Wie steht es um die Gesundheit der Schweizer Bevölkerung im ersten vollständigen Jahr seit Ende der Corona-Pandemie? Dieser Frage ist der Luzerner Grundversicherer CSS in seiner alljährlichen Gesundheitsstudie nachgegangen. Und siehe da: Der gefühlte Gesundheitszustand der Schweizer Bevölkerung hat sich im Vergleich zum Beginn der Corona-Pandemie deutlich verschlechtert.
Selbsthilfe kann nützen
Laut der neusten Umfrage, an der 2432 Personen aus allen Landesteilen teilnahmen, fühlen sich 34 Prozent der Befragten «nicht ganz gesund». Das sind 12 Prozentpunkte mehr als im März 2020 und nur gerade ein Prozentpunkt weniger als im Vorjahr.
Vor allem bei über 65-Jährigen hat sich laut der CSS-Gesundheitsstudie der gefühlte Gesundheitszustand verschlechtert. Rund die Hälfte aller Personen in dieser Alterskategorie fühlen sich nicht ganz gesund. Drei Jahre zuvor waren es lediglich 30 Prozent.
Volkskrankheit «Erschöpfung»
Unter jenen, die sich nicht gesund fühlen, geben über zwei Drittel (68 Prozent) an, oft an Müdigkeit und Erschöpfung zu leiden. Es sei dabei nicht ausgeschlossen, dass die Erschöpfung auch auf Covid-Erkrankungen zurückzuführen ist, steht in der Studie. Bereits im Vorjahr hatten sich die Befragten dahingehend geäussert, dass die Auswirkungen von «Long Covid» tendenziell unterschätzt würden.
Häufig genannt werden zudem Schmerzen (48 Prozent), Infektionskrankheiten (41 Prozent) sowie Stress (40 Prozent). Die angeschlagene Gesundheit wirkt sich auf den Alltag aus: Betroffene leiden an Schlafproblemen und Bewegungsmangel, reduzieren ihr Sozialleben oder leiden unter angespannten Beziehungen. Das geht an die Substanz.
Grösstes Problem: Mentale Probleme
Die Schweiz kämpft auch zunehmenden mit mentalen Belastungen. 2021 ging es noch drei Viertel der Bevölkerung in psychischer Hinsicht «immer oder meistens gut». Dieser Wert ist auf zwei Drittel (67 Prozent) gesunken. Ein Drittel kämpft also mit regelmässigen psychischen Belastungsproblemen.
Immer noch geht es den jungen Erwachsenen schlechter als der übrigen Bevölkerung. Immerhin: In dieser Altersgruppe ist der Anteil jener, denen es psychisch gut geht, von 57 auf 60 Prozent gestiegen.
Eine anhaltend negative Tendenz zeigt sich dagegen bei den Erwachsenen. Am schlechtesten ist die mentale Stimmung bei Frauen zwischen 41 und 50 Jahren. Es ist das Lebensalter, in dem sich beruflicher und familiärer Stress oft vermischen.
Eher robust zeigten sich die Seniorinnen und Senioren. Doch das muss man aber relativieren: Über 65-Jährige tendieren mehr dazu, keine Hilfe aufzusuchen, wenn es ihnen schlecht geht.
Der Arbeitsplatz ist betroffen
Die psychischen Probleme übertragen sich auch auf die Arbeit. Eine grosse Mehrheit (70 Prozent) erachtet eine psychische Erkrankung aufgrund von Leistungsstress als Gefahr für die Gesundheit. Siehe da: 40 Prozent der jungen Erwachsenen sind schon einmal aufgrund ihres psychischen Befindens von der Arbeit ferngeblieben.
Bei den Erwachsenen liegt diese Quote bei 23 Prozent. Von allen Befragten haben nur 45 Prozent die Gründe für das Fernbleiben von der Arbeit offen kommuniziert, 40 Prozent haben einen anderen Grund vorgeschoben, der Rest hat keinen Grund genannt.
Nur 38 Prozent derjenigen, denen es psychisch nicht gut geht, haben professionelle Hilfe in Anspruch genommen. Allerdings finden nicht alle, die professionelle Hilfe suchen, die benötigte Unterstützung. Für knapp die Hälfte der Befragten gestaltete sich dies schwierig. Betroffen sind auch hier vor allem junge Erwachsene sowie Personen, die sich in einer akuten psychischen Krise befinden. Es ist seit längerem bekannt, dass die psychiatrischen Institutionen völlig überlastet sind. Das widerspiegelt sich in den Ergebnissen der CSS-Gesundheitsstudie.