Um sein Rentengeld aus der 1. und 2. Säule voll zu beziehen, muss man 44 Jahre lang Beiträge in die AHV und 40 Jahre lang in die BVG eingezahlt haben. Die Rentenleistungen können tiefer ausfallen, wenn man bis im fortgeschrittenen Alter studiert hat, längere Zeit keine Beiträge entrichtete (etwa bei langen Auslandaufenthalten), krankheitsbedingte Abwesenheiten hatte oder unbezahlten Urlaub genommen hat.
Im Extremfall kann man unter die Schwelle eines existenzsichernden Einkommens fallen. Obiges hat man aber immerhin in der eigenen Hand. Wie sieht es mit Entwicklungen aus, die man nicht unter Kontrolle hat?
Die Umwandlungssätze sinken immer weiter
Beispiel: Der Umwandlungssatz für das Altersrentenkapital ist in den letzten Jahren gesunken, von 7,2 auf 6,8 Prozent. Das bedeutet, dass ein Rentenkapital von 100'000 Franken in eine Altersrente von 6800 Franken statt 7200 Franken pro Jahr umgewandelt würde. Dieser Rückgang bereitet besonders jüngeren Generationen Sorgen.
«Meiner Meinung nach sind sich die heute 30-Jährigen bewusst, dass ihre Altersrente zwangsläufig niedriger ausfallen wird, da der Umwandlungssatz weiter sinken wird», sagt Albert Gallegos, Leiter der Vermögens- und Vorsorgeberatung bei der Genfer Kantonalbank. Die Festlegung des Umwandlungssatzes hängt nicht nur von den erwarteten Renditen an der Börse ab, sondern vor allem von der steigenden Lebenserwartung.
Sein Rat an die Millennials, also die jetzt rund 30- bis 40-Jährigen? Sie sollten lieber jetzt als morgen damit anfangen, sich Gedanken über ihre Rente zu machen und darüber, wie ihre Pensionskasse ihr Geld verwaltet. Es gibt nämlich grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Pensionskassen, was die Aussichten auf den Ruhestand erheblich verändert.
Jugend ist ein Vorteil
Der Experte betont einen Vorteil des jungen Alters: «Wer noch 30 oder mehr Berufsjahre vor sich hat, verfügt über den Trumpf der Zeit. In all den Jahren kann man damit rechnen, ein relativ grosses Kapital aufzubauen.» Dies vor dem Hintergrund, dass die Rendite der Pensionskassen in den letzten 30 Jahren bei 4 Prozent pro Jahr lag. Was zwar keine Garantie für die Zukunft ist, aber einen Anhaltspunkt bietet.
Die Krankenversicherung belastet die Finanzen
Ein weiterer wichtiger Faktor sind die explodierenden Krankenversicherungsprämien, die zusammen mit den Gesundheitskosten der Rentner wachsen. Die heutigen 30-Jährigen sind also bereits indirekt von höheren Beiträgen betroffen, da die monatliche Prämie einen immer grösseren Teil ihres verfügbaren Einkommens verschlingt. Es ist eine Art Steuer auf die steigende Lebenserwartung, die vom Lohn der Erwerbstätigen abgezogen wird. Und das, noch bevor sie die Senkung des Umwandlungssatzes, die ihnen ihre Pensionskasse aufzwingen wird, zu spüren bekommen.
Was ist mit den steigenden Zinssätzen? Versprechen sie den Versicherten immerhin höhere Anleiherenditen? Die Experten sagen nur zögerlich ja. Zunächst hatte der Zinsanstieg eher negative als positive Auswirkungen: «Im Jahr 2022 haben die stark anziehende Inflation und der starke Anstieg der Zinssätze die Kurse von Anleihen und Aktien abrupt sinken lassen, was zu starken Rückgängen bei diesen Anlageklassen führte», sagt Graziano Lusenti, Gründer von Lusenti Partners und Vorsorgeexperte.
Mittelfristig dürften die höheren Anleiherenditen aufgrund des Wegfalls der Negativzinsen die Performance der Pensionskassen jedoch um durchschnittlich 1 Prozent pro Jahr verbessern», prognostiziert Lusenti.
Werden die Kassen leer sein?
Eine weitere Sorge gilt der zukünftigen Finanzstärke der Kassen. Lusenti beruhigt: «Es ist kaum zu befürchten, dass die Pensionskassen in einigen Jahrzehnten leer sein werden, wenn die heutigen 30-, 40- oder 50-Jährigen das Rentenalter erreichen.» Der Experte erinnert daran, dass Pensionskassen zahlreichen Kontrollmechanismen auf mehreren Ebenen unterliegen: Versicherungsmathematiker für die Passiva, Fachberater für die Investitionen, Jahresabschlussprüfer, regionale oder eidgenössische Stiftungsaufsichtsbehörden.
Die Vorsorgeeinrichtungen werden paritätisch (gleichberechtigte Vertretung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern) und sehr dezentral verwaltet. Es gibt Einrichtungen von Unternehmen, von Berufszweigen, öffentlichen Körperschaften, Multi-Employer-Strukturen, Sammelstiftungen. «Insgesamt hat sich dieses System weitgehend bewährt», beschwichtigt Lusenti.
Dieser Artikel wurde zuerst auf der französischsprachigen Website von Blick.ch publiziert.