AKW ade? Denkste! Nach jahrelangen Diskussionen um die Abschaltung von Atomkraftwerken (AKW) und der Energiewende – stets in der Sorge um Umweltschutz und Nachhaltigkeit – hat sich an der Weltklimakonferenz in Dubai dieser Tage Spektakuläres ereignet.
22 Staaten wollen «zum Wohle des Klimas» die Energieerzeugung aus Atomkraft deutlich hochschrauben. Bis zum Jahr 2050 sollten die Kapazitäten im Vergleich zum Jahr 2020 verdreifacht werden, hiess es in der heute Samstag veröffentlichten Erklärung.
Unterzeichnet haben diese die folgenden Länder: Frankreich, das Vereinigte Königreich, die Niederlande, Belgien, Schweden, Finnland, Polen, Rumänien, die Slowakei, Slowenien, Tschechien, Bulgarien, Moldawien, Ungarn, die Ukraine, die USA, Kanada, Japan, Südkorea, die Mongolei, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ghana.
Deutschland gehört nach seinem Atomausstieg in diesem Jahr wenig überraschend nicht zu den Unterzeichnern. Ebenso sind die Grossmächte Russland und China – die beide in den Top-5 der weltweit grössten Erzeuger von Atomenergie sind – nicht mit an Bord.
Geld für Atomkraft gesucht
Die gemeinsame Erklärung der 22 Länder hält fest, dass Atomkraft eine Schlüsselrolle dabei spiele, bis Mitte des Jahrhunderts Klimaneutralität zu erreichen und das 1,5-Grad-Ziel – mit dem die Weltgemeinschaft die schlimmsten Folgen der Erderwärmung verhindern will – im Rahmen des Möglichen zu halten. Das konkrete Ziel sei, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern.
Andere Länder sind aufgerufen, sich anzuschliessen. Investoren und internationale Finanzinstitutionen sind angehalten, Geld für den Ausbau von Atomkraft bereitzustellen.
Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, kritisierte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP die vielerorts vorhandenen Hürden bei der Finanzierung von Atomkraftwerken. Gewisse Statuten schliessen nämlich die Finanzierung von Kernenergie aus, etwa bei der Weltbank.
Unter anderem gebe es Länder, die gerne mehr oder neu eigene Atomenergie produzieren möchten, dies aber nicht aus eigener Kraft finanzieren können. Grossi nennt hier beispielsweise Brasilien, Argentinien, Südafrika, Marokko, Senegal, Kenia oder die Philippinen.
Ohne erneuerbare Energien geht es nicht
Der Fokus auf Kernenergie schliesst die Fortschritte bei alternativen Energien nicht aus. Zahlreiche Staaten haben sich in Dubai dem Ziel verpflichtet, die Leistung alternativer Energieproduktionsmethoden bis 2030 zu verdreifachen.
Der Anteil der Atomenergie an der weltweiten Stromerzeugung beträgt derzeit knapp zehn Prozent. Der Höchststand hatte 1996 bei 17,5 Prozent gelegen.
Laut Daten der «World Nuclear Association» lag die weltweite Atomstromproduktion im Jahr 2022 mit 2545 Terawattstunden um 100 Terawattstunden unter dem Vorjahreswert. Der grösste Teil dieses Rückgangs ist auf Ausfälle in alternden französischen Reaktoren zurückzuführen, während die Abschaltung in Deutschland und der Krieg in der Ukraine weitere negative Auswirkungen auf die Produktion hatten.