Was für eine exquisite Lage! In der mondänen Europaallee beim Hauptbahnhof Zürich leistet sich die Migros Zürich seit mehr als drei Jahren einen Food-Tempel der Extraklasse. Er ist wohl einzigartig im Universum des orangen Riesens. Bridge heisst der «Treffpunkt für Foodlovers», wie ihn die grösste Regionalgenossenschaft der Migros-Gruppe bewirbt.
Mehrere Etagen, super hip, 2000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Astronomisch hoch ist die Miete, die die Regionalgenossenschaft dafür zahlt: 350'000 Franken – pro Monat. Das berichtet das Finanzportal Inside Paradeplatz. Wegen der Mega-Miete steht das Vorzeigeprojekt im Herzen von Zürich nun vor dem Aus, heisst es weiter in dem Bericht.
Hochgerechnet aufs Jahr betrage die Miete 4,2 Millionen Franken. Wohl nicht aussergewöhnlich für Zürich, aber offenbar zu hoch für eine Detailhändlerin wie die Migros, die derzeit im grössten Umbau der Firmengeschichte steckt. An der Spitze der Migros-Gruppe steht Mario Irminger (59). Er soll der Regionalgenossenschaft Migros Zürich durchgeben haben, den Mietvertrag nicht mehr zu verlängern. Allerdings: Irminger kann als Chef der Migros-Gruppe den einzelnen Regionalgenossenschaften nichts vorschreiben, so besagen es die Statuten.
Migros Zürich äussert sich zurückhaltend
Darauf angesprochen, will sich die Migros Zürich nicht äussern. Das mögliche Aus von «Bridge» wird weder bestätigt noch dementiert. Entsprechende Fragen lässt sie ins Leere laufen. Die Regionalgenossenschaft teilt jedoch mit, dass man mit der Umsatzentwicklung «sehr zufrieden» sei. «Insbesondere die Gastronomie erfreut sich grosser Beliebtheit. Wir verzeichnen seit Eröffnung stetig steigende Besucherfrequenzen und die Kundenrückmeldungen sind sehr positiv», schreibt eine Sprecherin.
Weniger gut käme hingegen das Einkaufsangebot bei den Kundinnen und Kunden an. «Entsprechend sind wir bestrebt, das Gastronomieangebot wie bisher gemeinsam mit innovativen Gastronomiepartnern weiter auszubauen und zu entwickeln», heisst es weiter. Konkrete Umsatz- und Gewinnzahlen nennt die Migros Zürich keine. Gleiches gilt für Details zu Mietverträgen und deren Konditionen.
Grösste Regionalgenossenschaft finanziell unter Druck
Bricht die Migros Zürich das «Bridge»-Abenteuer nach weniger als vier Jahren auf Druck der Migros-Spitze tatsächlich ab, wäre das starker Tobak. Jedoch darf man nicht vergessen: Der Druck auf die Migros Zürich ist gross. Ohne ihre Beteiligungen hat die Regionalgenossenschaft im letzten Jahr lediglich einen Minigewinn von 8 Millionen Franken geschrieben. Mit Beteiligungen sind die Zahlen aber rot. Der Verlust 2023: über 39 Millionen Franken – nach einem Minus von rund 35 Millionen Franken im Vorjahr.
Grund dafür ist unter anderem das stotternde Deutschland-Abenteuer mit der Biokette Tegut, die zur Migros Zürich gehört. Die «Handelszeitung» schätzt die bisherigen Investitionen in Tegut seit der Übernahme 2013 inklusive Kaufpreis auf rund 600 Millionen Franken. Trotzdem läuft das Geschäft nicht. In den letzten beiden Jahren wies die Migros Zürich für das Bio-Abenteuer jeweils einen Verlust aus.
Jetzt also offenbar das Aus für den Food-Palast der Migros Zürich. Ins Gesamtbild des Migros-Mega-Umbaus würde diese passen.