Der grösste Umbau der 100-jährigen Migros-Geschichte nimmt Fahrt auf. Im Wochentakt verkündet der orange Riese Personalrochaden, wirbt Top-Manager anderen Firmen ab, legt Abteilungen zusammen und verkauft eigene Firmen.
Die wichtigsten Entscheide zur Zukunft des Migros-Kosmos mit der Zentrale in Zürich und den zehn regionalen Genossenschaften sind aber getroffen. Zeit für einen Überblick, denn dieser geht allmählich selbst Migros-Kennern verloren.
Bei Fachmärkten schauen Kunden hin
Am wuchtigsten trifft der Umbau aktuell die sogenannte Fachmarkt AG. Die Filialen der dazugehörigen sechs Unternehmen stehen unter der Verantwortung der Regionalgenossenschaften. Noch, denn die Migros will sich von sämtlichen Fachmärkten – ausgenommen die Baumärkte von Obi – trennen.
Heimelektronik und Sportartikel – sind verkauft
SportX: Gut die Hälfte der insgesamt 49 Filialen übernimmt die Dosenbach-Ochsner Gruppe. 24 Standorte laufen ab März 2025 unter der Marke Ochsner Sport, die bisher 80 Fachgeschäfte in der Schweiz betreibt. Drei Standorte werden zu Dosenbach-Filialen. Alle betroffenen Mitarbeitenden von insgesamt 600 schweizweit werden übernommen. «Ochsner Sport übernimmt zudem sämtliche Garantie- und Serviceleistungen von SportX», verspricht die neue Besitzerin. Zittern müssen noch die Angestellten der 22 übrigen SportX-Filialen, für die die Migros noch Verhandlungen und Gespräche «mit weiteren Interessenten» führt. Zu diesen dürfte auch Decathlon gehören. Die Franzosen wollen die Expansion in der Schweiz gemäss eigenen Angaben beschleunigen. Zudem sind sie bereits Mieter von Flächen in Migros-Einkaufszentren.
Melectronics: Für die Heimelektronikkette hat die Migros bereits Media Markt als Käuferin präsentiert. Dieser übernimmt ebenfalls nur einen Teil der Melectronic-Filialen. Was übrig bleibt, soll bis November geschlossen werden. 100 Filialmitarbeitende verlieren ihren Job. Kunden beruhigt die Migros: «Bestehende Garantieleistungen für bei Melectronics erworbene Produkte sind weiterhin gewährleistet.» Anlaufstelle ist der Kundendienst in den Migros-Supermärkten.
Velo, Möbel, Garten – Käufersuche läuft
Bike World, Micasa, Do it + Garden: Für diese drei Fachmärkte der Bereiche Velo, Möbel und Heim- und Gartenzubehör kann die Migros noch keinen Käufer nennen. Bis es zu einer Veräusserung kommt, dürfte es aber nicht mehr so lange dauern. Decathlon könnte ebenfalls an Bike World interessiert sein. An den Gartencentern könnte eine ausländische Baumarkt-Gruppe Interesse finden.
Bike World hat 16 Standorte und 180 Mitarbeitende, Micasa kommt auf 40 Standorte und 450 Mitarbeitende, Do it + Garden hat 47 Filialen und 600 Mitarbeitende. Bis ein Verkauf zustande kommt, ändere sich für die jeweilige Kundschaft vorerst nichts, schreibt die Migros auf Anfrage.
Reisen und Kosmetika – Verkauf braucht Zeit
Hotelplan: Die Reisetochter ist kein Fachmarkt und ist beim Migros-Genossenschaftsbund in Zürich angesiedelt. Hotelplan ist mit 2485 Mitarbeitern weltweit laut eigener Website ein Riesenbrocken. Die Detailhändlerin möchte die Tochter am liebsten als Ganzes verkaufen, was Stand heute wie ein Ding der Unmöglichkeit erscheint. Wohl darum will sich die Migros Zeit lassen und rechnet erst gegen Ende Jahr mit der Bekanntgabe einer neuen Eigentümerin.
Mibelle: Die Kosmetik- und Hygienemitteltochter ist ein Unternehmen der Migros-Industrie. Die Industrie ist ebenfalls vom Umbau betroffen. Der Fokus liegt dabei auf Eigenmarken zu besserer Qualität und tieferen Preisen für die Migros-Läden, Denner und Migrolino. Mibelle mit 1615 Mitarbeitenden unterhält zwei Standorte in der Schweiz, und sieben im Ausland. Ein Verkauf ist auch hier noch nicht in trockenen Tüchern und braucht Zeit.
Bei Supermärkten schaut Migros genau hin
Strategisch steht für die Migros das Kerngeschäft mit den Supermärkten im Zentrum. Der Abbau von Doppelspurigkeiten zwischen Regionen und Zentrale soll auch für dieses Geschäft Einsparungen bringen, zum Beispiel für Preissenkungen im Laden.
Durch die Firmenverkäufe und den Umbau sinkt der Personalbestand um fast 10'000 auf künftig 90'000 Personen. Mit einer kleineren Migros soll es in Zukunft zurück zu alter Stärke gehen.
99'175
Mitarbeitende zählt die Migros. Damit ist sie noch die grösste private Arbeitgeberin der Schweiz.
1500
Mitarbeitende müssen maximal aufgrund der Neuausrichtung der Migros gehen. 9230 weitere Jobs fallen weg, sind die Verkäufe von Mibelle, SportX, Hotelplan, Melectronics, Do it + Garden, Micasa, Bike World unter Dach und Fach.
31,9
Milliarden Franken Gesamtumsatz machte die Migros im vergangenen Jahr. Das sind knapp 3 Milliarden weniger als bei der Rivalin Coop.
175
Millionen Franken Gewinn fuhr die Migros im vergangenen Jahr ein. Ein Rückgang von über 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2022.
99'175
Mitarbeitende zählt die Migros. Damit ist sie noch die grösste private Arbeitgeberin der Schweiz.
1500
Mitarbeitende müssen maximal aufgrund der Neuausrichtung der Migros gehen. 9230 weitere Jobs fallen weg, sind die Verkäufe von Mibelle, SportX, Hotelplan, Melectronics, Do it + Garden, Micasa, Bike World unter Dach und Fach.
31,9
Milliarden Franken Gesamtumsatz machte die Migros im vergangenen Jahr. Das sind knapp 3 Milliarden weniger als bei der Rivalin Coop.
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Millionen Franken Gewinn fuhr die Migros im vergangenen Jahr ein. Ein Rückgang von über 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2022.