Fachkräftemangel im Notfalldienst
Glarus muss auf private Rettungssanitäter zurückgreifen

Das Kantonsspital Glarus hat zu wenige Rettungssanitäter. Deshalb muss das private Rettungsunternehmen Regio 144 über die nächsten Monate aushelfen. Die Gefahr von weiteren solchen Engpässen ist gross.
Publiziert: 12.02.2024 um 17:02 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2024 um 17:24 Uhr
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Die gelben Rettungswagen der Regio 144 sind die nächsten Wochen täglich im Kanton Glarus unterwegs.
Foto: Regio 144 AG
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Wer heute oder in den kommenden Wochen im Kanton Glarus einen Notfall erleidet, wird möglicherweise nicht vom Rettungsdienst des Kantonsspitals Glarus (KSGL) abgeholt. Sondern von einem Wagen des privaten Rettungsdienstes Regio 144 mit Sitz in Rüti ZH.

Der Grund: Der Rettungsdienst des KSGL leidet derzeit unter einer personellen Unterbesetzung. 3,4 der knapp 22 Vollzeitstellen seien unbesetzt, ergänzt die «Südostschweiz» eine Medienmitteilung von Regio 144.

Üblicherweise deckt Regio 144 nur das Zürcher Oberland und das Linthgebiet bei Notfällen ab. Bis mindestens Ende Mai wird aber ein Team jeweils von 7 bis 19 Uhr den Kanton Glarus sowie die St. Galler Gemeinden Amden, Weesen und Schänis – für die der Rettungsdienst des KSGL zuständig ist – bei Notfällen betreuen. Während der restlichen Stunden stehen jeweils zwei Glarner Teams im Einsatz.

Keine Qualitätseinbusse im Rettungsdienst

KSGL-Direktorin Stephanie Hackethal (50) versichert, dass die Geschwindigkeit und Qualität der Rettungsdienste erhalten bleiben. Die Fahrzeuge von Regio 144 werden über dieselbe Notfallzentrale in St. Gallen gesteuert. Regio 144 ist auch Mitglied im Interverband für Rettungswesen, in dem die anerkannten Rettungsdienste der Schweiz gesammelt sind.

Unklar ist, ob das nötige Personal dem KSGL bereits per Ende Mai zur Verfügung steht. Laut Hackethal gestaltet sich die Rekrutierung von neuen Mitarbeitenden mit entsprechenden Qualifikationen «anspruchsvoll».

Kein Wunder: Die Spitaldirektorin beziffert die über die vergangenen Jahre angesammelten Überstunden im Rettungsdienst mit zwischen 6500 und 7000 Stunden für das ganze Team. In der Folge seien vermehrt Mitarbeitende krank ausgefallen. Einige Mitarbeitende hätten aus persönlichen Gründen eine neue Stelle gesucht. Andere seien nicht zu noch mehr Überstunden bereit gewesen.

Verband geht Fachkräftemangel an

Auf Anfrage von Blick erklärt Nicolas Soldati, Sprecher des Interverbands für Rettungswesen, dass ein Austausch von Personal oder Fahrzeugen unter Rettungsdiensten zur Überbrückung von Engpässen nicht unüblich sei. Doch das Problem der Engpässe habe zuletzt stark an Dringlichkeit gewonnen: «Die Rettungsdienste müssen wegen des Bevölkerungswachstums und der immer älteren Gesellschaft immer mehr Einsätze leisten und sind auch immer öfter nachts gefragt.»

Die Aufstockung des Personals erfolge nicht im Gleichschritt. «Die Ausbildung zum Rettungssanitäter ist in der Schweiz auf einem deutlich höheren Niveau als in den Nachbarländern, weshalb sich zusätzliches Personal nicht einfach dort rekrutieren lässt», sagt Soldati. Gleichzeitig biete die dreijährige Ausbildung wenige berufliche Perspektiven: «Die berufliche Mobilität muss für Rettungssanitäter besser werden.»

Der Verband nimmt das Problem ernst, erstellt aktuell eine zentrale Datenbank und gibt Pilotstudien in Auftrag, um dem Problem des Fachkräftemangels zu begegnen. Damit es nicht zu kritischen Engpässen im Rettungswesen kommen möge.

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