der Politik in der Praxis umsetzbar sind. Der Druck aus Grossbritannien und den USA, die Schweiz habe die CS zu retten, war zu gross. Auch hätten die geltenden Regeln genau für diesen Fall nicht gepasst, verteidigte sich der Bundesrat. Geht es um Grossbanken, passt anscheinend immer nur Staatshilfe.

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