Der reichste Mann der Welt erhielt eine Steuergutschrift von 4000 Franken. Kinderbonus. Denn Amazon-Chef Jeff Bezos – geschätztes Vermögen: 186 Milliarden US-Dollar – rechnete sich arm. Das zeigen Unterlagen, die dem Portal «Propublica» zugespielt wurden. Sie stammen aus dem Inneren der US-Steuerbehörde IRS.
Das Leck bei der amerikanischen Steuerverwaltung legt die Steuerdaten von Tausenden offen. Darunter sind Milliardäre wie Michael Bloomberg, Warren Buffett, Elon Musk, Rupert Murdoch, Bill Gates, Mark Zuckerberg – und Jeff Bezos.
Die Unterlagen enthalten laut «Propublica» nicht nur Informationen zu den Steuern. Sie geben auch Aufschluss über Investments, Aktienkäufe, Spielgewinne und steuerliche Prüfverfahren. Und sie zeigen: Die Superreichen sind super Steuervermeider.
Schlupflöcher der Milliardäre
Beispiel Bezos: Sein Vermögen ist in den Jahren 2014 bis 2018 explodiert. Es stieg in dieser Zeit laut «Propublica» um 99 Milliarden Dollar, unter anderem weil die Amazon-Aktie massiv zulegte. In dieser Zeit zahlte Bezos aber nur 973 Millionen Dollar Steuern. Der durchschnittliche Steuersatz: unter 1 Prozent. Noch dreister: In den Jahren 2007 und 2011 zahlte Bezos keinen Cent Einkommenssteuern.
Jeff Bezos hat klein angefangen und ist heute der reichste Mann der Welt. Einen grossen Teil seines Erfolgs hat er seiner Frau Mackenzie zu verdanken, von der er sich nach 25 Jahren getrennt hat.
Jeff Bezos hat klein angefangen und ist heute der reichste Mann der Welt. Einen grossen Teil seines Erfolgs hat er seiner Frau Mackenzie zu verdanken, von der er sich nach 25 Jahren getrennt hat.
Beispiel Musk: Das Vermögen des Tesla-Chefs wuchs von 2014 bis 2018 Milliarden um 14 Milliarden US-Dollar. Die bezahlten Steuern in dieser Periode: 455 Millionen US-Dollar. 2018 zahlte keinen Cent Einkommenssteuer.
Beispiel Buffett: Der legendäre Investor, das «Orakel von Omaha», Chef von Berkshire Hathaway, steigerte sein Vermögen von 2014 bis 2018 um über 24 Milliarden Dollar. Er realisierte ein Einkommen in dreistelliger Millionenhöhe. Unterm Strich bezahlte er aber nur knappe 24 Millionen Dollar an Steuern.
Steuerbeamte suchen Leck
Die Reaktion der Entblössten: Musk reagiert auf eine Anfrage lediglich mit einem «?». Buffett schickt eine ausführliche Erklärung. Er bekräftigt sein Engagement für ein faireres Steuersystem.
Die Steuertricks sind nicht illegal. Die Milliardäre nutzen die Schlupflöcher des Gesetzes. Ihr Reichtum fusst meist auf Aktien, Immobilien oder anderen Vermögenswerten. Diese werden nur wenig besteuert – anders als das Einkommen.
Die US-Behörde IRS sucht derweil das Leck. «Ich kann bestätigen, dass es eine Untersuchung gibt», sagte IRS-Chef Charles Rettig am Dienstag (Ortszeit) bei einer Senatsanhörung in Washington. Die unautorisierte Weitergabe vertraulicher Regierungsinformationen sei illegal, erklärte eine Sprecherin des Finanzministeriums. (ise)