Der Schweizer Spitaldachverband H+ schlägt Alarm. Wie die Direktorin, Anne-Geneviève Bütikofer, in einem Interview mit «Le Temps» erzählt, ist das Schweizer Gesundheitssystem an seine Grenzen gestossen.
Langfristig sei das aktuelle System zum Scheitern verurteilt, so Bütikofer. «Die Frage, die man sich stellen muss, ist, ob die derzeitige Finanzierung noch 20 oder 30 Jahre lang aufrechterhalten werden kann, und die Antwort lautet nein», so Bütikofer im Interview. Die Politik müsse aufhören, nur über die Kosten zu sprechen.
Es droht eine Unterversorgung
Mit Blick auf überfüllte Notfallstationen, geschlossene Betten aufgrund von Personalmangel und zu wenige Ärzte in psychiatrischen Kliniken forderte sie alle Beteiligten auf, sich an einen Tisch zu setzen und nach alternativen Lösungen zu suchen. Die derzeitige Situation «führt zu einer Unterversorgung», sagte sie.
Sie sei auch finanziell eindeutig schlecht für die Spitäler: «Die Spitäler leiden unter einer Unterfinanzierung von zehn Prozent im stationären Bereich und sogar 30 Prozent im ambulanten Bereich», so Bütikofer.
Die Schweiz habe 2019 81 Spitäler und Kliniken weniger gezählt als 2001, ein Rückgang von 23 Prozent. «Der medizinisch-technische Fortschritt führt zu kürzeren Aufenthalten und macht damit einen Teil der bestehenden Strukturen überflüssig. Der technologische Fortschritt erfordert aber höhere Investitionen», sagte Bütikofer. Sie forderte, den «veralteten» Tarif TarMed rasch durch ambulante Pauschalen zu ersetzen und ein kohärentes Tarifsystem einzuführen, bestehend aus Pauschalen und einem Tardoc für Leistungen, die nicht pauschaliert werden können». (SDA)